Klare Abkühlung am Kreditmarkt

<p>In der Zwischenzeit bleiben Angebote für Häuser merklich länger „im Schaufenster“ (ganz gleich ob analog oder digital), vor allem da gerade jüngere Interessenten nicht mehr ganz so leicht Kredite aufrufen können.</p>
In der Zwischenzeit bleiben Angebote für Häuser merklich länger „im Schaufenster“ (ganz gleich ob analog oder digital), vor allem da gerade jüngere Interessenten nicht mehr ganz so leicht Kredite aufrufen können. | Fotos: Fotalia / Adobe Stock

Laut Erhebung der Union Professionelle du Crédit (UPC) verzeichnete der Markt im Vergleich des dritten Trimesters 2021 und 2022 einen Rückgang von 13,3 Prozent bei den Kreditanfragen, gekoppelt an einen Rückgang von 9,8 Prozent bei den Beträgen.

Letztlich „Jammern“ auf hohem Niveau

Doch auch der Blick auf die tatsächlichen Abschlüsse liest sich ernüchternd. So summiert sich die Verringerung der in den Monaten Juli bis September dieses Jahres zugebilligten Kredite auf 10,7 Prozent, bei einer Regression der Beträge um 4,7 Prozent.

In der Summe wurden im dritten Trimester etwas mehr als 61.000 Transaktionen abgewickelt - für rund 10,5 Milliarden € (Refinanzierung ausgenommen). Beim Rückgriff aufs Archiv muss der Fachmann bis ins Jahr 2017 blättern, um auf einen noch niedrigeren Wert zu stoßen mit damals circa 55.000 Transaktionen bei einer Summe von 7,2 Milliarden €.

Sicherlich hinkt auch dieser Vergleich… wie viele andere vor ihm. Denn 2020 und 2021 war die Zahl der bewilligten Kredite mitsamt geliehenen Summen buchstäblich „durch die Decke gegangen“. Weshalb die aktuellen Zahlen nur bedingt die tatsächlich „drohende“ Entwicklung am Markt skizzieren. Experten meiden denn auch den Begriff „Rückgang“ wie der Teufel das Weihwasser, sprechen lieber von einer Abflachung.

Dessen ungeachtet dürfte es kaum überraschen, dass die externe Refinanzierung einen krassen Einbruch erlebt hat - mit nie gekannten 53,8 Prozent. Wohl aus Sorge um demnächst weiter nach oben treibende Zinsen gingen bei den Banken circa 4.700 Anträge für eine Summe von 630 Millionen € ein.

Hintergrund: Von Energie bis Einkaufswagen

Tränen lügen nicht… hieß es in den siebziger Jahren in einem Schlager von Michael Holm. Zahlen nicht minder! Und so spiegelt vor allem eine Zahl die grassierende Notlage in manchen Haushalten, die die seit Anfang Oktober geschaffene Möglichkeit eines Aufschubs ihrer Kreditzahlungen nutzten (freilich nur unter strikten Bedingungen). Eine Maßnahme, die nach einer ersten Erhebung einen traurigen „Erfolg“ kennt. Nicht ganz unerwartet, aber äußerst beunruhigend. In der Tat leiden immer mehr Haushalte unter der galoppierenden Inflation und den beständig hohen Energiepreisen. So gab es im Oktober insgesamt 5.206 positiv beschiedene Anfragen auf Aussetzung oder Anpassung der Verpflichtungen, hierunter allein 4.239 Gesuche im Zuge des Maßnahmenpakets von Febelfin. Hinzu kamen 967 externe Dossiers, bei denen die Banken aus eigenem Antrieb passgenaue Lösungen für betroffene Haushalte erarbeiteten. Im Schnitt bezifferte sich der Aufschub auf monatlich 460 €, vielfach festgemacht an Verpflichtungen wie Miete und Strom/Heizung, aber durchaus auch an den notwendigen Mitteln für den Einkaufswagen im Supermarkt.

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