Verdreifachung der Zinsen in kurzer Zeit setzt dem Markt zu

<p>Einerseits die stark gestiegenen Zinsen, andererseits die strikteren Kreditvorgaben erweisen sich als „Bremse“ im Immobiliengeschäft, das spürbar ins Stocken geraten ist.</p>
Einerseits die stark gestiegenen Zinsen, andererseits die strikteren Kreditvorgaben erweisen sich als „Bremse“ im Immobiliengeschäft, das spürbar ins Stocken geraten ist.

Der Immobilienmarkt in Ostbelgien, also quasi „vor der Haustür“, ist nach allgemeiner Einschätzung stabil. Zumindest noch! Denn die Branche hat sich in der Zwischenzeit durchaus auf einen spürbaren „Knick“ gerade bei der Preisgestaltung eingestellt, selbst wenn massive Preiseinbrüche (vorerst) ausbleiben dürften. Im Grunde nach der beständigen Preissteigerung (manche sprechen auch von Preistreiberei) eine durchaus nicht unerwartete Erkenntnis.

Gerade die gestiegenen Zinssätze (immerhin eine Verdreifachung seit Anfang des Jahres) dürften dem Markt zusetzen. Traditionell als krisenresistent bekannt und geschätzt, gerät die Immobilie erkennbar in unruhiges Fahrwasser, genießt als Anlageobjekt nicht mehr ganz die „Zuneigung“ wie noch vor Jahresfrist.

Die Gründe liegen auf der Hand - als „Trilogie“, die sich unweigerlich als Bremse auf den Markt auswirkt. Zinssteigerung, Energiekrise und Inflation - ein toxisches Gemisch, das auch in Ostbelgien erkennbar Sand ins Getriebe bringt.

Jedenfalls wurde die Nachfrage zuletzt deutlich ausgebremst, wodurch das verfügbare Angebot an Immobilien gestiegen ist. Mit anderen Worten: Der gängige „Regulator“ Angebot/Nachfrage funktioniert derzeit nicht wie gewünscht.

Der vorrangige Grund liegt, so die Erkenntnis der Branche, vor allem in der gewerblichen wie individuellen Unsicherheit, die sich im Zuge des mittlerweile achtmonatigen russischen Kriegs in der Ukraine breit gemacht hat.

Hinzu kommt die Zinssteigerung, die zwar nicht ganz überraschend war, jedoch weder in solcher Höhe noch in solch (kurzem) Zeitraum.

Die Folge: Kreditanfragen werden - ungeachtet der weiterhin hohen Nachfrage - seitens der Banken zunehmend negativ beschieden. Eine Tatsache, die dergestalt bis vor einem Jahr kaum denkbar war. Vor allem auch da die bankinternen Vorgaben merklich strikter geworden sind.

Hintergrund: Kreditzusagen stark rückläufig

Derzeit fehlt es in Belgien dem „marché résidentiel“, sprich: Wohnungsmarkt, an Nachschub. Unerwartet viele Planungen wurden vorerst auf Eis gelegt. Genannt seien als ein Beispiel unter vielen die Zahlen der weit verzweigten Trevi Group, die zum 1. Oktober lediglich knapp 200 Wohnungen „an der Hand“ hatte, während das Portfolio vor drei Jahren, also im Herbst vor der Pandemie, stattliche 800 Angebote zählte. Nur… Mehr benötigt das Unternehmen aktuell auch nicht, wie es in der jüngsten Marktanalyse heißt. Der Einschnitt bei den Kreditzusagen (seit Jahresbeginn ein Minus von rund 20 Prozent quer durch alle Institute) sei der Beleg für das rückläufige Immobiliengeschäft. Letztlich aber kein Wunder bei einem Plus der Zinslast von einem auf über drei Prozent in wenigen Monaten. „Eine Hausse, die ich so bisher nie gekannt habe“, gibt Trevi-Generaldirektor Kim Ruysen zu bedenken. Hinzu kommt gerade auf dem Wohnungsmarkt der ungeahnte Preisanstieg bei Baumaterialien, gekoppelt an die teils mangelnde Verfügbarkeit von Rohstoffen, „weshalb manche Promotoren ihre Projekte auf die lange Bank geschoben haben“

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