Bayern träumen schon vom Finale - nur die Freiburger Protestler stören

Julian Nagelsmann machte es sich mit breiter Brust bequem in der Favoritenrolle, doch die Freiburger Protestler trübten seine Vorfreude auf die lösbare Champions-League-Aufgabe beträchtlich. „Ich kann nicht verstehen, warum Freiburg das macht“, sagte der Trainer von Bayern München sichtlich pikiert über den Einspruch der Breisgauer gegen das jüngste Bundesligaduell und betonte mit festem Blick: „Ich hätte es nicht gemacht.“

Das anhängige Verfahren vor dem DFB-Sportgericht um die Wechselposse begleitete Nagelsmann und seine Mannschaft auch auf dem Weg nach Spanien. Dabei mahnte Vorstandschef Oliver Kahn vor dem Viertelfinal-Hinspiel beim klaren Außenseiter FC Villarreal am Mittwoch (21 Uhr) „volle Konzentration“ an. „Niemand darf glauben“, betonte er, dass es einfach werden würde.

Ganz anders, nämlich völlig „entspannt“, geht Kahn die Verhandlung um die drei Liga-Punkte von Freiburg an. Nagelsmann dagegen gab zu, dass er um das 4:1 bange, obwohl das Urteil auch für ihn „nur in eine Richtung“ gehen könne: Pro Bayern. Dass Freiburg überhaupt protestierte, nötigte ihn zu einer kleinen Stichelei. Das Bild, dass der SC von sich male, sei offenbar doch „nicht so klar gezeichnet“, ätzte er.

In der Mannschaft, behauptete Verteidiger Lucas Hernandez, sei Freiburg auf dem Weg in die Region Valencia kein Thema: „Ich denke darüber überhaupt nicht nach.“ Er forderte: „Wir müssen uns mit Villarreal beschäftigen!“ Für Hernandez ist klar: „Wir werden sie nicht unterschätzen - sonst wird es uns schlecht ergehen.“

Aus gutem Grund: Im Achtelfinal-Rückspiel bei Juventus Turin (3:0) habe Villarreal „gezeigt, zu was sie in der Lage sind“, sagte Kahn. Auch Thomas Müller erwartet „keine Spaziergänge“, denkt zum Auftakt der heißen Endspurt-Wochen aber schon weiter: „Unser großes Ziel ist, ins Finale zu kommen.“ Auf dem Weg ins Endspiel in Paris (28. Mai) würde im Halbfinale der Sieger des Duells Liverpool gegen Benfica warten.

Die Zuversicht ist groß, die Stimmung nach einer kurzen Herbst-Depression gut. „Man hört es nebenan im Speiseraum: Sie spielen Darts und schreien wild herum“, sagte Nagelsmann und grinste. Sicher, Villarreal mit dem erfahrenen Coach Unai Emery müsse man „erst mal knacken“, aber: „Wir sind auf alles vorbereitet.“

Seine Startformation skizzierte er unmittelbar nach dem Abschlusstraining, in dem viel gelacht und gescherzt wurde, „mit Lineal und Stift“. Doch er ließ „drei, vier“ Namen „über den Strichen“ offen. Alphonso Davies werde nach drei Monaten Pause wegen Herzproblemen zurückkehren und sei eine Option von Beginn an, meinte er.

Daneben stellte sich Nagelsmann „zwei interessante Personalfragen“: Soll Niklas Süle beginnen, obwohl ihm nach seiner Verletzung noch etwas der Rhythmus fehlt? Und: Soll er Serge Gnabry oder Leroy Sane von Anfang an ranlassen - oder beide und einen Defensiven opfern?

Letzteres könnte gegen die starke Offensive des „gelben U-Boots“ nach hinten losgehen. Vor allem Villarreals Saison-Entdeckung Arnaut Danjuma (“ein sehr gefährlicher Spieler“) hat es Nagelsmann angetan. Dass seine Elf Favorit ist, sieht er als „nicht dramatisch“ an: „Ich bin guter Dinge, dass wir uns durchsetzen werden.“

Allerdings: Emery fügte den Bayern die bislang letzte Auswärtspleite in der Königsklasse zu - im September 2017 mit Paris St. Germain (3:0). Ob sich Geschichte gegen „El Gigante“ aus München im mit 23.000 Fans ausverkauften Estadio de la Ceramica wiederholt? „Wir wollen einen magischen Moment erleben“, sagte Emery. (sid/calü)

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:

Villarreal: Rulli - Foyth, Raul Albiol, Pau, Alfonso Pedraza - Capoue, Parejo - Pino, Lo Celso - Moreno, Danjuma

München: Neuer - Pavard, Süle, Hernandez - Kimmich, Goretzka - Gnabry, Müller, Sane, Coman - Lewandowski

Schiedsrichter: Anthony Taylor (England)