Sauberkeitserziehung aus wissenschaftlicher Sicht

Da bei der Diskussion um das Thema Sauberkeitserziehung und einen angeblich nachlassenden Willen der heutigen Eltern, die Verantwortung für diese zu übernehmen, individuelle, auf eigenen Erfahrungen beruhende Meinungen wenig zielführend sind, halte ich es für sinnvoll, den diesbezüglichen Aussagen von Alain Mertes und dem entsprechenden Leserbrief von Chantal Langer die Studie des Schweizer Kinderarztes und Spezialisten für Entwicklungspädiatrie Remo Largo zur Entwicklung der Blasen- und Darmkontrolle entgegenzuhalten (Largo et al.: „Does a profound change in toilet-training affect development of bowel and bladder control?“ Developmental Medicine and Child Neurology 38, 106-116 (1996)).

Im Rahmen der Zürcher Longitudinalstudien wurden zwei Gruppen von Kindern verglichen: Eine Gruppe von Kindern, deren Eltern früh mit einem intensiven Sauberkeitstraining begannen und eine Gruppe, bei der die Eltern deutlich liberaler mit dem Thema Trockenwerden umgingen und eher eine Vorbildfunktion ausübten. Largo kam zu folgenden Ergebnissen (im Detail auch online nachzulesen in Benz C., Largo R.H.: „Entwicklung der Blasen- und Darmkontrolle“. Forum News, Skript 7, 1-4 (2003)):

• Das Alter, in dem die Kinder trocken und sauber werden, wird durch die individuelle Reifung bestimmt.

• Ein früher Beginn und eine hohe Intensität der Sauberkeitserziehung beschleunigen die Entwicklung der Blasen- und Darmkontrolle nicht.

• Unabhängig von den durch die Eltern ergriffenen Maßnahmen werden 25 % der Kinder erst zwischen dem dritten und vierten Geburtstag sauber und trocken.

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