[Video] Wolf wandert am helllichten Tag durch Hinderhausen

Emmanuel Vliegen und Julian Möller haben nicht schlecht gestaunt, als sie am Mittwochmorgen plötzlich einen Wolf in Hinderhausen erblickt haben. „Es war gegen zehn Uhr. Das Tier stand nur 20 Meter entfernt und war nicht zu übersehen. Schnell war klar, dass es sich um einen Wolf handeln muss. Wir konnten es kaum glauben. Wir sind beide Naturliebhaber und sind dem Tier dann etwas gefolgt, um Fotos und Videos zu machen.“

Dass es sich in der Tat um einen Wolf handeln muss, bestätigen Michael Pankert von der Forstverwaltung und Alain Licoppe vom wallonischen Netzwerk Wolf auf Nachfrage. Letzterer geht ziemlich sicher davon aus, dass der Wolf von Frankreich über Luxemburg und die Provinz Luxemburg in Ostbelgien gelandet ist.

Am Dienstagmorgen wurde das Tier zunächst um 8.30 Uhr in Bourcy (Gemeinde Bastogne) von einer Autofahrerin fotografiert. Das Raubtier wurde wahrscheinlich bereits am Abend zuvor einige Kilometer südlich des Gebiets beobachtet, doch es gibt keine Aufnahmen, die diese These stützen.

Gegen zehn Uhr wurde der Wolf dann wenige Kilometer weiter im luxemburgischen Hoffelt (Gemeinde Wintger) bildlich festgehalten. In einer Mitteilung ließ die luxemburgische Naturverwaltung am Dienstagabend verlauten: „Es deutet einiges darauf hin, dass sich in diesem grenzüberschreitenden Raum ein Wolf niedergelassen hat.“ Die Behörde argumentiert, dass es in den letzten Monaten mehrmals Hinweise auf Wolfsanwesenheit beziehungsweise Nachweise in der Gegend gegeben hat.

Alain Licoppe glaubt jedoch, dass die luxemburgischen Kollegen etwas voreilig schlussfolgern. Dass am Mittwoch ein Wolf im St.Vither Raum mehrmals gesichtet, fotografiert und gefilmt wurde, bestätigt ihn in seiner Annahme. Die Aufnahmen zeigen ein Lebewesen, das dem Wolf aus Luxemburg sehr stark ähnelt. „Wenn wir davon ausgehen, dass der Wolf durchschnittlich 30 Kilometer pro Tag zurücklegt, können wir anhand der häufigen Sichtungen sehr anschaulich seine Route von Frankreich in Richtung Nordosten nachvollziehen.“

In Hinderhausen ist der Wolf gar am helllichten Tagen mitten durch das Dorf spaziert. „Das ist in der Tat atypisch und kommt nur selten vor. Eigentlich sind wandernde Wölfe eher nachts unterwegs“, so Alain Licoppe. Auf der Suche nach einem eigenen Territorium können die Raubtiere auf den ersten Blick verloren wirken, was aber auch mit der Tatsache zu tun tat, dass sie sich in unbekannten Gefilden bewegen. Der Experte betont nochmals, dass vom Wolf keine Gefahr für den Menschen ausgeht.

Es bleibt abzuwarten, wo sich das Tier niederlässt. Alain Licoppe geht davon aus, dass der Wolf seine Reise in Richtung Deutschland fortsetzt. Am Mittwoch war das Tier außerdem in Born unterwegs und am Donnerstag zeigte ein Video in den sozialen Netzwerken ein wolfsähnliches Tier in Thirimont (Gemeinde Weismes). Damit nähert sich der Wolf augenscheinlich dem Hohen Venn, wo er aber nicht bleiben wird, weil sich dort bereits ein Rudel befindet, erklärt der Experte. Die Kollegen in den benachbarten Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat der wallonische Experte bereits über die wahrscheinliche Ankunft des Wolfes informiert.

Emmanuel Vliegen und Michael Pankert sind am Donnerstag den Spuren des Wolfs in Hinderhausen nachgegangen, um eventuelle Haare ausfindig zu machen. Sie wurden fündig und händigten die Haare dem Netzwerk Wolf aus. Der Fund ermöglicht eine DNA-Analyse, die den endgültigen Wolfsnachweis liefern kann.

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