Nicht begeistert, aber nicht überrascht

<p>„Keine Möglichkeit auszuweichen“: Oliver Paasch</p>
„Keine Möglichkeit auszuweichen“: Oliver Paasch | Foto: GE-Archiv

Die DG befinde sich in Alarmstufe 4, und die Risk Management Group (RMG) habe sich eh mit dem Gedanken getragen, verschärfte Horeca-Regeln in der DG einzuführen. Die bessere Regelung sei die nunmehr einheitliche Regelung, die im ganzen Land gelte. Die Flamen hätten dieser auch ohne Zögern zugestimmt. Das habe sicher auch daran gelegen, dass der flämische Horeca-Sektor selbst empfohlen habe, das Covid Safe Ticket verpflichtend zu machen. Gleiches gilt, zur Erinnerung, auch für Fitnessstudios.

Oliver Paasch betont, dass es in erster Linie darum gegangen sei, einen weiteren Lockdown zu verhindern. Ohne die Impfungen wäre ein solcher wohl unvermeidbar gewesen, schlägt Paasch in die gleiche Kerbe wie Premier Alexander De Croo (Open VLD) und Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke (Vooruit).

Ein Blick in die Nachbarländer zeige, dass Belgien nicht alleine den jetzt gewählten Weg einschlage, sondern dass auch anderswo ähnliche Maßnahmen getroffen würden. Paasch erinnert auch daran, dass der Föderalstaat das Pandemiegesetz aktivieren wird. Auf die zunehmenden Krankenhauseinweisungen auch von bereits geimpften Menschen angesprochen, spricht sich Oliver Paasch dafür aus, dass diese die Möglichkeit der Booster-Impfung, als in den meisten Fällen einer dritten Impfdosis, in Anspruch zu nehmen. Diese wird in der DG nunmehr angeboten. Dabei geht man ähnlich wie bei den Erstimpfungen vor: Man beginnt, wie im GrenzEcho vom Samstag zu lesen, mit den Über-85-Jährigen. Erste Einladungen an die 65+er sind bereits verschickt.

Vier Punkte, so der Ministerpräsident, solle man beachten. Erstens biete eine Impfung keinen 100-prozentigen, sondern einen 90-prozentigen Schutz gegen eine Ansteckung. Die Impfung schütze allerdings zu über 90% vor einer Einweisung auf eine Intensivstation. Zweitens handele es sich bei Menschen, die in ein Krankenhaus eingewiesen werden, in der Regel um ältere Mitbürger, die überdies Vorerkrankungen aufweisen. Bei solchen Menschen sei der Impfschutz nicht so stark wie bei Jüngeren. Man dürfe drittens auch nicht vergessen, dass in Ostbelgien etwa 37 Prozent (landesweit 25 %) der Bürger nicht geimpft seien. Diese Tatsache trage dazu bei, dass Infektionsketten nicht wirksam durchbrochen würden, so Paasch weiter. Man stelle viertens schließlich fest, dass der Impfschutz bei Über-65-Jährigen mit der Zeit nachlasse. Das sei auch nicht spezifisch für Ostbelgien und Belgien, sondern werde allgemein festgestellt. Er empfehle daher, die Möglichkeit einer dritten Impfung wahrzunehmen. (os)

Kommentare

  • Was heißt „Nicht begeistert“? Im Text wird diese Überschrift nicht erwähnt.
    Und was bedeutet „die Entscheidung zur Kenntnis genommen“?
    Sind die Maßnahmen jetzt notwendig, oder sind sie es nicht?

  • Als Mitglied des Konzertierungsausschusses hat also der Herr Ministerpräsident seine eigene Entscheidung zur Kenntnis genommen: Sonderbar!

  • Ja, Herr BIns, gut beobachtet.

    Indem man "etwas zu Kenntnis nimmt", kann man sich vor der eigenen Bevölkerung damit herausreden, dass man sozusagen nur als Zuschauer dabei war und mit der Entscheidung im Grunde nichts zu tun hatte.

    Allerdings kontrastiert das mit dem folgenden Satz: "Aufgrund der Zahlen in der DG habe es auch keine Möglichkeit gegeben, einer solchen Entscheidung auszuweichen."
    Also was nun, man sieht, dass die Maßnahmen notwendig sind und tr¨ägt sie als verantwortungsbewusster Regierungschef voll mit oder was?

    Es zeigt allerdings auch, wie die wirklichen Kr¨äfteverhältnisse im föderalisierten Belgien sind. Die sich so gerne als gleichwertige vierte Region aufplusternde DG ist nur ein Fliegengewicht neben Flandern, der Wallonie und Brüssel. Einen echten Einfluss auf die Entscheidungen hat sie nicht.

  • @N. Schleck, C. Binz

    Die Haltung und Kommunikation der Regierung der DG nach den Konzertierungsausschüssen der vergangenen Monate wurde gestern in einem mutigen BRF-Kommentar von Andreas Lejeune treffend beschrieben.
    Es wundert nur, dass dieser „Schlingerkurs“ nicht schon viel früher Kritik von Seiten mutiger und unabhängiger Journalisten hervorgerufen hat.

    Kritik an die Adresse der Regierung der DG scheint ohnehin nicht zum geläufigen Repertoire „ostbelgischer“ Medien zu gehören, zumal wenn diese direkt oder indirekt am Tropf der DG hängen.

    Da nimmt man doch lieber internationale, föderale oder regionale Akteure auf‘s Korn. Die sind weiter weg und denen muss man nicht täglich in die Augen schauen.
    Die Nähe in unserer Mini-Gemeinschaft kann Fluch und Segen sein.

    Der junge BRF-Journalist hat gezeigt, dass es auch in der DG möglich ist, journalistische Unabhängigkeit und Kritikfähigkeit zum Ausdruck zu bringen. Möglicherweise hat er sich dazu, angesichts der beschriebenen Rahmenbedingungen, überwinden müssen.

    Der Respekt fällt umso größer aus.

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