Vergessene Jugend

Während 2 Jahren wurden die jungen Leute, insbesondere die Studenten, vergessen: Die Online-Unterrichte waren mehr als oft nur dürftig, einige Unterrichte fielen komplett aus aufgrund der mangelnden Bereitschaft einiger Lehrer, sich mit Anwendungen wie Zoom, Skype oder Teams vertraut zu machen, das Versprechen der Ministerin Glatigny, dass kein Student seine Finanzierbarkeit an der Universität verlieren würde, waren leere Worte; kurz gesagt, den Studenten ging es während dieser Zeit mies. Nun, mit den fortschreitenden Impfungen sehen viele Schüler wieder ein Licht am Ende des Tunnels, und so sind viele dazu bereit, sich impfen zu lassen, um die Lockerungen im Schul- und sozialen Leben zu unterstützen. Aus persönlicher Erfahrung kann ich jedoch sagen: Nach meiner ersten Impfung ging es mir mehr als schlecht während 3 Tagen, so dass ich die Praxis meines Hausarztes kontaktierte. Auf die Frage, ob die starken Nebenwirkungen denn normal seien, antwortete man: „Es kann ja sein, dass Sie sich kurz vor oder nach der Impfung angesteckt haben.“ (Vielleicht meinte man, ich als junger Mensch habe nichts anderes zu tun als zu feiern und mir dabei Corona einzuheimsen.)

Vor der Impfung hatte ich aber einen Covid-Test gemacht, der negativ war, und nach der Impfung wurde ich so krank, dass an Ausgehen oder sozialen Kontakten nicht zu denken war. Ich möchte hiermit die Unwilligkeit gewisser Ärzte (man könnte ja fast von einem hypokritischen Eid anstelle vom hippokratischen Eid sprechen!), das kontinuierliche Anprangern und Verantwortlichmachen der Jugendlichen für die aktuelle sanitäre Situation, sowie das Leid der Jugendlichen und jungen Leute aufzeigen. Nach 2 Jahren totaler Ignoranz gegenüber der Situation der Jugendlichen jedoch ständigen Anschuldigungen, die so feierwütige Jugend würde Covid eher übertragen und damit die Mitmenschen gefährden, finde ich, dass vonseiten der Politik sowie anderen Institutionen etwas mehr Empathie und Verständnis angebracht wäre. (After all, die Jugend von heute ist die Wählerschaft von morgen!) Nach all diesen leeren Versprechen seitens der Politik, dem Einsperren der Jugendlichen und dem Verbot sozialer Kontakte, finde ich es inakzeptabel, dass der mittlerweile so impfbereiten Jugend noch immer die Schuld in die Schuhe geschoben wird. Ärzte, Politiker, und alle Institutionen und Gemeinschaften, die weiterhin nach diesem Prinzip der Schuldfrage und ihrem eigenen Autoritätsargument agieren, sollten boykottiert werden.

Ebenso berichtete mir ein Kommilitone, dessen Vater Lehrer an einer Sekundarschule in Brüssel ist, dass es mittlerweile so weit ginge, dass es z.B. beim Sportunterricht zwei getrennte Gruppen gebe, einerseits die geimpften Schüler und andererseits die Ungeimpften. Oder aber auch das Phänomen der Lehrer, die bereits jetzt Druck ausüben auf die ungeimpften Schüler sie sollen sich doch impfen lassen da sie ansonsten riskieren von den Klassenfahrten ausgeschlossen zu werden. Das Schockierende daran ist: Es handelt sich hierbei nicht um volljährige Schüler, sondern um Jugendliche im Alter von 13-14 Jahren (man bemerke dabei, dass in diesem Alter die Jugendlichen noch nicht gesundheitsmündig sind und daher die Eltern noch immer letzten Endes entscheiden, ob ihre Kinder geimpft werden oder nicht).

Einerseits, dieser unnachgiebige Druck auf die Schüler, und andererseits das dauerhafte Beschuldigen der Jugend für die Corona-Situation sind zwei Faktoren, die in Verbindung zur Dissimulation des eigenen Versagens seitens der Politik und einigen Lehrinstitutionen gebracht werden können. Und anstatt dieses Fehlverhalten zu korrigieren, wird immer weiter auf den Jugendlichen rumgehackt, auf den jungen Leuten, die bereit wären etwas zu verändern, auf denen, die diese Krise selbst schwer überstanden haben, die inmitten einer Depression oder kurz vor dem Schulabbruch stehen. Es ist natürlich eine schwierige Lage für alle, auch für die Entscheidungsträger in den Führungspositionen, jedoch finde ich es inakzeptabel weiterhin die Jugend für Fehler zu beschuldigen und geradestehen zu lassen, die sie selbst nicht verschuldet hat.

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment