Spanien „stirbt in Schönheit“: Morata erneut die tragische Figur

<p>Donnarumma pariert den Elfmeter von Morata.</p>
Donnarumma pariert den Elfmeter von Morata. | Foto: Photo News

Nach seinem schmerzhaften Fehlschuss wollte Alvaro Morata den Ort der Niederlage einfach nur so schnell wie möglich verlassen. Während um ihn herum Italiens Jubelsturm über den Einzug ins EM-Finale ausbrach, hastete der Stürmer vom Feld des Londoner Wembley-Stadions. „Morata wird zur tragischen Figur“, urteilte die Zeitung Marca – wie so oft bei Spaniens Auf und Ab während dieser EM. In der Nacht meldete sich Morata per Instagram. „Diese Gruppe“, schrieb er, „hat so viel mehr verdient. Ganz Spanien hat geträumt. Es war auch mein Traum, es war unser Traum.“ Der jedoch beim 2:4 im Elfmeterschießen gegen die abgezockten Italiener jäh platzte. Dani Olmo schoss über die Latte, Morata scheiterte an Gianluigi Donnarumma – und Jorginho besiegelte schließlich das Aus der Spanier.

„Es ist der grausamste Abschied der letzten Jahre. Italien tötet dich auf diese Art und Weise, ohne es verdient zu haben. Wir sind in Schönheit gestorben“, schrieb die Marca: „Es ist die Stunde der Tränen und des Stolzes.“ Die As kam zu dem Schluss, man könne der „Nationalmannschaft überhaupt nichts vorwerfen“, Spanien sei besser gewesen: „Sie zeigten Charakter und die Seele einer großen Mannschaft. Nur die Elfmeter ließen unsere Träume zerbrechen.“

Morata hatte zu diesem Spiel deutlich mehr beigesteuert als „nur“ den Elfmeterfehlschuss. Der 28-Jährige, der für Juventus Turin stürmt, hatte Spanien mit seinem Ausgleichstreffer (80.) überhaupt erst in die Verlängerung gerettet. Mit seiner Einwechselung nach dem Gegentor durch Federico Chiesa (60.) bekam Spaniens Spiel endlich mehr Dynamik und Wucht – und doch wird mit etwas Abstand vor allem der vergebene Elfmeter in Erinnerung bleiben.

<p>Luis Enrique führte Spanien bis ins EM-Halbfinale.</p>
Luis Enrique führte Spanien bis ins EM-Halbfinale. | Foto: Photo News

Er passte ins Bild, das Morata bei dieser EM abgab. Hochveranlagt, technisch brillant, aber oftmals glücklos. In der Vorrunde wurde er von den spanischen Fans in Sevilla ausgepfiffen, seine Frau bekam Morddrohungen, die sich auch gegen die drei Kinder des Paares richteten. Auch nach dem Elfmeterschießen wurde Campello in den Sozialen Medien wüst beleidigt. „Ich hoffe, dass man in Zukunft ernsthafte Maßnahmen gegen solche Personen ergreift, weil all dies schandhaft und unannehmbar ist“, schrieb Moratas Frau am Mittwoch: „Fußball ist ein Sport, der die Menschen vereint. Er soll kein Ventil für den eigenen Frust sein.“ Die As nannte Morata „Held und Anti-Held unseres Landes“, der Stürmer habe „alle Höhen und Tiefen erlebt, in gewisser Form war es die Morata-EM“. Trainer Luis Enrique, der trotz aller Schwierigkeiten an Morata festgehalten hatte, bekräftigte: „Er hat harte Zeiten durchgemacht während des Turniers, aber es spricht für ihn, dass er den Elfmeter schießen wollte.“

Schon im Laufe der Vorrunde hatten sich Licht und Schatten bei Morata und dem gesamten Team abgewechselt. Konstanz brachten die Spanier nie in ihr Spiel, sie gewannen nach 90 Minuten nur gegen die Slowakei. Und trotzdem überwog der Eindruck, dass sehr viel mehr möglich gewesen wäre. Hätte das Team eben seine Chancen genutzt und das gesamte Potenzial auf den Platz gebracht.

„Finito! Trotz des Ausscheidens: Spanien verlässt mit breiter Brust die EM“, schrieb El Mundo Deportivo: „Mit Morata begann und endete der Traum.“ Bei der Winter-WM in Katar im kommenden Jahr wollen die Spanier den nächsten Anlauf nehmen. (sid/tf)

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