Das Kasper-Theater zieht weiter

<p>Die Dänen feiern mit ihren Fans.</p>
Die Dänen feiern mit ihren Fans. | Foto: dpa

„Wir haben eine sehr gute Kasper-Truppe“, sagte Trainer Kasper Hjulmand, und er blickte lachend zum Doppel-Torschützen Kasper Dolberg, dem unwahrscheinlichen Helden eines Abends ganz in rot und weiß. „Einer von denen sitzt direkt neben mir, der andere steht im Tor. Wir greifen am Samstag mit allen Kaspern, die wir haben, wieder an.“ Dann geht es gegen die Niederlande oder Tschechien um einen Platz im EM-Halbfinale. Wer hätte das gedacht? Nach dem Drama um Christian Eriksen im ersten Spiel? „Es ist schwer zu verstehen, dass das hier Realität ist“, sagte Hjulmand nach dem 4:0 (1:0)-Feuerwerk gegen allerdings ganz schwache Waliser, „es ist verrückt. Ich weiß, dass Ajax Amsterdam Christians erste Heimat außerhalb von Dänemark war, dass er hier sein erstes Spiel mit 16 gemacht hat. Er ist bei uns.“

Mit 10.000 nicht nur freudetrunkenen Fans feierten die Dänen noch 20 Minuten nach dem Abpfiff, immer und immer wieder. Dann stellten sich alle zum Gemeinschaftsfoto vor ihrem Block auf, mit sämtlichen Betreuern, Ärztinnen, Physiotherapeuten. Es war ein Zeichen: Wir sind eins. Wir sind da. Sie sangen ihren Song der WM '86, der keiner Übersetzung bedarf: „Vi er røde, vi er hvide, vi står sammen side om side.“

Hjulmand packten die Gefühle. „Als Christian kollabiert ist, hat sich alles verändert. Ich habe gespürt, dass wir plötzlich in einer ganz anderen Situation waren. Wir brauchten die Liebe und die Unterstützung, denn sie hat uns Flügel verliehen.“ Auf diesen Flügeln schwebt Dänemark durch Europa. Dass ein Spieler, der das Ajax-Trikot trug, im früheren Wohnzimmer Christian Eriksens den Sieg brachte: Das war fast zu viel Kitsch für 90 Minuten Fußball. „Als wir zum Stadion gefahren sind, habe ich gefühlt, dass es sehr besonders ist für mich. Heute fühlt sich alles richtig an. Ich habe es genossen“, so Dolberg.

Kann es womöglich sogar einen dänischen Sensationstriumph geben wie – am Tag des Wales-Spiels – vor genau 29 Jahren? „Eines nach dem anderen“, sagt Kasper Hjulmand. Er könne zwar „keine Ergebnisse versprechen, aber ich kann versprechen, dass wir kämpfen“. Die drei Kasper gehen voran: Hjulmand auf der Bank, Kasper Schmeichel im Tor, Dolberg im Sturm. Fans, die jetzt Baku in „Aserbaidschanmark“ verwandeln wollen, müssen laut der Zeitung Jyllands-Posten danach allerdings zehn Tage in Quarantäne. (sid/tf)

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