Mancinis „Leiden“: Italien kehrt „auf die Erde zurück“

<p>Roberto Mancini sah auch positives in dem mühsamen Sieg.</p>
Roberto Mancini sah auch positives in dem mühsamen Sieg. | Foto: belga

Nach der „Schlacht in Wembley“ richtete Roberto Mancini den Blick schnell in Richtung München. Das Viertelfinale in der Allianz Arena am Freitag (21 Uhr) werde „so oder so nicht leicht“, sagte Italiens Coach nach dem Zittersieg seiner Rekordjäger gegen Österreich am Samstagabend vorsichtig – ob gegen Belgien oder Portugal. Ein Duell mit Superstar Cristiano Ronaldo oder Ausnahmestürmer Romelu Lukaku würde er „am liebsten vermeiden wollen, aber das geht natürlich nicht“.

Die vornehme Zurückhaltung von Maestro Mancini war allzu verständlich, nachdem seine zuvor groß gefeierte Squadra Azzurra gegen den tapferen Außenseiter ihre Leichtigkeit verloren hatte und fast gestolpert wäre. Das mühsame 2:1 (0:0) nach Verlängerung habe „die Azzurri auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt“, titelte die Gazzetta dello Sport. Die 120 nervenaufreibenden Minuten von London hätten „alle Grenzen und Makel ans Licht gebracht“, schrieb der Corriere dello Sport kritisch. Italien kehre „wieder auf die Erde zurück“, meinte El Mundo Deportivo.

„Wir hatten die Kraft. Solche Siege tun gut.“

Vorbei war es mit den Lobeshymnen der vergangenen Wochen, als sich die Tifosi nach einer perfekten Gruppenphase erstmals nach 53 Jahren schon wieder auf dem EM-Thron gesehen hatten. Mancini war dennoch um eine positive Sichtweise einer zähen Partie seiner wackeligen Nazionale bemüht: „Dieses Leiden wird uns noch sehr nützlich sein im weiteren Verlauf des Turniers. Wir hatten die Kraft. Solche Siege tun gut.“

<p>Gianluigi Donnarumma</p>
Gianluigi Donnarumma | Foto: belga

Davon war auch Torwart Gianluigi Donnarumma überzeugt. „Wir haben gewusst, dass wir leiden müssen, haben aber bis zum Schluss toll gekämpft. Ich bin sicher, dass uns ein Sieg wie dieser dabei helfen wird, das nächste Spiel mit mehr Energie und fokussierter anzugehen“, betonte der künftige Keeper von Paris St. Germain. Das wird auch dringend nötig sein, um sich den Traum vom Titel zu realisieren.

Torwart Donnarumma knackte den Gegentorlos-Rekord aus den 70er-Jahren.

Gegen das unangenehme Österreich war den Italienern jenes Selbstverständnis abhandengekommen, das sie bisher durch das Turnier getragen hatte. Erst die späten Treffer der Joker Federico Chiesa (95.) und Matteo Pessina (105.) erlösten die Azzurri. Immerhin war einmal mehr auf den Teamgeist und eine starke Ersatzbank Verlass. „Wir sind eine Gruppe von 26 Spielern und alle sind dazu bereit, dem Team zu helfen. Das hat den Unterschied ausgemacht“, lobte Chiesa. In dieser Mannschaft könne, ergänzte Pessina, „jeder ein Tor schießen und das ist unsere größte Stärke. Wir sind eine großartige Gruppe“.

Eine Gruppe, die ihre Rekordjagden fortsetzt. Die Squadra Azzurra ist nunmehr seit 31 Spielen ungeschlagen und hat damit den historischen Rekord des legendären Teams von Trainer-Ikone Vittorio Pozzo aus den 1930er-Jahren überboten. Zwölf Siege gab es nacheinander.

Zudem knackte Donnarumma um 25 Minuten die „ewige“ Bestmarke von Dino „Nazionale“ Zoff, der zwischen 1972 und 1974 1.143 Minuten ohne Gegentor geblieben war. Sasa Kalajdzic beendete in der 114. Minute schließlich Italiens Superserie. Zu mehr reichte es für Österreich nicht mehr bei der „Schlacht in Wembley“ (Corriere dello Sport). (sid/tf)

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