Was passiert in Budapest? Hollands Wijnaldum will „OneLove“ verbreiten

<p>Georginio Wijnaldum, Kapitän der Niederlande, macht sich nicht auf dem Platz für Vielfalt stark.</p>
Georginio Wijnaldum, Kapitän der Niederlande, macht sich nicht auf dem Platz für Vielfalt stark. | Foto: belga

Vielleicht würde Georginio Wijnaldum einfach gehen, aber ganz sicher ist er sich noch nicht. Der bislang so überragende EM-Kapitän der Niederlande hat zuletzt viel nachgedacht über das Achtelfinale am Sonntag (18 Uhr), bei dem in Budapest keinesfalls nur die tschechische Mannschaft der Gegner ist. Das politische Klima in Ungarn, homophobe und rassistische Äußerungen im Stadion: All das wabert durch Wijnaldums Kopf.

„Ehrlich gesagt habe ich viel überlegt, und ich habe mir gesagt: Gini, du wirst nächsten Sonntag in Ungarn spielen. Was wirst du tun, wenn es tatsächlich passiert?“, sagte der 30-Jährige. Früher habe er geglaubt, so Wijnaldum, dass er sofort vom Feld ginge, wenn er Affenlaute oder irgendwelche anderen rassistischen Verlautbarungen hören sollte: „Ich würde vielleicht runtergehen, aber ich habe begonnen, anders darüber zu denken.“

„Die UEFA sollte eine führende Rolle dabei spielen, die Spieler zu schützen.“

Der Mittelfeldspieler, der diesen Sommer vom FC Liverpool zu Paris St. Germain wechselt, sieht anstatt der Spieler die UEFA in der Pflicht. „Ich denke, dass die UEFA eine führende Rolle dabei spielen sollte, die Spieler zu schützen“, sagte Wijnaldum: „Sie sollten diejenigen sein, die sagen: Wenn so etwas passiert, brechen wir das Spiel ab.“

Geschehen ist dies bis dato nicht, auch wenn es an diskriminierenden Ausfällen im laufenden Turnier kaum mangelte. Nach den Gruppenpartien der Ungarn in der Heimat gegen Portugal (0:3:) und Frankreich (1:1) nahm die UEFA Ermittlungen wegen homophober und rassistischer Äußerungen der Fans auf, ebenso nach dem Gastspiel am Mittwoch in München beim 2:2 gegen Deutschland, wo die ultrarechte „Carpathian Brigade“ erneut auffällig geworden war. Die Ergebnisse der Untersuchungen stehen noch aus. Und möglicherweise wird es nach dem Spiel am Sonntag noch mehr zu ermitteln geben.

Wijnaldum wird in Budapest eine Regenbogen-Binde tragen.

Wijnaldum gibt da sich keinen Illusionen hin. „Natürlich kennt jeder die Situation in Ungarn. Es war während der gesamten Europameisterschaft bislang ein Thema“, sagte er der öffentlich-rechtlichen NOS. Daher wird er im Achtelfinale ein Zeichen setzen, indem er eine spezielle „OneLove“-Kapitänsbinde trägt, auf der auch die Regenbogenfarben zu sehen sind. Schon in den vergangenen Monaten hatte Oranje das „OneLove“-Logo auf den Aufwärmshirts oder Trikots platziert. „Wir haben gesehen, dass Manuel Neuer eine Regenbogenbinde getragen hat“, sagte Wijnaldum: „Das hat uns angesprochen und jeder weiß, dass wir die „OneLove“-Kampagne haben, die sich gegen Dinge wie Diskriminierung und Rassismus stellt.“

Mark Rutte, der niederländische Ministerpräsident, rief Orban beim EU-Gipfel am Donnerstag gar auf, ein Austrittsverfahren einzuleiten, wenn er die europäischen Werte nicht achten wolle. Bei der Fußball-EM ist Ungarn bereits raus. (sid/tf)

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