Danish Dynamite hofft auf Inspiration von 1992

<p>Als Team zusammengeschweißt wollen die Dänen ihre Reise fortsetzen – müssen in Amsterdam aber auf den Großteil ihrer Fans verzichten.</p>
Als Team zusammengeschweißt wollen die Dänen ihre Reise fortsetzen – müssen in Amsterdam aber auf den Großteil ihrer Fans verzichten. | Foto: dpa

Die EURO 2021 geht mit den K.o.-Spielen in die Crunchtime, die Zeit der Dramen beginnt – doch ein Team lässt sich davon überhaupt nicht aus der Ruhe bringen: Dänemark kann nach dem nervenzehrenden Kampf um Leben und Tod von Christian Eriksen nichts mehr erschüttern. „Man kann selbst die Emotionen eines Achtelfinalspiels nicht mit den Emotionen vergleichen, nachdem das passiert ist“, sagte Trainer Kasper Hjulmand: „Ein EM-Achtelfinale ist, was den Druck angeht, wie der Gang zum Frühstücksbrot am Sonntagmorgen. Das ist nichts dagegen.“

Auch Kapitän Simon Kjaer gibt sich vor der Partie gegen Wales am Samstag (18 Uhr) in Amsterdam tiefenentspannt. „Verstehen Sie mich nicht falsch, wir haben immer noch einen großen Hunger, Fußballspiele zu gewinnen“, äußerte der 32-Jährige. „Aber wir haben auch herausgefunden, dass Fußball zweitrangig ist.“

„Wir geben unser Bestes so wie sie damals und versuchen so weit wie möglich zu kommen.“

Genau diese Lockerheit könnte Dänemark besonders gefährlich machen. Die neue Mentalität erinnert an die Helden von 1992, die als unbekümmerter Nachrücker quasi aus dem Urlaub Sensations-EM-Champion im Endspiel gegen Deutschland (2:0) wurden. Das Team von damals sei „definitiv eine Inspiration“, betonte Hjulmand: „Allein um zu sehen, dass selbst ein kleines Land wie unseres große Dinge erreichen kann.“

Doch das Wunder von damals bringe noch eine zweite Seite mit sich, betonte Mittelfeldspieler Thomas Delaney. Der Druck auf die aktuelle Generation sei „durch 1992 größer geworden“, führte der 29-Jährige aus: „Ganz nach dem Motto: Wir haben es einmal geschafft, wieso nicht nochmal? Diesen Druck nehmen wir an.“ Hjulmand hält von Vergleichen beider Mannschaften ohnehin nichts. „Wir geben unser Bestes so wie sie damals und versuchen so weit wie möglich zu kommen, das ist alles“, sagte der ehemalige Mainz-Coach: „Heute ist eine ganz andere Art des Fußballs. Wir versuchen unsere eigene Identität zu kreieren.“

Das hat bislang im Turnierverlauf glänzend funktioniert. Durch den großartigen Umgang mit dem Drama um ihren kollabierten Mittelfeldchef Eriksen und eine angenehm erfrischende Spielweise hat Danish Dynamite viele Herzen in Fußball-Europa erobert. „Jeder hat sein eigenes Land als Nummer eins, aber als Nummer zwei scheint jeder ein gutes Auge auf Dänemark zu haben“, sagte Delaney mit einem schelmischen Grinsen.

Und der Turnierplan meint es gut mit dem Weltranglistenzehnten. Die Skandinavier befinden sich in der vermeintlich leichteren Turnierhälfte, in ihrem ersten EM-K.o.-Spiel seit 17 Jahren sind sie Favorit. „Wir wissen, dass Wales uns weh tun kann und wir auf den Punkt da sein müssen“, warnte Delaney: „Sie haben enormes Tempo in der Offensive. Wir haben großen Respekt.“

Erstmals in diesem Turnier müssen die Dänen ohne das Tollhaus Parken auskommen, statt 25.000 gibt es in Amsterdam nur knapp 4.000 dänische Fans. Doch das soll auf der großen Mission kein Hindernis werden. „Wenn wir rausgehen und frei und mit dem Mut und der Energie spielen können, die wir haben, dann glaube ich, dass wir wirklich weit kommen können“, betonte Kjaer: „Der Hunger und die Träume sind groß.“ (sid/tf)

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