Ungarns tränenreiches Deja-vu: Aus dem Hintergrund schießt diesmal Goretzka

<p>Sie schlugen sich tapfer, flogen am Ende trotzdem raus: die Ungarn.</p>
Sie schlugen sich tapfer, flogen am Ende trotzdem raus: die Ungarn. | Foto: Photo News

Adam Szalai weinte bittere Tränen – und mit dem tief enttäuschten Kapitän trauerte ganz Ungarn. Wie beim „Drama von Bern“ 1954 hatte Deutschland die „Magyarok“ in der 84. Minute mitten ins Herz getroffen. Dass Leon Goretzka wie einst Helmut Rahn auch aus dem Hintergrund, aber „nur“ zum 2:2 einschoss, änderte nichts daran: Für Ungarn stürzte in diesem Moment die Fußball-Welt ein. „Es ist schwer, Worte zu finden“, sagte Peter Gulacsi.

Der Torwart stand nach dem dramatischen Aus in der „Todesgruppe“ F mit all den anderen traurigen Helden vor dem ungarischen Anhang, ihre Hände hatten sie auf ihre Herzen gelegt. Gemeinsam sangen Spieler und Fans voller Stolz ihre Nationalhymne, viele weinten bitterlich. Dann flogen Trikots und Schuhe in den Block, wo die rechtsextreme „Karpathische Brigade“ von der Polizei bewacht wurde.

„Das war die schwerste Gruppe, die man in Europa bekommen kann“, sagte Gulacsi, „aber wir waren trotzdem bis zur 84. Minute im letzten Spiel dran, weiterzukommen.“ Doch nach der späten Niederlage gegen Titelverteidiger Portugal (0:3) und dem heroischen Unentschieden gegen Weltmeister Frankreich (1:1) war das zweite Remis zu wenig.

Der italienische Trainer Marco Rossi, der die Ungarn zu Europameistern der Defensive formte, war „extrem stolz“ auf seine Jungs. „Wir sind enttäuscht, weil wir so nah dran waren“, sagte er und ergänzte, der zweite Achtelfinal-Einzug nach 2016 wäre „historisch und unglaublich“ gewesen: „Aber leider gehen auch die schönsten Geschichten irgendwann zuende.“

Leidenschaft, Herz, Organisation, Intensität – mit diesen Qualitäten habe seine Elf zu Hause „sieben, acht Millionen Fans“ verzückt. „Ich habe die Jungs beglückwünscht und ihnen gesagt, dass sie die EM erhobenen Hauptes verlassen“, so Trainer Marco Rossi, „darauf können sie noch in vielen Jahren stolz sein.“ (sid/tf)

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