Belgien auf Platz drei bei Eltern-Burn-out – Mehr Bewegung reduziert Risiko

<p>Burn-outs sind zu einem gesellschaftlichen Problem geworden.</p>
Burn-outs sind zu einem gesellschaftlichen Problem geworden. | Foto: picture alliance/dpa/dpa-tmn

Yanni Verhavert führte für ihre Doktorarbeit eine Literatur-Studie durch. Sie hat herausgefunden, dass die meisten Studien zeigen, dass Bewegung, Sitzverhalten und Ernährung drei wichtige Faktoren bei der Vorbeugung von Burn-outs sind. Und vor allem körperliche Aktivität ist ein wirksames Mittel, um das Risiko eines Burn-outs zu senken.

„Jede Art von körperlicher Aktivität, die mindestens 20 Minuten dauert und mindestens zwei Mal pro Woche stattfindet, scheint das Burn-out-Risiko wirksam zu reduzieren. Um es dauerhaft zu senken, ist es am besten, sich ein Leben lang zu bewegen“, so Verhavert.

Zukünftige Forschungen sollten nun zeigen, wie intensiv, wie lange und wie oft Menschen aktiv sein sollten, um das Risiko eines Burn-outs so gering wie möglich zu halten, bilanziert die VUB-Forscherin.

Einige Studien zeigen laut Verhavert außerdem, dass es einen Zusammenhang zwischen häufigem Sitzen sowie schlechter Ernährung und einem erhöhten Risiko für Burn-outs gibt. Aber auch hier bestehe weiterer Forschungsbedarf, so die Forscherin.

Burn-outs sind zu einem echten gesellschaftlichen Problem geworden. Sie führen unter anderem dazu, dass viele Menschen der Arbeit fernbleiben, aber auch, dass viele Arbeitnehmer zwar anwesend sind, aber ohne produktiv zu sein.

Doch das ist noch nicht alles. Wie eine neue Studie der Generaldirektion für Forschung und Entwicklung (DG Regio) der Europäischen Kommission herausgefunden hat, ist die häufigste Form des elterlichen Burn-outs in westlichen Staaten zu finden. Die Studie, die am Donnerstag veröffentlicht wurde, ist in 42 Ländern durchgeführt und von der KU Löwen koordiniert worden. Belgien befindet sich dabei unter den Top drei der am stärksten betroffenen Länder.

Ein solcher Burn-out tritt dann auf, wenn ein Elternteil einer übermäßigen elterlichen Belastung ausgesetzt ist, ohne über genügend Ressourcen zu verfügen, um diesen Effekt zu kompensieren. Dieses Phänomen kann jeden Elternteil betreffen, der zu lange mehr Risiken als Ressourcen anhäuft, schreiben die Forscherinnen Isabelle Roskam und Moïra Mikolajczak von der KU Löwen. Dies könne schwerwiegende Folgen für Eltern und Kinder haben.

Laut der Studie sind reiche und individualistische westliche Länder, die im Durchschnitt wenig Kinder haben, am meisten von dem Phänomen betroffen. Die Kultur spiele also eine große Rolle beim elterlichen Burnout, mehr noch als die sozioökonomischen und demografischen Unterschiede zwischen den Ländern, erklären die Forscherinnen.

„Unsere individualistischen Länder kultivieren den Kult der Leistung und des Perfektionismus. Eltern zu sein, ist eine sehr einsame Tätigkeit, anders als zum Beispiel in afrikanischen Ländern, wo sich das ganze Dorf um die Erziehung der Kinder kümmert“, erklärt Isabelle Roskam. Die Rolle der Gemeinschaft in ärmeren Ländern scheint demnach eine große Schutzfunktion gegen elterlichen Burn-out zu sein.

Die Forscherinnen stellten ferner fest, dass der westliche Individualismus in der Coronakrise noch stärker ausgeprägt ist. Die Familien finden sich isoliert und abgeschnitten von ihren sozialen Beziehungen wieder.

Um Stress in der Elternschaft vorzubeugen, empfiehlt Isabelle Roskam, die Dimension des Teilens und der gegenseitigen Hilfe zwischen Eltern innerhalb einer Gemeinschaft wiederzubeleben, aber auch vom Kult der perfekten Eltern wegzukommen. (belga/mv)

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