Sturm und fliegende Fische: Segel-Abenteuer um die Welt

<p>Spannendes Rennen: Das hintere Segelboot ist das von Boris Herrmann.</p>
Spannendes Rennen: Das hintere Segelboot ist das von Boris Herrmann. | Foto: Jean-Francois Monier/AFP/dpa

Alleine auf einem Segelboot einmal um die ganze Welt? Das klingt abenteuerlich und ist es auch. Im Segelrennen „Vendée Globe“ machen die Teilnehmer genau das: 27 Männer und sechs Frauen sind am 8. November in Frankreich in den Meeres-Marathon gestartet. Sie segeln ohne Zwischenstopps um die Erde. Sie dürfen keine Hilfe von außen annehmen, sonst werden sie disqualifiziert. Die schnellsten Starter kommen Mitte Januar wieder in Frankreich an. Beim Rennen zum ersten Mal dabei ist der Hamburger Segler Boris Herrmann.

Der 39-Jährige weiß, dass bei den bisherigen Rennen oft die Hälfte aller Teilnehmer aufgeben musste. Deswegen sagt Boris Herrmann: „Das Ankommen ist bei meiner Premiere wichtiger als die Platzierung.“ Vor ihm hat noch nie ein deutscher Segler an diesem Rennen teilgenommen. Schwierige Momente gab es für ihn schon: „Ich musste auf See für eine Reparatur in den 28 Meter hohen Mast, obwohl ich Höhenangst habe.“ Insgesamt müssen die Segler 24.296 Seemeilen absolvieren. Das sind umgerechnet knapp 45.000 Kilometer. Mit dem Auto wäre das etwa so, als würde man 50 mal von Kiel durch ganz Deutschland nach München fahren. Die abenteuerliche Seereise dauert für die schnellsten Boote rund 80 Tage. Andere sind mehr als 100 Tage unterwegs.

Der Proviant ist mit Astronauten-Nahrung vergleichbar: Die Gerichte stecken in Tüten, werden mit heißem Wasser aufgegossen, umgerührt und gelöffelt. Trinkwasser stellt eine spezielle Anlage aus Meerwasser her. Die Rennboote werden fast die ganze Zeit automatisch von Autopiloten gesteuert. Die Segler haben trotzdem viel Arbeit. Sie müssen die Segel nach dem Wind einstellen. Sie studieren die Wind- und die Wettervorhersagen und legen die schnellstmögliche Route fest. Nur die schwersten Stürme meiden sie, weil die gefährlich sind. In einem solchen Sturm ist in diesem Rennen das Boot des Franzosen Kevin Escoffier durchgebrochen und gesunken. Der Segler konnte sich in eine Rettungsinsel flüchten. Erst elf Stunden später wurde er von einem Konkurrenten mitten in der Nacht aus den haushohen Wellen gerettet.

Auch Boris Herrmann hat schon einige Stürme in diesem Rennen überstanden. Er hat fliegende Fische zurück ins Meer geworfen, die aus Versehen auf seinem Boot gelandet sind. Er hat einen Wal gesehen und Besuch von zwei Delfinen gehabt. „Am liebsten mag ich Albatrosse“, schwärmt Boris Herrmann von den riesigen Seevögeln.

Die Vögel leben zum Beispiel am Kap Hoorn. Der graue Felsen am Südzipfel des Landes Chile ist ein besonders bekannter und kniffliger Punkt für Segler. Es geht oft stürmisch zu. Hier sind nach Schätzungen von Experten in den vergangenen gut 400 Jahren rund 800 Schiffe untergegangen. „Kap Hoorn wird das größte Fest meiner Reise“, sagt Boris Herrmann trotzdem. Weil er weiß, dass die schwersten Herausforderungen dann geschafft sind und der Endspurt beginnt. (dpa)

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