Schneider im Schalke-Chaos: „Dass wir auf die Fresse kriegen, haben wir verdient“

<p>Schalke-Vorstand Jochen Schneider versucht, die Situation in Gelsenkirchen unter Kontrolle zu bringen.</p>
Schalke-Vorstand Jochen Schneider versucht, die Situation in Gelsenkirchen unter Kontrolle zu bringen. | Foto: Photo News

Mit einem Rundumschlag aus Rauswürfen und Suspendierungen hatte der Manager auf die Horrorserie der Königsblauen und den Wirbel drumherum reagiert – und damit auch eigene Fehleinschätzungen eingeräumt. „Ich habe natürlich auch Fehler gemacht“, gab der 50-Jährige, der seit März 2019 im Amt ist, zu: „Wenn wir 18. sind, kann ich nicht sagen: Ich habe alles richtig gemacht.“ Sein zu langes Festhalten an Trainer David Wagner, mit dem die Serie von mittlerweile 24 Spielen ohne Sieg begann, seine unglücklichen Verpflichtungen wie Vedad Ibisevic, der nach nur 154 Bundesliga-Minuten wieder gehen darf, und seine umstrittenen Vertragsverlängerungen haben Schneider längst selbst in die Kritik gebracht – auch im Aufsichtsrat. Er spüre aber noch Rückhalt, betonte er am Mittwoch, „aber ganz ehrlich, den brauche ich nicht. Ich mache meinen Job, so gut ich kann. Ich bin nicht so gestrickt, dass ich Rückhalt brauche oder ein Bekenntnis.“

Seine Personalentscheidungen vom Vortag hätten das Ziel, „den Teamgedanken, das Miteinander wieder zu entwickeln“. Das sei nicht nur in der Mannschaft, sondern im gesamten Verein „in letzter Zeit zu kurz gekommen“. Wie zerrissen der hochverschuldete Traditionsklub in seiner vielleicht größten Krise ist, zeigte seine Gegenfrage bei der Videoschalte: „Wenn Sie neben sich einen Kollegen sitzen haben, dem Sie nicht vertrauen, was ist das für ein Miteinander?“

Reschke, Ibisevic, Bentaleb und Harit wurden gefeuert oder suspendiert.

Am Dienstag hatte Schalke sich zunächst von seinem Technischen Direktor Michael Reschke getrennt, den Schneider bei seiner Verpflichtung im Sommer 2019 noch als „besten Kaderplaner in Deutschland“ gefeiert hatte. Dann warf er Ibisevic, der sich mit Co-Trainer Naldo angelegt hatte, raus – die einzige Neuverpflichtung vor der Saison nicht auf Leihbasis. Die Problemspieler Nabil Bentaleb und Amine Harit wurden suspendiert. Bentaleb, den Schneider im Sommer nicht verkaufen konnte, zum insgesamt fünften Mal in dreieinhalb Jahren auf Schalke unter dem mittlerweile vierten Trainer. Mit Harit, der schon in der Vergangenheit mit Eskapaden außerhalb des Spielfeldes aufgefallen war und schon vor zwei Jahren vor dem Rauswurf gestanden hatte, hatte Schneider erst vor elf Monaten den Vertrag bis 2024 verlängert, zu deutlich erhöhten Bezügen. Jetzt erhielt der Marokkaner eine „Denkpause“. Zum Rapport antreten musste auch Benjamin Stambouli, dessen Vertrag erst im Sommer um zwei Jahre verlängert wurde. Der Franzose war nach seiner Auswechslung nach katastrophaler erster Halbzeit beim 0:2 gegen den VfL Wolfsburg wütend auf Trainer Manuel Baum, entschuldigte sich aber und durfte bleiben.

Für Reschkes Nachfolge wurde eine Übergangslösung „auf mehreren Schultern“ vereinbart. UEFA-Cup-Sieger Mike Büskens, bisher vor allem für verliehene Spieler zuständig, Teammanager Sascha Riether und Reschkes bisheriger Assistent Rene Grotus werden zusammen mit Schneider den Bereich Scouting und Kaderplanung übernehmen. „Wir haben Qualität und Kompetenz“, behauptete Schneider. Die Zweifel daran wachsen. (sid/tf)

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