2:0 gegen England: Rote Teufel mit einem Bein im Final Four

<p>Dries Mertens bejubelte seinen Treffer mit Trainer Martinez.</p>
Dries Mertens bejubelte seinen Treffer mit Trainer Martinez. | Foto: belga

Zahlen lügen vielleicht nicht – doch die ganze Wahrheit erzählen sie auch nicht immer. Denn als das Chancenverhältnis zur Halbzeitpause ein deutliches Plus von 7:3 für die Engländer anzeigte, lagen in Wahrheit die Roten Teufel mit 2:0 vorne. Dries Mertens und Co. erwiesen sich als gnadenlos effektiv und schafften es, den Gästen immer wieder mit Nadelstichen weh zu tun.

In einer intensiven und kurzweiligen ersten Halbzeit spielte England keineswegs unterlegen sondern vielmehr attraktiv, hatte in der Offensive oft aber einfach nur viel Pech. Die Teufel agierten geduldig, ließen die „Three Lions“ kommen – und vorne gelang ihnen quasi alles. Ein abgefälschter Distanzschuss von Youri Tielemans, dem der Pfosten noch zum Weg ins Tor verhalf, und ein Freistoß von Mertens sorgten für den 2:0-Endstand.

Glückwünsche gehen dabei auch raus in Richtung Roberto Martinez. Der Nationaltrainer vergoldete sein 50. Länderspieljubiläum mit einem Sieg. Und das ausgerechnet gegen England – das Land, in dem seine Karriere als Coach von Swansea, Wigan und Everton begann. Dass er es ernst meinte, erkannte man schon an der Aufstellung. Vorbei war die Zeit des Testens und Experimentierens. Kamen beim Freundschaftsspiel gegen Island am Mittwoch (2:1) noch hauptsächlich Kräfte aus der zweiten Reihe und Neulinge zum Einsatz, tauschte Martinez nun ordentlich durch. Nur Jan Verthongen, Ersatzkapitän für den coronapositiven Eden Hazard, und Thorgan Hazard blieben in der Startelf. Hinzu gesellten sich unter anderem Courtois, De Bruyne, Mertens, Alderweireld, Witsel und Lukaku... besser geht es ohne Eden Hazard nicht.

<p>Englands Starangreifer Harry Kane (links, gegen Toby Alderweireld) agierte glücklos.</p>
Englands Starangreifer Harry Kane (links, gegen Toby Alderweireld) agierte glücklos. | Foto: belga

Auf der anderen Seite war Gareth Southgate beinahe zu einem Wechsel in letzter Sekunde gezwungen, als Eric Dier beim Aufwärmen angeschlagen liegen blieb. Aller Aufregung zum Trotz konnte der Verteidiger und Tottenham-Kollege von Toby Alderweireld aber in der Startelf auflaufen. Insgesamt standen bei den Gästen zehn Spieler aus der Premier League auf dem Platz. Und einer von ihnen, Kapitän Harry Kane, eröffnete die Partie mit seinem Distanzschuss, der knapp am Tor von Thibaut Courtois vorbeiging.

Nur Augenblicke nach beschriebenem Tielemans-Treffer verhinderte Romelu Lukaku auf der Linie den sicheren Ausgleich. Und dann stand Dries Mertens plötzlich das Grinsen ins Gesicht geschrieben: Der Flügelflitzer „streichelte“ seinen Freistoß wunderbar ins Netz und rannte Martinez zum Jubeln in die Arme.

Die belgische Verwaltungs-Taktik nach der Pause ging auf.

Nach der Pause ließen die Engländer keine Zweifel daran aufkommen, dass es nun bei all der Torgefährlichkeit auch mal zum Erfolg reichen sollte. Gefühlt hatten sie 90 Prozent Ballbesitz, während die Teufel kaum mehr aus der eigenen Hälfte kamen. Ruhte sich die Martinez-Elf etwa zu sicher auf dem Vorsprung aus? Es schien fast so. Ein Beispiel: Mitte des zweiten Durchgangs hätten De Bruyne, Lukaku und Mertens einen aussichtsreichen Konter schnell nach vorne bringen können. Stattdessen nahmen sie das Tempo raus, während sich England defensiv schnell wieder formiert hatte. Risikoreich ja, aber auch erfolgreich, da England im Strafraum nichts mehr mit dem Ball anzufangen wusste.

Ihre erste Chance des zweiten Durchgangs verzeichneten die Belgier tatsächlich erst in der 74. Minute (!) durch Romelu Lukaku, der an Torwart Pickford scheiterte. Kurz vor Spielende verpassten Lukaku und Witsel die definitive Entscheidung. Doch auch so sollte es zum Sieg reichen. Mit einem Chancenverhältnis von 14:6 für England... aber einem Endstand von 2:0 für Belgien.

Am Mittwoch (20.45 Uhr, erneut in Löwen) treffen die Roten Teufel auf Dänemark, wo sich entscheidet, wem aus der Gruppe A2 den Einzug ins Final Four gelingt. De Bruyne und Co. reicht dabei ein Unentschieden.

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