Verlängerung der Allerheiligenferien und vorübergehender Fernunterricht in der DG

<p>In der Deutschsprachigen Gemeinschaft werden die Allerheiligenferien ebenfalls verlängert.</p>
In der Deutschsprachigen Gemeinschaft werden die Allerheiligenferien ebenfalls verlängert. | Illustration: dpa

„Entgegen vorheriger Verlautbarungen hatte sich gestern die Flämische Gemeinschaft bereits auf Empfehlung der Virologen zu diesem Schritt entschlossen und es der Französischen Gemeinschaft gleich getan. Durch die heutige Entscheidung der DG wird eine einheitliche Ferienregelung in ganz Belgien sichergestellt“, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Kabinett von Klinkenberg, die am Montagabend veröffentlicht wurde. Zudem sei „auf ausdrücklichen Wunsch der führenden Gesundheitsexperten des Landes und nach Rücksprache mit den Schulleitern“ entschieden worden, dass die 2. und 3. Stufen der Sekundarschulen in jedem Fall ab Donnerstag, 29. Oktober, in den Fernunterricht wechseln. Die Klassen der 1. Sekundarschulstufe sollen bis zum 12. November folgen.

Klinkenberg hatte am Sonntag bereits Wert darauf gelegt, vorab mit den Schulen zu sprechen, bevor solche Entscheidungen bekannt gegeben werden, hieß es. „Die Schulen dürfen solche Entscheidungen nicht aus der Presse erfahren. Das wäre respektlos. Die Schulen leisten eine hervorragende Arbeit. Sie sind die Experten vor Ort. Ihre Meinung verdient es, gehört zu werden“, wurde die Bildungsministerin in der Mitteilung zitiert.

Ziel aller kurzfristig ergriffenen Maßnahmen sei es, alle Kontakte während 15 Tagen weitestgehend zu reduzieren und somit dazu beizutragen, einen kompletten Lockdown des Landes zu verhindern. Ein solcher Lockdown hätte die Schließung aller Schulen über einen längeren Zeitraum zur Folge. Das müsse sowohl aus epidemiologischer als auch aus sozio-psychologischer Sicht unbedingt verhindert werden. Darin seien sich die Gesundheitsexperten und die drei Bildungsminister einig. Angesichts der rasant steigenden Zahlen in den Krankenhäusern hätten die Experten am Wochenende den Bildungsministern der drei Gemeinschaften neue Empfehlungen unterbreitet. „Dem tragen nun die drei Gemeinschaften Rechnung“, hieß es.

Die Expertennote sei von einem Dutzend Fachleuten verfasst worden, darunter Marc van Ranst, Erika Vlieghe und Marius Gilbert. Obwohl das Bildungswesen nicht der Motor, sondern vielmehr das Opfer des Infektionsgeschehens in der Bevölkerung sei, so das multidisziplinäre Expertenteam, sei eine „Auszeit“ von 12 bis 15 Tagen dringend erforderlich, um den Höhepunkt der zweiten Welle abzuschwächen und die epidemiologische Situation in den Griff zu bekommen. Obwohl die Gesundheitsexperten erneut bestätigt haben, dass die Präventionsmaßnahmen in den Schulen greifen und die unternommenen Anstrengungen „vorbildlich“ seien, führe das sich rasant entwickelnde Infektionsgeschehen dazu, dass die Viruszirkulation auch in den Schulen zunimmt.

„Dies ist laut Experten insbesondere in den Sekundarschulen der Fall. Vor allem die Entwicklung der Infektionszahlen in den letzten Tagen hat die Experten dazu veranlasst, vorübergehend von ihrer ursprünglichen Empfehlung abzurücken, den Präsenzunterricht auch in dieser Situation aufrecht zu erhalten“, heißt es wörtlich in der Pressemitteilung. „Indem wir jetzt vorübergehend auf den Fernunterricht umsteigen und die Ferien verlängern, drücken wir sozusagen auf Reset. Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet wird, ein möglicher Lockdown abgewendet wird und wir die Schulen im Anschluss offenhalten können“, so Bildungsministerin Lydia Klinkenberg

Hinzu komme, dass viele Schulen coronabedingte Personalausfälle verkraften müssen. Mittlerweile seien mehr als fünf Prozent aller Lehrpersonen entweder an Covid-19 erkrankt oder in Quarantäne. Das stelle die Schulen vor große Herausforderungen bei der Organisation des Schulalltags.

Nach Konzertierungen mit den Grund- und Sekundarschulleitern am Montagnachmittag wurde vor diesem Hintergrund Folgendes beschlossen:

- Die Allerheiligenferien werden für die Grund- und Sekundarschulen auf den 9. und 10. November ausgeweitet. An diesen beiden Tagen findet weder Präsenz- noch Fernunterricht statt. Für die Kinder der Eltern, die keine Betreuungsmöglichkeit haben, organisieren die Grundschulen eine Betreuung.

- Die Sekundarschulen organisieren ab Donnerstag, 29. Oktober 2020, Fernunterricht für die 2. und 3. Stufe. Die 1. Stufe erhält am 12. und 13. November 2020 Fernunterricht.

- Die Zentren für Aus- und Weiterbildung wechseln ab dem 9. November 2020 in den Fernunterricht.

Für die Dauer der Aussetzung des Unterrichts in den Sekundarschulen, d.h. vom 29. Oktober bis voraussichtlich 13. November 2020, werden alle Präsenzveranstaltungen im Hochschulwesen und in der Erwachsenenbildung ausgesetzt.

„Unser oberstes Ziel bleibt es, in diesem Schuljahr so viel Präsenzunterricht wie möglich anzubieten und Lernrückstände zu vermeiden. Damit das aber möglich ist, bedarf es laut Expertengutachten dieser Auszeit“, stellt die Ministerin klar. „Ich bin mir bewusst, dass diese Beschlüsse für alle Bildungsakteure, Schüler und Eltern sehr überraschend kommen und mit Herausforderungen verbunden sind. Das bedauere ich sehr. Leider gibt es in einer Krise keine völlige Planungssicherheit. Die epidemiologische Situation verändert sich stetig. Die Schulen sehen sich aber glücklicherweise in der Lage, diese Empfehlungen umzusetzen. Das stimmt mich optimistisch und dafür möchte ich dem Schul- und Lehrpersonal herzlich danken“, so die Ministerin weiter.

Abschließend appelliert sie noch einmal an alle Ostbelgier: „Die Gesundheitsexperten haben uns klar zu verstehen gegeben, dass die Aussetzung des Unterrichts in unseren Schulen nur dann eine Wirkung entfalten kann, wenn die geltenden Regeln auch während der Ferien und während des Fernunterrichts eingehalten werden. Bitte minimieren Sie Ihre engen Kontakte in den kommenden zwei Wochen auf ein Minimum. Bleiben Sie zu Hause, verreisen Sie nicht. Unser Verhalten in dieser Periode wird entscheidend dafür sein, ob wir die Covid-19-Pandemie in den Griff bekommen und ob unsere Kinder und Jugendlichen in den kommenden Wochen und Monaten in der Schule unterrichtet werden können. Jeder Einzelne von uns muss Verantwortung übernehmen.“

„Es geht nicht zuletzt um ein Zeichen der Solidarität mit unseren Ärzten und Pflegekräften, die bereits jetzt an ihrer Belastungsgrenze sind und den vielen Menschen, die sich zurzeit in den Krankenhäusern befinden“, so Lydia Klinkenberg.

Die Ministerin werde die Einzelheiten der Entscheidungen in einem Elternbrief erläutern, der den Eltern in Kürze über die Schulen zugestellt wird, hieß es.

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