Einhaltung der Corona-Regeln: Die Motivation schwindet – vor allem beim jungen Volk

<p>Einhaltung der Corona-Regeln: Die Motivation schwindet – vor allem beim jungen Volk</p>
Foto: belga

In einem Interview mit dem flämischen Blatt gibt der Professor der Universität Gent (UGent) mit dem Verweis auf seine aktuellen Studien an, dass sich nur noch 67 Prozent der Bevölkerung „sehr motiviert“ zeige, die Einhaltung der Maßnahmen zu befolgen. Zu Beginn der Maßnahmen sei die Bereitschaft der Bevölkerung dagegen noch bei 81 Prozent gewesen. Gerade das junge Volk würde sich nicht wirklich dafür interessieren, die Regeln und Empfehlungen zu befolgen. „Ältere Menschen 55 Jahre sind demgegenüber viel mehr von der Bedeutung und der Notwendigkeit der Maßnahmen überzeugt und halten sie daher auch eher ein“, sagt der Psychologe, der seit dem Beginn der Corona-Einschränkungen an der UGent das Verhalten der Menschen im Land studiert und analysiert.

Dass die Kurve zeitnah wieder nach oben ausschlagen wird, glaubt der Uni-Professor indes nicht. „Was die kommenden Wochen angeht, bin ich nicht so optimistisch. Gerade nicht vor dem Hintergrund, dass die Maßnahmen strenger werden“, so Maarten Vansteenkiste.

Als einen der Gründe, warum die Motivation langsam aber sicher in den Keller rauscht, führt Vansteenkiste einige Worte von Premierministerin Sophie Wilmès (MR) ins Feld. Ihre Aussage „Wir haben unsere Freiheit wieder“ sei einfach das falsche Signal an die Gesellschaft gewesen. „Viele Menschen haben daraus geschlussfolgert, dass wir wieder zur alten Normalität zurückkehren können.“ Das sei aber nicht der Fall gewesen. Aber auch die unkoordinierten Schritte der Politk seien nicht besonders förderlich gewesen, um die Massen zu mobilisieren.

Um die Motivation der Menschen wieder zu steigern, müsste ein „klarer Rahmen“ bestehen. Ein solcher könnte laut Maarten Vansteenkiste über vier Farben definiert werden. „Wenn sich bestimmte Parameter ändern, z. B. die Infektionen oder die Krankenhausaufnahmen, ändert sich die Farbe des Rahmens. Und bei jeder der vier Farben gelten bestimmte Maßnahmen.“ Auf diese Art und Weise würden die Leute schnell wissen, was zu tun ist.

Das Farbcode-System erinnert sehr stark an die ominöse „Reise-Ampel“, die Aufschluss über Risikogebiete jenseits der belgischen Grenzen geben soll und für mächtig Kritik im Land gesorgt hatte. „In der Tat. Aber fürs Protokoll: Wir waren daran nicht beteiligt“, unterstreicht Maarten Vansteenkiste gegenüber „De Morgen“. Und auch wenn ein Farbcode-System im Zuge der Einführung der „Reise-Ampel“ ordentlich an Glaubwürdigkeit eingebüßt habe, könne es immer noch das Corona-Bewusstsein der Menschen stärken. „Es ist nicht zu spät“, meint Maarten Vansteenkiste. Gleichzeitig könnten aber auch die Medien eine entscheidende Rolle in der ganzen Tragödie spielen. Gerade bei jungen Menschen könnten Medien mit einer „neuen, coolen Art“ die Wahrnehmung für die aktuelle Lage und Maßnahmen schärfen. (calü)

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