GE-Mini-Serie: Ostbelgier über ihre Erfahrungen mit (Alltags-)Rassismus

<p>In loser Reihenfolge erscheinen in den kommenden Tagen Interviews mit Menschen, die von ihren Erfahrungen berichten, die sie als „Personen mit Migrationshintergrund“ erfahren mussten.</p>
In loser Reihenfolge erscheinen in den kommenden Tagen Interviews mit Menschen, die von ihren Erfahrungen berichten, die sie als „Personen mit Migrationshintergrund“ erfahren mussten. | Illustrationsfoto: afp

Michael Blanco Gomez kommt aus Eupen. Der 34-Jährige spricht neben seiner Muttersprache Spanisch auch fließend Französisch. In deutscher Sprache kann er sich auch sehr gut verständigen. Aus dem Mitarbeiter des Eupener Kabelwerks sprudelt es nur so heraus, wenn man ihn auf das Thema rund um den Tod von George Floyd anspricht.

Die Interviewten haben gemein, dass sie aufgrund ihres Aussehens beleidigt oder diskriminiert wurden.

„Also die Tatsache, dass ich mir anhören muss, dass ich in mein Land zurückgehen soll, verletzt mich schon. Das tut weh. Ich hab zwar spanische Wurzeln, aber ich bin hier geboren und aufgewachsen“, erzählt Blanco Gomez dem GrenzEcho.

Glody Kudura ist in Deutschland aufgewachsen, wohnt aber seit vielen Jahren in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Der Wahl-Eupener, 28 Jahre alt, hat bereits viele Erfahrungen mit Ressentiments gegen seine Person in unserer Region hinnehmen müssen. Die Polizei hat den Amateurfußballer mit kongolesischen Wurzeln beispielsweise in der Vergangenheit mehrfach angehalten und Kudura – weil er mehrfach seinen Pass verloren hatte – bezichtigt, dass er die Ausweise weiterverkaufe. Er glaubt, dass sei nur gewesen, weil er schwarz sei.

Ah-Young Betsch, hauptberuflich Grafikerin am Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft, wurde als Baby adoptiert und wuchs in Kettenis auf. Die 30-Jährige musste sich im Zuge der Corona-Epidemie etwas anhören, als sie in der Schlange vor einem Supermarkt aus Versehen niesen musste und im Anschluss einen Spruch des Hintermannes mitbekam, der zu seiner Frau sage: „Gerade die Chinesen sollten doch jetzt zu Hause bleiben.“ Betsch ist Belgierin und kommt aus Südkorea.

Stratos Antoniadis ist geschäftsführender Gesellschafter von Vitafit in Simmerath und Aachen und wohnt seit 22 Jahren in Belgien. Vor allem in der Zeit, als die „Bild“-Zeitung den Begriff „Pleite-Griechen“ in ihr Vokabular aufnahm, musste sich der Bruder des Gesundheitsministers der DG, Antonios Antoniadis, manchen Spruch gefallen lassen. Der 34 Jahre alte Belgier ist der Meinung, dass sich Migranten anpassen müssen, so wie er es auch tat. Desto mehr sich diese Menschen integrieren, desto leichter hätten sie es in der Gesellschaft.

Mini-Serie in den kommenden Tagen

Das sind nur vier (von vielen) Episoden, die Menschen mit einem Migrationshintergrund in Ostbelgien erlebt haben. Nur, damit das klar ist: Die Interviewten fühlen sich in der Region allesamt sehr gut integriert. Doch ihre Aussagen lassen den Schluss zu, dass nicht alles rosig ist. Dadurch nun alle Äußerungen in Ostbelgien unter Generalverdacht zu stellen, wäre absurd. Die augenscheinlichen Anfeindungen gegen Menschen zu negieren, wäre aber auch fatal.

In den kommenden Tagen veröffentlichen wir in loser Reihenfolge Interviews mit Ostbelgiern, die vor allem Anlass zu Diskussionen über das Zusammenleben in unserer Region sein sollen. Statt der x-ten Studie über Fremdenfeindlichkeit, Rassismus oder Diskriminierung sprechen nun diejenigen, die Ressentiments (oder Schlimmeres) auch am eigenen Leib erfahren haben. Denn nur sie können wissen, wie sich das anfühlt.

Die bisher veröffentlichten Interviews finden Sie hier:

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment