Tönnies tritt von allen Schalke-Ämtern zurück

<p>Clemens Tönnies</p>
Clemens Tönnies | Foto: dpa

Die Ära Clemens Tönnies auf Schalke ist beendet. Der umstrittene Aufsichtsratschef tritt beim sportlich und wirtschaftlich in Not geratenen Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 von seinen Ämtern zurück. Der Revierklub bestätigte am Dienstag entsprechende Meldungen der „Bild“-Zeitung und des „Kicker“ nach einer turnusmäßigen Aufsichtsratssitzung. Der 64 Jahre alte Tönnies war nach einem Corona-Ausbruch in seinem Fleisch-Unternehmen zuletzt massiv in die Kritik geraten. Erst am Samstag hatten parallel zum letzten Saisonspiel der Schalker beim 0:4 beim SC Freiburg rund 1.000 Fans auf dem Vereinsgelände gegen den mächtigen Schalke-Boss demonstriert.

Landesbürgschaft für Schalke 04 nicht bestätigt

Tönnies war seit 1994 Mitglied im Kontrollgremium des Klubs und stand diesem seit 2001 vor. In dieser Zeit wurde Schalke dreimal Pokalsieger, fünfmal Vize-Meister und spielte zehnmal in der Champions League. „Als Mitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrats hat Clemens Tönnies ganz entscheidenden Anteil daran, dass sich der FC Schalke 04 in den vergangenen 26 Jahren als eines der sportlichen und wirtschaftlichen Schwergewichte in der Bundesliga etabliert hat. Wir wissen, wie schwer ihm diese Entscheidung gefallen ist, daher gebührt ihr unser höchster Respekt“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Vorstände Alexander Jobst und Jochen Schneider. Tönnies selbst schrieb: „Meine Hauptaufgabe ist es, mich aktuell voll und ganz auf mein Unternehmen zu konzentrieren, es erfolgreich durch die schwerste Krise seiner Geschichte zu führen.“

Zuletzt entlud sich der Ärger gegen Tönnies immer heftiger. Am Eingang der alten Schalker Glückaufkampfbahn prangte zuletzt ein Banner mit der Aufschrift: „Keine Ausbeuter bei S04 - Tönnies Raus!“ Und an einer Brücke und am Bauzaun des alten Parkstadions gab es Plakate mit gleichlautenden Rücktrittsforderungen. Und: „Keine Rassisten auf Schalke!“ Schon im vergangenen Jahr hatte Tönnies den Großteil der Fans mit umstrittenen Äußerungen zu Afrikanern verärgert. Diese waren ihm als rassistisch ausgelegt worden.

Parallel zu der Tönnies-Thematik hat Königsblau mit großen finanziellen Problemen zu kämpfen: Schon vor der Corona-Krise wuchsen die Verbindlichkeiten auf fast 200 Millionen Euro an. In seiner Not soll der Klub eine Bürgschaft des Landes Nordrhein-Westfalen beantragt haben, um den Fortbestand zu sichern. Eine entsprechende Bestätigung lieferte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (NRW) mit Verweis auf die vorgeschriebene Vertraulichkeit jedoch noch nicht. Nach WAZ-Informationen hat der Bürgschaftsausschuss das Vorhaben der Schalker bereits positiv beurteilt, eine Bekanntgabe soll laut Handelsblatt am Mittwoch erfolgen. Demnach ist die an Bedingungen geknüpfte Ausfallbürgschaft eine Sicherung eines Kredites, den der Verein bei einer Bank aufnehmen will. Kann dieser Kredit von Schalker Seite nicht bedient werden, müsste das Land mit bis zu 80 Prozent einspringen – also letztlich die Steuerzahler. Mindestens 20 Prozent des Risikos verbleiben beim Kreditinstitut. (dpa/sid/tf)

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