Atomares Endlager

Auch wenn Herr Radermacher jetzt über den Umweg „Atommüll“ gegen den Prosumer-Tarif zu Felde zieht, es wird dadurch nicht richtiger. Zwei Probleme vermischen, die im Grunde genommen nichts miteinander zu tun haben, löst keines der beiden. Der Prosumer-Tarif betrifft die Fixkostendeckung im ORES-Netz, die nach aktueller Tariflage alleine von den Kunden ohne PV-Einspeisung bezahlt wird. Ein unhaltbarer Zustand, der dank CWaPE korrigiert wird. Dass damit die unhaltbaren Versprechen der Politiker von wegen „kostenloser Strombezug für PV-Betreiber“ als Ökopropagande sichtbar werden, schlägt einigen Leuten sicherlich auf den Magen.

Auch die Aussage, dass mehr PV-Strom die Kernkraft überflüssig mache, ist genauso eine Propagandalüge wie der „kostenlose“ PV-Strom. PV-Strom ist hochgradig abhängig von Jahreszeit und Wetterlage, damit kann man keine Grundlastkraftwerke ersetzen. Auch verschwindet der vorhandene „Atommüll“ nicht dadurch, dass man weiter Sonnenstrom auf Kosten der ORES-Kunden ohne PV-Anlage quersubventioniert. Die Position von Gegenpol-Ostbelgien zum Thema Atomendlager kann man hier lesen: https://t1p.de/jrop2

Kommentare

  • Wer diese Stellungnahme des selbsternannten „Gegenpol Ostbelgien“ liest, gerät aus dem Staunen nicht mehr heraus. So komplett von der Realität abgekoppelt kann doch kein vernünftiger Mensch sein? Anscheinend doch.

    Erste Frage: Wo gibt es denn kommerziell nutzbare Schnelle Brüter“?
    Ach ja, in Russland, läuft ein kleiner mit 600 MW und zweiter mit 800 MW
    Zum Vergleich; 1 Block Tihange = 1000 MW.
    Der Baubeginn eines dritten, des BN-1200, wurde 2019 um 4 bis 8 Jahre verschoben. Seltsam, wenn das doch so ein tolles Erfolgsmodell ist.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Belojarsk

    Dabei ist diese Technik selbst uralt. Der erste Reaktor dieses Typs wurde schon 1946 in den USA gebaut.
    Der in Kalkar am Niederrhein gebaute Reaktor wurde schon 1985 fertiggestellt, ging aber nie in Betrieb, nachdem er gigantische Kosten (3,6 Milliarden Euro) verursacht hatte und als Musterbeispiel für eine Investitionsruine gilt.

    Das entkernte Gebäude wurde per Zeitungsannonce (!) verkauft und in den Vergnügungspark „Wunderland Kalkar“ umgewandelt. Der Name ist Programm. Auch für die Gegenpoler?

    Lesetipp: https://www.welt.de/regionales/duesseldorf/article115398403/Das-Dorf-und...
    Zum Glück wird Kücheleimer das Schicksal des Dorfes Hönnepel erspart bleiben.

    Nur der Herr Guido Scholzen würde begeistert sein, versteigt er sich doch in einem BRF-Forum zu der Aussage: „Ich hätte lieber ein Kernkraftwerk in meiner Umgebung als einen Windpark!"
    Na denn, seine Nachbarn wird’s freuen…
    https://brf.be/regional/1382141/ (Kommentar vom 25.05. 19:26)

    Fortsetzung folgt.

  • Stellungnahme des „Antigegenpols“ zur Stellungnahme des „Gegnpols“, Teil 2:

    Wer könnte denn in Belgien so einen Schnellen Brüter planen und bauen?
    Die Russen? Na, die haben ja noch nicht mal bei sich welche in nennenswerter Zahl gebaut.

    Naheliegend: Die Franzosen, die mit ihrem Konzern Engie über Electrabel den belgischen Strommarkt beherrschen und die jetzigen Reaktoren in Doel und Tihange betreiben?
    Dabei haben die selbst ihre Reaktoren Phénix und Superphénix stillgelegt.

    Da Frankreich traditionell in die Nukleartechnik verliebt ist (58 Reaktoren in Betrieb, Wiederaufbereitunganlage in La Hague, ein Riesenkomplex, wohl nicht ohne Grund am äußersten Ende der Normandie errichtet, Atom-U-Boote, die „Force de frappe“) musste da wirklich der Ofen aus sein.

    Schlimmer noch für die Gegenpoler: Frankreich hat beschlossen, die Forschung auf dem Gebiet der Brütertechnologie komplett einzustellen: Beim Projekt ASTRID wurde der Stecker gezogen: https://www.zeit.de/2019/37/atomindustrie-frankreich-cea-energiegewinnun...

    Damit nicht genug: Frankreich wird 14 konventionelle Atommeiler schließen und auf erneuerbare Energie setzen: Windenergie und Biogas. Sowas! „Windmühlen“, ein Graus für die Gegenpoler. https://www.iwr.de/news.php?id=36525

    Engie/Electrabel wird da ganz sicher nicht eigens einen Brüter für Belgien entwickeln und bauen. Pech für die Gegenpoler.

    Wer sollte/wollte/könnte überhaupt solch einen „Brüter“ vorfinanzieren?
    Electrabel sicher nicht. Paribas/Fortis? Die Banken werden sich hüten.
    Also wohl der Steuerzahler mit immer neuen Milliarden bei völlig ungewissem Ausgang. Wollen das die Gegenpoler?

    Fortsetzung folgt.

  • Stellungnahme des „Antigegenpols“ zur Stellungnahme des „Gegenpols“, Teil 3:

    Dass nur Russland und China in solche Technologie investieren, sollte zu denken geben.
    Zwei Diktaturen, die auf Volkes Meinung nicht hören müssen, zwei Atommächte, die auch Meister im Vertuschen von etwaigen Störfällen sind.
    Wie es um die Sicherheit der dortigen Anlagen bestellt sein kann, dafür bietet Tschernobyl bis heute ein eindrucksvollen Beispiel.
    Ja, da ist noch Indien, auch eine Atommacht, das an einem Demonstrationsreaktor werkelt.

    Womit wir bei Volkes Meinung wären. Die Verfasser der „Stellungnahme“ blenden diesen Aspekt vollständig aus.
    Wenn schon ein Endlager für Atommüll überall auf breite Ablehnung stößt, was wäre dann erst los, wenn konkrete Pläne für den Bau eines Schnellen Brüters auftauchen würden, egal, ob der Standort in Doel, Tihange … oder auf dem Truppenübungsplatz Elsenborn läge?

    Die Demonstrationen und Proteste aller Art diesseits und vor allem jenseits der Grenzen kann man sich unschwer ausmalen: Belgien, wo man Mühe hat, seine störanfälligen normalen Reaktoren („Schrottmeiler“) in Betrieb zu halten, stürzt sich ins „schnelle Brüten“ von Plutonium?

    Wer erinnert sich nicht an die Proteste gegen im Verhältnis dazu harmlose Windräder: „Honsfelder Bürgerinitiative läuft Sturm gegen geplanten Windpark“ titelte OD. https://ostbelgiendirekt.be/honsfelder-laufen-sturm-gegen-windpark-166885

    Das Gleiche in Recht: „Rechter Bürger schlagen Windpark in den Wind: 94 Prozent sagen Nein“-
    822 von 1076 stimmberechtigten Rechter Einwohnern votierten dagegen, nur 50 dafür. https://ostbelgiendirekt.be/am-17-juni-buergerbefragung-in-recht-ueber-w...
    Das sattsam bekannte NIMBY-Prinzip: Egal wo, nur nicht in meinem Garten.

    Aber die Herren vom „Gegenpol“, die sich sonst als aufrechte Demokraten gebärden und immer wieder die direkte Demokratie fordern, haben in dem Falle anscheinend ein sehr selektives Verhältnis zum Volkswillen.

    Forts. folgt.

  • Stellungnahme des „Antigegenpols“ zur Stellungnahme des „Gegenpols“, Teil 4:

    Ein „Schneller Brüter“, was ist das eigentlich?
    Für einen Laien wie mich verständlich drückt Wikipedia es so aus: „Ein Brutreaktor ist ein Kernreaktor, der zur Energiegewinnung mit gleichzeitiger Erzeugung weiteren spaltbaren Materials dient. Ein nicht spaltbares Nuklid wird in ein spaltbares umgewandelt, das dann (nach Aufarbeitung und Einbringung in neue Brennelemente) anschließend als Kernbrennstoff verwendet werden kann. Diese Umwandlung (als Konversion, manchmal auch als Brüten bezeichnet, siehe Konversionsrate) findet zwar in jedem Kernreaktor statt, aber von einem „Brutreaktor“ oder „Brüter“ spricht man erst dann, wenn er mehr Brennstoff herstellt, als er in der gleichen Zeit selbst verbraucht.“
    „Erbrütet“ wird Plutonium, dass dann wieder in konventionellen Reaktoren eingesetzt werden kann, nach aufwändiger Trennung und Anreicherungsverfahren mit entsprechenden Risiken.

    Zu den toxikologischen Problemen: https://www.aerzteblatt.de/archiv/2522/Plutonium-Eine-toxikologische-Bes...
    Diesen Aspekt blenden die Gegenpoler komplett aus, ebenso wie die Sicherheit solcher Reaktoren:

    Ein schönes Beispiel dafür bietet Japan:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Monju
    https://de.wikipedia.org/wiki/Atomausstieg#2011:_Japan
    Japanische Verhältnisse mitten in Belgien? Wollen das die Gegenpoler?

    Auch: https: //www.contratom.de/2011/03/28/der-schnelle-bruter-vom-wunderkind-zur-nulln...

    Für Herrn Wahl liegt das Problem im Gegenteil eher hierin: „Die optische Vermüllung der Region, das Verklappen von Beton, Anhäufen von nicht recycelbarer Glasfaser der Rotoren wird in naher Zukunft der ‚neue Sondermüll‘ sein.“

    Im Moment noch nichtwiederverwertbare Rotorblätter sind also ein größeres Problem als Plutonium mit einer Halbwertzeit von 24 000 Jahren. Echt?
    Aber zu seiner Beruhigung: Es wird daran gearbeitet:
    https://www.energieagentur.nrw/blogs/erneuerbare/beitraege/recycling-wie...

    Verklappen von Beton für Windräder? Im Vergleich dazu, wie viele Kubikmeter Beton wird denn für Urananreicherung, die Kernkraftwerke selbst, Wiederaufbereitung, Atommüllbeseitigung und Rückbau der Anlagen „verklappt“, und wie viel würde noch „verklappt“ werden, sollte die Plutoniumwirtschaft großflächig eingeführt werden?

    Es gibt im Übrigen nicht nur das Problem des hochradioaktiven Mülls, sondern auch das der mittel- und schwachradioaktiven Abfälle in noch viel größerem Volumen – 300.000 Kubikmeter bis 2080, allein für Deutschland, die behandelt und gelagert werden müssen.von dem verseuchten Material, das beim Rückbau einer stillgelegten Anlage anfällt, ganz zu schweigen.
    https://www.kernd.de/kernd/themen/Entsorgung/Schwach-und-Mittelradioakti...
    Was macht man damit? Auch in "Brütern" verfeuern?

    Der Rückbau eines stillgelegten Atommeilers ist eine hochkomlpexe - und entsprechend teure Angelegenheit. Einfach mit der Abrissbirne anrücken geht da gar nicht:
    https://www.kernd.de/kernd-wAssets/docs/service/060rueckbau-von-kkw.pdf

    Fortsetzung folgt

  • Stellungnahme des „Antigegenpols“ zur Stellungnahme des „Gegenpols“, Teil 5:

    Zum Schluss einen kurzen Ausblick auf die „strahlende“ Zukunft der Nuklearwirtschaft:

    „Schneller Brüter? Für die absehbar Zeit ist diese Technologie ohne Belang, auch wenn die „Gegenpoler“ sie noch so sehr lobpreisen.

    Weltweit gingen 2018 nur 5 neue Reaktoren in den Bau. Ganze 5 weltweit!
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/28676/umfrage/weltweiter-...

    Die Zahl der in Betrieb befindlichen Reaktoren stagniert praktisch seit Ende der achtziger Jahre nach einem rasanten Anstieg in der Zeit davor: 1988 waren es 407, 2018, also 30 Jahre später, 451.

    Geplant sind deren zwar eine ganze Menge: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157767/umfrage/anzahl-der...

    Was fällt auf; Zwei Diktaturen, China und Russland, an der Spitze.

    Die USA? Na, allzu rosig sieht es da aber nicht aus;
    https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/usa-atomausstieg-kommt-wohl-...

    Frankreich? EDF spricht zwar von 6 neuen Reaktoren, die gebaut werden sollten, aber konkret geplant ist da noch nichts.
    Flamanville 3 steht als warnendes Beispiel für ausufernde Bauzeit und Kosten.
    https://fr.wikipedia.org/wiki/Centrale_nucl%C3%A9aire_de_Flamanville

    Dabei muss man wissen, dass die allermeisten der jetzt in Betrieb befindlichen Reaktoren aus den 60er und 70er Jahren stammten, also zum Teil fast ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel haben und in den nächsten Jahren eigentlich ersetzt werden müssten.
    2/3 aller Reaktoren sind älter als 30 Jahre!
    https://de.statista.com/infografik/13654/anzahl-der-atomreaktoren-weltwe...
    https://www.iwr.de/news.php?id=36507

    Fessenheim im Elsass wird gerade stillgelegt und in den zwei nächsten Jahrzehnten (!) abgebaut. Zu welchen Kosten? Die Rede ist von 1 Milliarde Euros, nach oben offen...
    https://www.lemonde.fr/economie/article/2020/02/20/le-complexe-et-couteu...

    Zum Schluss der Ausgewogenheit wegen doch noch eine Stimme, die von Herrn Rainer Klute, einem Informatiker, die für den „Schnellen Brüter“ plädiert:
    https://www.zeit.de/2019/41/kernkraftwerke-atomkraft-energiewende-atommu...

    Oder ist das hier die Lösung:
    https://www.tagesschau.de/ausland/atomreaktor-entwicklung-usa-101.html
    Ein Minireaktor pro 1000 Haushalte - jedem Dörfchen sein Meilerchen?
    Wer weiß?
    Es besteht also noch Hoffnung.

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