Jeder zweite Arbeitnehmer leidet unter Angstzuständen oder Depressionen

<p>Auch Telearbeiter machen sich Sorgen über ihr berufliche Zukunft.</p>
Auch Telearbeiter machen sich Sorgen über ihr berufliche Zukunft. | Foto: dpa

Dies geht zumindest aus einer Umfrage hervor, die von der Uni Löwen und dem Außendienst für Prävention und Schutz am Arbeitsplatz (Idewe) unter mehr als 6.500 belgischen Arbeitnehmern durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeigen auch, dass Alleinstehende und Personen, die wegen der Epidemie nicht arbeiten, am stärksten von dieser Krise betroffen sind.

53% der Befragten gaben an, sich ständig unter Druck zu fühlen, 41% leiden wegen ihrer Sorgen unter Schlafmangel. 40% fühlen sich unglücklich und deprimiert, 26% glauben, dass sie ihre Probleme nicht bewältigen können.

Die Ergebnisse sind von Sektor zu Sektor unterschiedlich. So leiden beispielsweise 56% der Beschäftigten im Pflege- und Nahrungsmittelsektor unter Depressionen und Angstzuständen, während dieser Prozentsatz in der Landwirtschaft und im Gartenbau bei 39% liegt. Während 61% der Befragten mit ihrer Arbeit zufrieden sind, ist dieser Anteil in den Bereichen Lebensmittel (49%), Rettungsdienste (52%) sowie Logistik und Einzelhandel (55%) niedriger.

Im Gesundheitssektor ist dieses Gefühl die Folge „des hohen Arbeitsdrucks und der schwierigen Arbeitsbedingungen, aber auch der Angst, krank zu werden und andere anzustecken“, so Dr. Lode Godderis, der an der Studie mitwirkte. Was Emotionen betrifft, sind 52% „angespannt“ und 38% „ängstlich".

Laut der Umfrage beeinflusst auch die familiäre Situation die Gemütslage. Alleinstehende mit Kindern leiden am häufigsten unter Depressionen und Angstzuständen (54%), gefolgt von Paaren mit Kindern (49%) und Alleinstehenden ohne Kinder (48%). Paare ohne Kinder sind am wenigsten betroffen (42%).

Schließlich haben laut der Studie 38% der Personen, die während der Coronakrise noch voll berufstätig sind, Probleme in ihrem Alltag. Je weniger sie arbeiten, desto mehr nehmen diese Probleme zu. Beispielsweise fühlen sich 45% derjenigen, die teilweise in Kurzarbeit sind, gut in ihrem Berufsleben. Dieser Prozentsatz steigt auf etwa die Hälfte bei denjenigen, die zu hundert Prozent in Kurzarbeit sind. Dagegen sagen 62% derjenigen, die noch voll beschäftigt sind, dass sie mit ihrer Arbeit zufrieden sind.

Auch die FGTB hat sich nach dem Wohlbefinden der Arbeitnehmer erkundigt und dabei teilweise ähnliche Ergebnisse erzielt. Vom 8. bis 22. April führte sie die Umfrage durch, an der sich fast 10.000 Beschäftigte beteiligten. Unter ihnen war mehr als ein Drittel vorübergehend arbeitslos (35,5 %), während ein Viertel von ihnen (23,48%) strukturell zu Hause arbeitete (Homeoffice), 28,60% wie bisher im Betrieb arbeiteten und 2,11% ihren Job verloren hatten.

Unter den Telearbeitern sind 26% besorgt über ihre berufliche Zukunft. Diese Bedenken beziehen sich auf die Auswirkungen der Krise auf die Gesundheit des Unternehmens oder die Arbeitsbedingungen. Bei Arbeitnehmern, die wie vor der Krise noch arbeiten, haben 30% Zukunftssorgen. Diese Zahlen deuten laut FGTB darauf hin, dass die Mehrheit der Arbeitnehmer, die ihren Job während des Lockdowns behalten haben, zuversichtlich in ihre berufliche Zukunft schaut. Auf der anderen Seite machen sich 59% der Kurzarbeiter Sorgen um ihre Zukunft im Beruf.

83,5% der Befragten glauben, dass diese Krise Folgen für ihre physische oder psychische Gesundheit haben könnte oder haben wird. 72% sind der Ansicht, dass sie bei Wiederaufnahme ihrer beruflichen Tätigkeit mehr Stress haben werden. 26% glauben, dass sie Gefahr laufen, eine Depression zu erleiden, und 46% haben Angst vor Übermüdung. „Diese Ergebnisse zeigen, dass Unternehmen und Entscheidungsträger die psychosozialen und physischen Auswirkungen der allmählichen Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivitäten nicht unterschätzen sollten“, analysiert die Gewerkschaft. Auch würden sich 40 % der Beschäftigten, die ihren Job weiter voll ausüben, über zunehmende Arbeitsbelastung beklagen. Des Weiteren hätten Kurzarbeiter enorme Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen. „Der Einkommensrückgang hat viele Arbeitnehmer in eine Situation der Angst und der finanziellen Unsicherheit gestürzt“, so die FGTB. Laut der Umfrage machen sich mehr als 60 % der Kurzarbeiter Sorgen um ihre finanzielle Situation.

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