BVB ist vor Geisterspiel heute Abend optimistisch

<p>Die Nationalspieler Thorgan Hazard und Axel Witsel (v.l.) beim Abflug nach Paris.</p>
Die Nationalspieler Thorgan Hazard und Axel Witsel (v.l.) beim Abflug nach Paris. | Foto: dpa

Zu Hause würde Lucien Favre sofort umschalten. „Am Sonntag war Juventus Turin gegen Inter Mailand im Fernsehen“, sagte der Trainer von Borussia Dortmund über seine Erfahrung mit Geisterspielen: „Ich konnte nur zwei Minuten schauen. Keine Lust.“ Die Frage der Lust allerdings stellt sich am Mittwochabend (21 Uhr) bei Paris St. Germain nicht - im verwaisten Prinzenpark geht es für den BVB im Achtelfinal-Rückspiel um Prestige, Millionen und einen süßen Triumph über Thomas Tuchel.

Beim kurzen Anflug auf den Kleinflughafen Le Bourget am Dienstagmittag versuchte Favre, seine Mannschaft „auch mental vorzubereiten“. Sebastian Kehl warnte die Spieler davor, sich von der gespenstischen Atmosphäre runterziehen zu lassen. „Das ist ganz komisch. Das fühlt sich manchmal an wie so ein Abschlusstraining“, sagte der Lizenzspielerchef: „Aber wir sehen uns gewappnet.“

Welche Mannschaft besser den inneren Schalter umlegen kann, wer besser mit den sehr widrigen Umständen klar kommt, wird sich wohl durchsetzen. Denn PSG mit dem früheren BVB-Trainer Tuchel fehlt zwar der Heimvorteil, allerdings wird auch keine störende Unruhe aufkommen - Tuchel steht unter enormem Druck der katarischen Investoren. Coronavirus hin oder her: „Für sie bricht die Welt zusammen, wenn sie ausscheiden“, stichelte Hans-Joachim Watzke.

Der Dortmunder Geschäftsführer sieht den BVB „psychologisch im Vorteil, der Druck ist maximal auf Paris“. Doch nicht nur das: Seine Mannschaft spielt derzeit in Topform, auch das 2:1 im Hinspiel ist ein kleines Plus. „Wir können gerne 7:6 verlieren“, spaßte Abwehrchef Mats Hummels. Das würde schließlich reichen.

Deutlich ernster nahm es Emre Can. Das neue „Mentalitätsmonster“ der Dortmunder fordert einen Wechsel in der Eigenwahrnehmung. „Wir müssen es aus den Köpfen kriegen, dass man sagt: Im Achtelfinale ist für uns meistens Schluss“, forderte der deutsche Nationalspieler im kicker energisch. „Wir müssen an uns glauben und als Einheit auftreten. So wie vor drei Wochen im Hinspiel.“

Da war von der 500-Millionen-Euro-Offensive der Franzosen, die womöglich auf Weltmeister Kylian Mbappe (Infekt) verzichten müssen, herzlich wenig zu sehen. Can setzte mit einem eisenharten Zweikampf gegen Neymar früh ein Zeichen und will wieder vorangehen. „Gegen solche Mannschaften muss man von Anfang an zeigen, dass man keine Angst hat“, betonte er. Hummels vertraut der „idealen Mixtur aus Arbeitern und Künstlern“, er will aber „unser Auswärtsgesicht verstecken“ - im Stadion des Gegners tat sich der BVB manches Mal schwer.

Seine Spieler schützt der Verein so gut wie möglich. Am Flughafen gab es keine Interviews oder Autogramme, die Pressekonferenzen beider Trainer vor dem Spiel entfallen, auch Journalisten (bis auf TV-Rechte-Inhaber) bleibt am Mittwoch der Zutritt verwehrt. Zu Hause wartet dann schon das nächste Geisterspiel - im Revierderby gegen Schalke 04 am Samstag.

Favre zumindest hat schon ein Spiel ohne Publikum erlebt. Am 19. April 2001 holte er in der Schweizer Nationalliga A als Trainer von Servette Genf beim FC Sion ein 1:1. Sein Fazit: „Das ist nicht schön.“ (sid)

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen

Paris: Navas - Kehrer, Marquinhos, Thiago Silva (Kimpembe), Bernat - Di Maria, Gueye, Paredes, Neymar - Cavani, Mbappe (Icardi). - Trainer: Tuchel

Dortmund: Bürki - Piszczek, Hummels, Zagadou - Hakimi, Witsel, Can, Guerreiro - Sancho, Haaland, Hazard. - Trainer: Favre

Schiedsrichter: Anthony Taylor (England)

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment