Pascal Arimont: „Seltene Krankheiten sind nicht selten“

<p>Die Expertenrunde zum Thema „Seltene Krankheiten“ (v.l.): Colm Friel (Europäischer Rechnungshof), Enrique Terol (Europäische Kommission, Generaldirektion Gesundheit), Fréderique Ries, Pascal Arimont, Caroline Glaude (Projektverantwortliche EMRaDi, Christliche Krankenkasse), Matt Bolz-Johnson (Patientenorganisation EURORDIS)</p>
Die Expertenrunde zum Thema „Seltene Krankheiten“ (v.l.): Colm Friel (Europäischer Rechnungshof), Enrique Terol (Europäische Kommission, Generaldirektion Gesundheit), Fréderique Ries, Pascal Arimont, Caroline Glaude (Projektverantwortliche EMRaDi, Christliche Krankenkasse), Matt Bolz-Johnson (Patientenorganisation EURORDIS) | Foto: privat

Mitveranstalter war das grenzüberschreitende Interreg-Projekt EMRaDi aus der Euregio Maas-Rhein, das sich auf konkrete Hilfe für Menschen spezialisiert hat, die von „Seltenen Krankheiten“ betroffen sind.

„Mit dieser Veranstaltung wollten wir darüber aufklären, welche Probleme Menschen mit ‚Seltenen Krankheiten‘ bei der Diagnose und Behandlung erfahren, und darüber austauschen, wie wir ihnen das Leben möglichst konkret erleichtern können. Wir müssen uns nämlich klarmachen, dass diese sogenannten ‚Seltenen Krankheiten‘ gar nicht so selten sind“, erklärt Pascal Arimont zum Hintergrund der Veranstaltung. Allein in der Euregio Maas-Rhein seien 300.000 Menschen von ihnen betroffen. Arimont: „Im Vorfeld der Veranstaltung haben mich viele Betroffene kontaktiert und mir veranschaulicht, wie schwierig es ist, adäquate Hilfe über die Grenzen hinweg zu finden und sich in anderen Gesundheitssystemen mit anderer Kultur und Sprache zurechtzufinden. Dabei wollen die Menschen nur eines: gute Hilfe und Therapie, und das am besten möglichst nah am eigenen Zuhause. Wir brauchen hier unbürokratische Angebote, denn diese Krankheiten und die Suche nach den richtigen Fachleuten machen an den Grenzen keinen halt.“ Hierbei würden Initiativen wie das EMRaDi helfen, so der Politiker, da hier „echte Pionierarbeit für die Euregio“ geleistet werde.

Die Projektleiterin des Projektes, Caroline Glaude von der Christlichen Krankenkasse, präsentierte Empfehlungen für einen besseren (grenzüberschreitenden) Umgang mit Betroffenen. Diese wurden anschließend mit Experten der EU-Kommission, Krankenkassen, Patientenverbände, der Universität Maastricht und des Universitätskrankenhauses Lüttich (CHU) diskutiert. Angeregt wurden u. a. gemeinsame grenzübergreifende Anlaufstellen für Betroffene, um schnelle Orientierung zu bieten. Auch an der Sensibilisierung der Allgemeinärzte müsse gearbeitet werden, damit eine schnellere Diagnose erfolgen könne und auch die vielen psychologischen und privaten Dimensionen dieser Krankheiten erfasst würden. Nicht zuletzt müsse die Erstattung der Kosten über die Grenzen hinweg deutlich vereinfacht werden, um beispielsweise auf Angebote wie die Telemedizin zurückgreifen zu können.

„Was wir auf europäischer Ebene und zwischen den Nationalstaaten unbedingt intensivieren müssen, ist die Koordination zwischen den Krankenhäusern in Grenzlage und die Vereinfachung der Abrechnung. Hier sind die Genehmigungsprozesse noch viel zu schwerfällig. Es gibt interessante Best-Practice-Beispiele in Europa, zum Beispiel aus Niederösterreich und dem tschechischen Südböhmen, wo über das Interreg-Förderprogramm eine gemeinsame grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung angeboten wird. Solche Anreize und Modelle brauchen wir zur europäischen Harmonisierung und dafür sind so starke Projekte wie EMRaDi auch in Zukunft unerlässlich“, macht Arimont deutlich.

„Seltene Krankheiten“ sind Krankheiten, von denen maximal eine von 2.000 Personen betroffen ist. Durch das EMRaDi-Projekt soll Betroffenen das Leben vereinfacht und Krankenkassen, Universitätskliniken, Patientenverbände und Universitäten der Grenzregion zusammengeführt werden. Die Christliche Krankenkasse Verviers-Eupen ist bei dem Projekt der federführende Projektpartner.

Als Verhandlungsführer des EU-Parlaments für die Interreg-Programme möchte sich Pascal Arimont für eine weitere starke Förderung dieser grenzüberschreitenden Projekte in der anstehenden Förderperiode einsetzen. „Aktuell geht es darum, die Mittel für dieses Programm bei den Verhandlungen zum EU-Budget zu sichern. Wir kämpfen als Parlament dafür, dass es nicht zu den Kürzungen kommt, die von den Mitgliedstaaten vorgeschlagen wurden. Das EMRaDi-Projekt zeigt, wie wichtig die grenzüberschreitende Zusammenarbeit für das konkrete Leben der Menschen ist. Wir brauchen mehr Unterstützung für Projekte dieser Art anstatt weniger“, so Arimont abschließend. (red)

www.emradi.eu/de

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