Bewerbungsverfahren für Austragungsorte: IOC feilt an „Evolution der Revolution“

<p>IOC-Präsident Thomas Bach treibt die Reformen voran.</p>
IOC-Präsident Thomas Bach treibt die Reformen voran. | Foto: EPA

Wenn die Winterspiele 2026 am Montag vergeben sind, dürfte das IOC aufatmen. Endlich ist der Problemfall vom Tisch. Etliche Städte waren aus dem Rennen um die Austragung ausgestiegen und hatten dem Ansehen der olympischen Bewegung geschadet. Auch deshalb soll die Bewerbungsprozedur reformiert werden.

„Wir hatten 2014 mit dem Start der Agenda 2020 die Revolution beim Bewerbungsverfahren für Olympische Spiele, nun ist es Zeit für eine Evolution dieser Revolution“, sagte IOC-Präsident Thomas Bach am Rande der Sitzung der Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees am Mittwoch. Vor fünf Jahren hatte Bach auf der Session in Monaco sein Reformwerk der Olympischen Agenda 2020 vorgestellt, das mehr Nachhaltigkeit und weniger Kosten für die Bewerber vorsah.

Flexibleres und transparenteres Auswahlverfahren

Nun will man noch flexibler werden. Im Kern soll es einen ständigen Austausch zwischen dem IOC und möglichen Bewerbern geben. Das IOC will aktiver in den Prozess eingreifen, chancenlose Kandidaten frühzeitig aus dem Rennen nehmen und vielleicht auf spätere Spiele vorbereiten. „Wir wollen nicht mehr so viele Verlierer produzieren“, lautet das Credo von Bach.

Damit das IOC die neue Rolle besser ausfüllen kann, sollen zwei permanente Kommissionen gegründet werden, eine für Sommer- und eine für Winterspiele. Die neuen Gremien sollen dem IOC Vorschläge für mögliche Austragungsorte machen und ersetzen die bisherigen Evaluierungskommissionen. Eine Arbeitsgruppe um den Australier John Coates, Bach-Getreuer im IOC und Chef des Internationalen Sportgerichtshofs CAS, stellt in Lausanne ihre mit Spannung erwarteten Ergebnisse vor.

Erste Erfolge für reduzierte Kosten zeigten sich laut IOC bei den Bewerbern für die Winterspiele 2026. „Wir sind glücklich, dass die Budgets für die Kandidaturen um 75 Prozent niedriger ausfallen, als vor den Winterspielen 2018 und 2022“, sagte Bach. Zudem sei die Nutzung von temporären oder vorhandenen Sportanlagen deutlich gestiegen. Diese lag 2018 und 2022 bei 60 Prozent, nun bei über 80 Prozent.

Eine Reihe von Städten war in den letzten Jahren aus den Bewerbungsverfahren für 2026 ausgestiegen. Sion/Schweiz, Graz/Österreich, Sapporo/Japan und Calgary/Kanada zogen wegen fehlender Unterstützung in der Bevölkerung oder Politik zurück. Erzurum/Türkei war hingegen vom IOC gestrichen worden.

Das soll sich nicht wiederholen. Das neue Konzept gibt dem IOC mehr Spielraum. Zeitlich ist man nicht mehr an das Sieben-Jahre-Korsett gebunden, das traditionsgemäß zwischen der Vergabe und der Ausrichtung von Olympischen Spielen lag. Auch könne es sein, dass das IOC von sich aus eine Stadt oder eine Region ausguckt, die es als besonders geeignet ansieht und Gespräche aufnimmt.

Neben Städten sollen sich auch Regionen bewerben dürfen.

Auch sind es nicht mehr nur Städte, die infrage kommen, sondern auch ganze Regionen. Sollte ein Bewerber aus Kostengründen Sportanlagen in anderen Ländern nutzen wollen, wäre auch das möglich.

Die Initiatoren der deutschen Bewerbung für die Sommerspiele 2032 mit der Rhein-Ruhr Region begrüßten die Neuerungen. „Das Konzept der 2032-Initiative mit seinen 14 beteiligten Kommunen und den dort knapp 90 Prozent bereits bestehenden Sportstätten für Olympische Spiele gibt die erste hundertprozentige Antwort auf die Agenda 2020“, sagte Michael Mronz, Begründer der Initiative und ergänzte: „Auch die Planung eines nun zeitlich flexiblen Vergabeverfahrens durch das IOC ist zu begrüßen.“ (sid)

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