Gesundheitsrat: „Frühere Zweitimpfung gegen Masern“

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Die Zweitimpfung gegen die Masern sollte laut einer neuen Empfehlung früher erfolgen. | Illustration: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Nach Ansicht des Hohen Gesundheitsrats in Belgien sollten Kinder rascher ihre zweite Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln erhalten. Zweite Impfungen sollen für einen vollständigen Schutz gegen solche Krankheiten sorgen. Mit dieser Forderung wollen die Experten des Gesundheitsrates dabei helfen, Krankheiten wie die gerade wieder grassierenden Masern auch bei uns einzudämmen.

Laut dem aktuell vorgegebenen Impfschema des Hohen Gesundheitsrates, an das sich auch in der Deutschsprachigen Gemeinschaft gehalten wird, wird die Erstimpfung im Alter von zwölf Monaten verabreicht, die zweite Impfung erfolgt dagegen erst zwischen dem zehnten und 13. Lebensjahr.

Zu spät, findet der Gesundheitsrat und empfiehlt, diese bereits zwischen dem siebten und neunten Lebensjahr durchzuführen. Untersuchungen zeigen, dass das Impfen mit fortschreitendem Alter häufiger vergessen wird. Ziel der Maßnahme ist es, die Impfquote in Belgien auf ein Maximum zu erhöhen, um die Masern auch hierzulande auszurotten.

Im Februar wurden in Belgien 90 Masernfälle diagnostiziert. Nur in drei weiteren europäischen Ländern gab es mehr Fälle. Vor allem Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren scheinen schlecht vor der Krankheit geschützt zu sein, da sie nur eine Dose des Masernimpfstoffs erhalten haben. Derzeit haben nur 87 Prozent der Jugendlichen zwei Impfungen erhalten. „Wir hatten bisher keinen Grund dazu, das Impfalter anzupassen, doch die jüngsten Entwicklungen und Fälle ließen uns doch den Entschluss treffen, das Impfalter zu senken“, wird Corinne Vandermeulen von der Katholischen Universität Löwen (KUL), die für den Hohen Gesundheitsrat arbeitet, vom flämischen Rundfunk (VRT) zitiert. „Im Ausland macht man das schon länger so. Die Weltgesundheitsorganisation hat uns darum gebeten, das Alter anzupassen“, fügte sie hinzu.

Unterdessen ist die auch in Ostbelgien debattierte Impfpflicht aus Sicht der EU-Kommission kein Allheilmittel zur Eindämmung der Masern und anderer Infektionskrankheiten. „Zwang ist nicht die einzige Lösung“, sagte Vizepräsident Jyrki Katainen der Deutschen Presse-Agentur und anderen europäischen Medien in Brüssel. „Es kann in einigen Ländern funktionieren, aber andere Organisationsformen des Impfens scheinen genauso wirksam zu sein.“

Es liege allein im Ermessen der EU-Staaten, wie sie vorgehen, sagte der finnische Kommissar. Viel hänge davon ab, wie gut das Gesundheitssystem funktioniere und wie gut die Bürger informiert seien.

Die Kenntnisse über das Impfen sind nach einer am Freitag veröffentlichten Umfrage im Auftrag der Kommission teils lückenhaft. So nähmen 48 Prozent der mehr als 27.000 Befragten fälschlicherweise an, dass Impfstoffe häufig ernste Nebenwirkungen hätten. EU-weit glauben 38 Prozent eine Impfung könne genau die Krankheit auslösen, vor der sie schützen soll. Unter den befragten Deutschen waren es 42 Prozent. Die Impfraten sänken und Infektionskrankheiten nähmen zu. Allein von 2016 bis 2017 habe sich die Zahl der Masernfälle verdreifacht. „Unsere Bürger wissen nicht genug“, fügte der Kommissionsvizechef hinzu.

Mit Fragen über das Impfen wenden sich die allermeisten der Befragten, nämlich 79 Prozent, an ihren Arzt. Das Internet spielt laut Umfrage keine große Rolle. Nur fünf Prozent suchten demnach in sozialen Netzwerken und weitere 14 Prozent auf anderen Webseiten.

Wegen der Ausbreitung der Masern in Europa hatten die EU und die Weltgesundheitsorganisation WHO zuletzt gemeinsam für das Impfen getrommelt. Bei 80.000 Maserninfektionen in Europa habe es 2018 mehr als 70 Todesfälle gegeben, erklärten die WHO und das EU-Präventionszentrum ECDC zum Start der Europäischen Impfwoche. Die Daten für die ersten Monate 2019 deuteten darauf hin, dass der Trend sich fortsetze.

Fortschritte hin zu den UN-Entwicklungszielen und Gesundheitsschutz seien Priorität in Europa, fügten die beiden Organisationen hinzu. (belga/dpa)

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