Teilzeitarbeit in Ostbelgien besonders beliebt

<p>Den höchsten Anteil an Teilzeitbeschäftigten in Ostbelgien findet man im Unterrichtswesen und im Gesundheits- und Sozialwesen.</p>
Den höchsten Anteil an Teilzeitbeschäftigten in Ostbelgien findet man im Unterrichtswesen und im Gesundheits- und Sozialwesen. | Illustration: dpa

Allerdings liegt auch bei den Männern eine starke Entwicklung vor, denn vor 20 Jahren lag dieser Anteil bei nur 8 %. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Teilzeit arbeitenden Männer auf dem Arbeitsmarkt in der DG um 29 % gestiegen, während die Zahl der Vollzeit arbeitenden Männer um 8 % gesunken ist. Hingegen ist bei den Frauen zwar die Zahl der Teilzeitbeschäftigten um 10 % gestiegen, aber auch die Zahl der Vollzeitbeschäftigten hat in diesem Zeitraum um 3 % zugelegt. Dies ist mit der steigenden Erwerbsbeteiligung der Frauen insgesamt zu verbinden. Verglichen mit den anderen Regionen sind die ostbelgischen Frauen mit 70 % öfter in Teilzeitjobs zu finden: im belgischen Durchschnitt sind nur 51 % der Arbeitnehmerinnen teilzeitbeschäftigt, in Brüssel sogar nur 40 %.

Der Anteil der Teilzeitbeschäftigung steigt in allen Regionen mit zunehmendem Alter, aber hier ist zu beobachten, dass die ostbelgischen Frauen schon sehr früh in Teilzeit arbeiten: schon bei den 30- bis 34-Jährigen wird ein Prozentsatz von fast 70 % erreicht. Ein Erklärungsansatz für den hohen Teilzeitanteil – insbesondere bei den Frauen – liegt in der Familiensituation: den höchsten Teilzeitanteil mit 77 % weisen im Paar lebende Frauen mit Kindern auf. Alleinerziehende Mütter arbeiten zu 66 % in Teilzeit, alleinerziehende Väter hingegen nur zu 16 %. Ohnehin habe die Präsenz von Kindern im Haushalt kaum Einfluss auf die Tatsache, ob ein Mann in Teilzeit arbeitet oder nicht, hier spiele vorwiegend das Alter eine Rolle, teilt das Arbeitsamt der DG mit.

Bei den Frauen hingegen trägt gerade die Präsenz von Kindern im Haushalt dazu bei, dass Frauen in Ostbelgien noch systematischer auf Teilzeitarbeit zurückgreifen als im übrigen Land. Ob und inwiefern die Teilzeitarbeit gewünscht oder unfreiwillig ist, lässt sich anhand dieser Zahlen jedoch nicht ableiten. Eine Untersuchung der ULB Brüssel (2020) kommt zu dem Schluss, dass Frauen nicht allein aufgrund ihres Wunsches nach einer besseren Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben häufiger Teilzeit arbeiten als Männer. Tatsächlich lässt sich ein großer Teil der Inanspruchnahme von Teilzeitarbeit auch durch die Struktur des Arbeitsangebots (Art der angebotenen Stellen, Arbeitsbedingungen, Stundenpläne, …) erklären. Und hier sind die Realitäten je nach Branche und Tätigkeit sehr unterschiedlich.

Tatsächlich hat die Teilzeitbeschäftigung je nach Wirtschaftszweig ein sehr unterschiedliches Gewicht. Den höchsten Anteil an Teilzeitbeschäftigten in Ostbelgien findet man im Unterrichtswesen (74 %) und im Gesundheits- und Sozialwesen (70 %). Danach folgen die sonstigen Dienstleistungen (darunter die Beschäftigten im System der Dienstleistungsschecks) mit 60 % und der Horeca-Sektor mit 57 %. Im Horeca-Sektor sind allerdings weitere 7 %der Beschäftigten über sonstige Vertragsformen beschäftigt (Interim, Flexi-Jobs, …). Am anderen Ende des Spektrums finden sich Branchen, in denen Teilzeitarbeit eher unüblich ist: das Baugewerbe mit 10 %, das verarbeitende Gewerbe mit 19 % oder auch der Transportsektor mit 23 %. Dies sind zugleich Sektoren mit sehr wenigen weiblichen Beschäftigten. Teilzeitbeschäftigung ist nicht gleichzusetzen mit Halbzeitjobs: Die beliebteste Formel ist die 4/5-Beschäftigung, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. (red/sc)


Hauptquelle für das Thema sind die trimestriellen Angaben der Arbeitgeber beim Landesamt für Sozialsicherheit (LSS) und das Datawarehouse der BCSS. Daher sind die Selbständigen und auch die Auspendler ins Ausland in diesen Auswertungen nicht inbegriffen.

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment