Ex-Torwart Toni Schumacher feiert am Mittwoch seinen 70. Geburtstag

<p>Eine Szene, die sein Leben prägte: Toni Schumacher gegen Frankreichs Patrick Battiston.</p>
Eine Szene, die sein Leben prägte: Toni Schumacher gegen Frankreichs Patrick Battiston. | Foto: dpa

Im Theaterstück „Die Nacht von Sevilla“ geht es um Schumachers bekanntesten sportlichen Auftritt. Das WM-Halbfinale 1982 zwischen Deutschland und Frankreich hat ihn geprägt wie keine andere Partie. Besonders mit einer Szene des spektakulären Spiels, das Deutschland auch dank Schumacher 5:4 im Elfmeterschießen gewann, wird er auch mehr als 40 Jahre danach noch häufig konfrontiert.

„Noch heute fragt mich jeder: War es ein Foul oder war es kein Foul?“, sagt Schumacher zu seinem heftigen Einsteigen gegen Patrick Battiston. Der Franzose, der von Schumacher gerammt wurde, erlitt unter anderem einen Haarriss in der Halswirbelsäule und verlor mehrere Zähne. Als Foul gewertet wurde die Aktion damals nicht, heute wäre das wohl anders.

„Danach sind Dinge geschehen wie "Wir entführen deine Kinder"“, berichtet Schumacher.cIn französischen Medien wurde er unter anderem als „SS-Schumacher“ bezeichnet.

Bei Battiston hat Schumacher schon kurz nach dem Vorfall um Entschuldigung gebeten. Der heute 66-Jährige nahm die Entschuldigung an und bezeichnete die Sache als „erledigt“.

Die Anfeindungen hinterließen bei Schumacher jedoch tiefe Spuren. In der ZDF-Dokumentation „Jahrhundertspiel“ spricht er offen von Depressionen. „Ich habe sie graue Wölfe genannt, weil das ein besseres Bild ist. Ich war oft traurig, ich habe mich zurückgezogen. Du wirst dann dunkel und lässt die Freude nicht mehr an dich ran. Bist auch sehr nah am Wasser gebaut“, sagt Schumacher.

Dass er die Probleme bewältigt hat, verdankt Schumacher nach eigenen Angaben auch seinen Kindern. Zu seinem 70. Geburtstag hat er sich eine Feier im engsten Kreis gewünscht. Den großen Trubel braucht der gebürtige Dürener im Privatleben nicht. Um ihn ist es ruhiger geworden. Theater – im übertragenen Sinne – hatte Schumacher in seinem Leben genug.

Nach der Veröffentlichung seines Buchs „Anpfiff“ 1987 wurde er beim 1. FC Köln und aus der Nationalmannschaft rausgeworfen. Schumacher hatte über angebliche Dopingpraktiken, Sex und Spielsucht seiner Kollegen berichtet, galt als Nestbeschmutzer.

Seine Karriere setzte „der Tünn“, wie er in Köln genannt wird, beim FC Schalke 04 fort. Auch für Fenerbahce Istanbul, den FC Bayern München und einmal als Aushilfe für Borussia Dortmund stand er noch im Tor.

Wie es sich anfühlt, Torwart zu sein, will Schumacher nun auf der Bühne mit Schauspieler Peter Lohmeyer vermitteln. „Wir wollen das Publikum so begeistern, dass sie das Gefühl haben, mit auf dem Platz zu stehen – und in meinem Fall: mit im Tor zu stehen“, sagt Schumacher. Am 14. Mai soll das Theaterstück von Autor Manuel Neukirchner im Rahmen der Ruhrfestspiele in Recklinghausen uraufgeführt werden. (dpa/leo)

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