Sportdirektor Kehl wirft BVB-Mannschaft „arrogantes Spiel“ vor

<p>Kopfballduell: Dortmunds Torschütze Niclas Füllkrug (rechts) gegen Wolfsburgs Maskenmann Moritz Jenz.</p>
Kopfballduell: Dortmunds Torschütze Niclas Füllkrug (rechts) gegen Wolfsburgs Maskenmann Moritz Jenz. | Foto: Photo News

Alles, was die Spieler von Borussia Dortmund in Wolfsburg an Klarheit und Entschlossenheit vermissen ließen, das holte ihr Sportdirektor in der Interview-Zone nach. Seine Mannschaft habe bei diesem 1:1 (1:0) in der Volkswagen Arena teilweise „arrogant“ gespielt, sagte Sebastian Kehl. „Mir war an der einen oder anderen Stelle zu viel Hacke und Spitze dabei.“ Man habe das ganze Spiel „ein bisschen laufen lassen“.

Nun gibt es immer noch eine Menge Manager in der Fußball-Bundesliga, die mit Kehl und der Situation des BVB gern tauschen würden. Denn ganz nüchtern betrachtet, steht der Beinahe-Meister der vergangenen Saison nach einer enttäuschenden Hinrunde immer noch auf einem Champions-League-Platz und hat keines der sechs Spiele des neuen Jahres verloren.

„Das ist eine sehr positive Bilanz. Wir sind auf einem richtig guten Weg“, sagte auch Kehl. Aber dass diese Mannschaft nicht beständiger an ihre Leistungsgrenze heranreicht, dass die Leistungen teilweise sogar innerhalb eines Spiels sehr stark schwanken: Das ist es, was den früheren Nationalspieler und BVB-Kapitän stört. Und deshalb fühlte es sich für alle so an, als wäre die Borussia nur drei Tage vor dem wichtigen Champions-League-Achtelfinale bei PSV Eindhoven (Dienstag, 21 Uhr) mal wieder ein wenige ausgebremst worden.

Niemand formulierte das in Wolfsburg so deutlich wie Kehl. Aber niemand widersprach dem 44-Jährigen auch. Das galt für den Trainer Edin Terzic („Wir sind weder mit dem Ergebnis noch mit der Leistung zufrieden“). Und auch für den Nationalspieler Nico Schlotterbeck („Rückschritt ist ein großes Wort. Aber natürlich können wir besser Fußball spielen“).

Zur Geschichte dieses Nachmittags gehört auch, dass die zahlreichen kurzen Spielunterbrechungen wegen der Fan-Proteste gegen den geplanten Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga den BVB besonders trafen. Der Favorit ging gegen kriselnde, aber äußerst bissige „Wölfe“ durch Niclas Füllkrug in Führung (8.). Und die Wolfsburger fassten gerade in der ersten Hälfte mit jeder kurzen Pause und jeder Unterredung mit ihrem Trainer Niko Kovac weiteren Mut. Das 1:1 durch Yannick Gerhardt (64.) war verdient.

Das Champions-League-Spiel in Eindhoven hat für eine mitunter wankelmütige Mannschaft wie die Borussia eine gewisse Stolpergefahr. Denn in der Vorrunde ließ sie deutlich namhaftere und finanzstärkere Clubs wie Paris Saint-Germain, den AC Mailand und Newcastle United überraschend deutlich hinter sich. Zumindest auf dem Papier wirkt der Tabellenführer der niederländischen Eredivisie da wie der bislang dankbarste Gegner der gesamten internationalen Saison.

Davon möchte Kehl natürlich nichts wissen. „Wir haben viel dafür getan, in dieser schweren Gruppe die nächste Runde zu erreichen und haben uns das auch verdient“, sagte er. „Wir wissen aber, dass Eindhoven eine starke Mannschaft ist. Sie haben noch kein Spiel in diesem Jahr verloren. Das macht sie gerade zu Hause äußerst unangenehm. Wenn man in diesen beiden Spielen nicht performt, dann ist man raus. Wir brauchen zwei richtig gute Leistungen.“

Der für 30 Millionen Euro aus Eindhoven verpflichtete Donyell Malen fehlte dem BVB in Wolfsburg wegen Knieproblemen. Er soll aber bis zum Spiel gegen seinen Ex-Club wieder fit sein. Das ist aus BVB- Sicht die beste Nachricht eines ansonsten enttäuschenden Nachmittags. (dpa/leo)

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