„Das ist der Moment“: Bayern und Leverkusen im Meister-Gipfel

<p>Vor dem Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga hat Bayern Münchens Trainer Thomas Tuchel(links)seinen Leverkusener Kollegen Xabi Alonso (rechts) für dessen Arbeit sehr gelobt.</p>
Vor dem Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga hat Bayern Münchens Trainer Thomas Tuchel(links)seinen Leverkusener Kollegen Xabi Alonso (rechts) für dessen Arbeit sehr gelobt. | Foto: Tom Weller/dpa

Es ist eines dieser Spiele, wie es sie in der Bundesliga nur noch selten gibt: Mehr als 200 Länder schauen zu, 180.000 Tickets hätten verkauft werden können, die Schwarzmarktpreise haben längst schwindelerregende Höhen erreicht. Ganz Fußball-Deutschland fiebert dem spektakulären Showdown um die Tabellenspitze entgegen, der brisante Meister-Gipfel zwischen dem ungeschlagenen Spitzenreiter Bayer Leverkusen und dem „Jäger“ FC Bayern wird zum Duell der Superlative.

„Das ist ein Kracher“, sagte der Topspiel-erprobte Thomas Müller vor der Partie am Samstag (18.30 Uhr). Die Bundesliga vermarktet die Begegnung zwischen Spitzenreiter und Serienchampion seit Tagen als „The Big One“ - das größte aller Spiele. Anders als beim oft ungleichen „Klassiker“ zwischen Borussia Dortmund und den Bayern scheint diese Überhöhung zur Abwechslung fast passend.

Erstmals in der Geschichte der Bundesliga haben zwei Mannschaften nach 20 Spieltagen mindestens 50 Punkte auf dem Konto, Leverkusen hat schon jetzt mehr Zähler gesammelt als in der gesamten vergangenen Spielzeit - nur die Bayern unter Pep Guardiola waren in den Saisons 2013/14 und 2015/16 zu diesem Zeitpunkt besser.

Der Respekt der Münchner ist nicht umsonst groß. „Sie machen es überragend gut“, lobte Thomas Tuchel. Jedoch glaubt der Bayern-Trainer, „dass Leverkusen näher an seinem Limit spielt als wir“. Sein Team habe „noch mehr Luft nach oben. Das ist der Moment, eine Schippe draufzulegen“, sagte er bei einem sehr kämpferischen Auftritt am Freitag.

Gerade für den 50-Jährigen ist das Duell ein besonderes Spiel. Eine Niederlage wäre zwar nicht vorentscheidend, würde die Bayern bei dann fünf Punkten Rückstand auf der Jagd nach der zwölften Meisterschaft in Folge aber weit zurückwerfen. Die Trainerdiskussion dürfte bei den erfolgsverwöhnten Münchnern trotz der bisher starken Punkteausbeute dann nur eine Frage der Zeit sein. Und der heißeste Kandidat für die Tuchel-Nachfolge steht am Samstag auf der Gegenseite.

Er könne vor Xabi Alonso, schwärmte Bayerns langjähriger Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge in der Abendzeitung, „nur den Hut ziehen, was er aus Bayer gemacht hat. Man darf nicht vergessen, als er kam, waren sie Vorletzter. Jetzt sind sie Erster mit diesem attraktiven Fußball.“

Und mit einer Siegermentalität, die man so eigentlich nur vom Branchenprimus aus München kannte. Im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart gelang Bayer bereits der dritte Last-Minute-Sieg des neuen Jahres. Gegen „die beste Mannschaft in Deutschland“ (Alonso) wartet auf Leverkusen nun der ultimative Test.

Längst träumen sie bei Bayer von der ersten Meisterschaft. Alonso gab sich dennoch ganz gelassen. Das Duell mit seinem Ex-Klub, sagte er, sei nur „ein wichtiges Spiel“ wie jede Woche, man bereite sich „wie immer“ vor. Und doch zeigte sich der Spanier gewarnt: „Es ist die Bayern-DNA, zu gewinnen.“

An dieser Einstellung ließen auch die Münchner keinen Zweifel. „Es ist eine außergewöhnliche Gelegenheit, die Karten auf den Tisch zu legen. Wir werden bereit sein“, versprach Tuchel: „Wir fahren nach Leverkusen, um zu gewinnen“. Manuel Neuer versicherte: „Jeder, der das Bayern-Trikot an hat, wartet auf diese Spiele.“

Ob Neuer nach einer verpassten Trainingswoche selbst dabei sein wird, ist noch immer fraglich - genauso wie ein Einsatz von Exequiel Palacios auf Leverkusener Seite. Aus Bayern-Sicht stehen immerhin Joshua Kimmich, Dayot Upamecano und Min-Jae Kim wieder bereit.

Entschuldigungen gibt es bei den Münchnern also keine mehr. Am Samstag, wiederholte Tuchel mehrfach, „zählt es. Ich hätte fast gesagt: Hosen runter. Also nochmal: Karten auf den Tisch!“ (sid/calü)

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