„Superman Paris“: Vom Hirten zum Alpin-König

<p>Ist der Topfavorit auf den Titel in der Abfahrt am Samstag: Dominik Paris.</p>
Ist der Topfavorit auf den Titel in der Abfahrt am Samstag: Dominik Paris. | afp

Dominik Paris war 18 Jahre alt und ein talentierter Skifahrer, als seine Karriere beendet schien. Zwei Jahre lang hatte sich der junge Südtiroler als Aushilfsmaurer verdingt, die Familie brauchte Geld, das Training kam zu kurz. Und im Zweifel zog „Domme“ noch stets „das Feiern mit den Kollegen“ einer schweißtreibenden Einheit vor. Doch dann entschied er sich zu einem radikalen Schritt, der sein Leben veränderte – und ihn elf Jahre später zum Super-G-Weltmeister sowie ersten Anwärter auf Abfahrtsgold machte.

Teenager Paris ging für 100 Tage auf eine Alm am Splügenpass und arbeitete an der Grenze zwischen Italien und der Schweiz als Hirte. „Das war für mich der Wendepunkt in meinem Leben“, sagt er, „ich habe dort gelernt, wie wichtig es ist, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und dass es keinen Ersatz für harte Arbeit gibt.“

Als er wieder nach Hause ins Ultental bei Meran kam, war er zwölf Kilo leichter, hatte „einen klaren Kopf“ und einen Plan: Skirennfahrer werden. Paris krempelte sein Leben um. Der Sohn eines Skilehrers war in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, Papa Paris stellte ihn erstmals auf die Bretter, als er dreieinhalb Jahre alt war. Mit 15 stand er im Südtiroler Landeskader, „neben Skifahren hat es nichts anderes gegeben“, sagt er. Das änderte sich erst auf dem Bau, doch auch da lernte er fürs Leben – und die Skikarriere.

Paris ging auf die Alm, danach bekam seine Karriere schnell Schwung.

„Wenn man den ganzen Tag kiloschwere Säcke schleppt, darf man nicht ans Aufgeben denken“, sagt er. In Arbeitsschuhen habe er sich oft gefühlt, als stünde er „stundenlang barfuß auf hartem Stahl“. Nach zwei Jahren war ihm klar: „Nie wieder!“

Paris ging auf die Alm, und als er wieder zu Hause war, bekam seine Karriere schnell neuen Schwung. Im folgenden Winter war er zurück im Europacup, gleich sein drittes Rennen dort gewann er. In der Saison darauf durfte Paris im Weltcup ran, wo er 2011 mit nur 21 erstmals auf dem „Stockerl“ stand. Zwei Jahre später hatte er die brutalen Abfahrten in Bormio und Kitzbühel sowie WM-Silber gewonnen.

Doch im Juni 2013 ereilte ihn ein schwerer Schicksalsschlag, als sein Bruder Rene bei einem Motorradunfall ums Leben kam. „Ich war in der Nähe und hörte von einem Unfall“, hat Paris jenen dramatischen Tag einmal geschildert, „ich fuhr hin und sah meinen Bruder auf der Straße liegen. Es war ein Schock.“ Paris stellte alles infrage, doch Rene, mit dem er als Kind Ski fuhr, „hätte gewollt, dass ich weitermache und hart daran arbeite, mir meine Träume zu erfüllen.“

Das tat er – mit Musik als Therapie. Paris ist großer Fan von härtestem Metal, spielt Gitarre und singt. Wobei: „Es ist eher wie ein Brüllen gefolgt von Geschrei“, sagt er, „aber das ist meine Art zu entspannen.“ In Italien ist er der „Metallaro delle nevi“, der Schneemetaller.

Im vergangenen Herbst hat Paris mit seiner Band „Rise of Voltage“ ein Album („Time“) veröffentlicht, im Sommer schenkte Freundin Kristina ihm Sohn Niko. Weil er in diesem Winter zudem erneut in Bormio und zum dritten Mal die Abfahrt auf der berüchtigten Streif in Kitzbühel gewann, spricht er jetzt von „meinem magischen Jahr“. (sid)

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