„Unfassbar“, „Weltklasse“: Wellinger lässt vom Tourneesieg träumen

<p>„Unfassbar“, „Weltklasse“: Wellinger lässt vom Tourneesieg träumen</p>

Der deutsche Skispringer Andreas Wellinger bekam auch lange nach seinem märchenhaften Auftakttriumph das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Mit ungläubigem Blick bahnte sich der 28-Jährige an einem emotionalen Abend in Oberstdorf den Weg vorbei an sämtlichen Gratulanten. Und auch wenn der straffe Zeitplan der Vierschanzentournee eigentlich keinen Moment zum Durchatmen lässt, genoss Wellinger seinen Sieg in vollen Zügen.

„Es ist echt unfassbar, was heute passiert ist“, sagte der Ruhpoldinger, der sich nach schweren Jahren am Schattenberg endgültig in der Weltspitze zurückgemeldet hatte: „So etwas habe ich noch nie erlebt. Die Fahnen, die Stimmung, die Kulisse, das ist alles einfach geil.“ 25.500 Fans hatten Wellinger am Freitagabend frenetisch gefeiert - und reichlich Aufwind für die nächste Herausforderung gegeben.

Beim traditionellen Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen darf Wellinger am Montag erstmals in seiner Karriere eine Tournee-Führung verteidigen.

Wellinger nimmt die Rolle des Gejagten jedenfalls gerne an. „Das ist mal eine schöne Ausgangsposition“, sagte der Olympiasieger von 2018. Sein Vorsprung ist mit umgerechnet 1,66 m zwar gering, der Japaner Ryoyu Kobayashi und der bisherige Dominator der Saison Stefan Kraft (Österreich) sitzen Wellinger im Nacken - doch der strotzt derzeit vor Selbstvertrauen.

„Für mich ist jetzt die Herausforderung, dass ich genauso weiter springe“, sagte Wellinger: „Wenn ich das mache, dann ist alles möglich.“ Es lässt sich kaum ausmalen, was los wäre, sollte Wellinger tatsächlich zum Tourneesieg springen. Schon am Freitag wurden sämtliche emotionalen Stränge bei ihm und dem gesamten deutschen Team mächtig strapaziert.

„Der Weg hierhin war brutal schwer, das macht mich extrem stolz“, sagte Wellinger nach dem „mit Abstand“ schönsten Sieg seiner Karriere. 2019 hatte sich der damals 23-Jährige das Kreuzbandriss gerissen. Lange musste Wellinger um die Rückkehr zu alter Stärke kämpfen, noch vor zwei Jahren scheiterte er in Oberstdorf bereits in der Qualifikation.

„Ich habe zum Glück immer an mich geglaubt“, sagte Wellinger nun: „Ich war überzeugt davon, dass ich es kann.“ Nachdem ihm in der vergangenen Saison der erste Weltcup-Sieg seit seiner Verletzung gelungen war, zählt er im bisherigen Winter wieder zur absoluten Weltspitze - das stellte er in Oberstdorf eindrucksvoll unter Beweis.

„Er ist weltklasse gesprungen“, schwärmte Stefan Horngacher. Mit dem Sieg in der Qualifikation hatte sich Wellinger zwar „einen großen Rucksack aufgebunden“, sagte der Bundestrainer, „den hat er aber locker weggeschmissen“. Besonders Wellingers erster Sprung auf 139,5 m beeindruckte Horngacher: „Das war der Wahnsinn, sowas habe ich selten gesehen.“

Das insgesamt erneut gute Teamergebnis - die Oberstdorfer Lokalmatadoren Philipp Raimund und Karl Geiger landeten auf den Plätzen sechs und sieben - verkam da fast zur Nebensache. Wellinger überstrahlte alles. Der Traum, dass das auch bis zum letzten Springen in Bischofshofen so bleibt, lebt.

Von den vier Tournee-Station liege ihm Oberstdorf eigentlich „am wenigsten“, stellte Wellinger am Freitag grinsend fest: „Das Hindernis habe ich jetzt aus dem Weg geräumt.“ Weitere sollen folgen. (dpa)

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