Opec ringt weiter um Einigkeit

Blick auf eine Raffinerie auf der Insel Curacao: Die Beobachter der Rohstoffmärkte blicken heute gespannt nach Wien. | afp

Von Jürgen Krämer

Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) steht nach monatelangen Verhandlungen über eine Kürzung der Fördermenge für höhere Ölpreise erneut vor einer Zerreißprobe. Beim Treffen von Mitgliedern des Kartells am Mittwoch in Wien dreht sich alles um eine Frage: Wie kann die zuletzt im September grundsätzlich beschlossene Förderbegrenzung umgesetzt werden? Wenn die verfügbare Ölmenge am Weltmarkt nicht verknappt wird, dürften auch die Preise von Benzin und Heizöl auf dem relativ niedrigen Niveau bleiben oder zumindest nicht viel teurer werden.

Immer wieder hatten unterschiedliche Positionen einzelner Opec-Mitgliedstaaten eine Eindämmung der „Ölschwemme“ behindert. Einige Delegationen zeigten sich zuletzt aber vorsichtig optimistisch. Erschwert wurden die Verhandlungen in den vergangenen Monaten dadurch, dass die Opec wichtige Förderländer außerhalb des Kartells in die Drosselung einbinden will – vor allem Russland. Nur wenn alle Förderer an einem Strang ziehen, könne eine beschlossene Begrenzung der Menge auch zum gewünschten Anstieg der Preise führen.

Ein Treffen von Opec- und Nicht-Opec-Ländern am Montag wurde aber auf Wunsch von Saudi-Arabien kurzfristig abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben. Das Kartell traf sich nur zu internen Besprechungen und ging nach stundenlangen Verhandlungen ohne konkrete Ergebnisse auseinander. Russlands Energieminister Alexander Nowak sagte auch die Teilnahme an der Ministerkonferenz am Mittwoch offiziell ab. Zuvor hatte er bereits gesagt, dass eine Deckelung der Fördermenge eine „schwierige Situation“ für Russland bedeuten würde.

Auch das mächtige Opec-Mitglied Saudi-Arabien, das ursprünglich besonders für eine Kürzung eintrat, erklärte überraschend, dass das Kartell seine Produktion nicht unbedingt drosseln müsse. Wegen einer höheren Nachfrage könne sich der Ölmarkt im kommenden Jahr auch ohne eine Senkung der Fördermenge ausgleichen, hieß es.

Die Lieferländer leiden seit zwei Jahren unter einer „Ölschwemme“.

Nachdem die Skepsis am Markt über ein Zustandekommen einer Einigung größer wird, hat der Ölpreis wieder nachgegeben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar kostete am Dienstagmorgen 47,80 US-Dollar. Das waren 44 Cent weniger als am Montag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 37 Cent auf 46,70 Dollar.

Die Lieferländer leiden seit zwei Jahren unter einer „Ölschwemme“. Wegen des hohen Angebots auf dem Weltmarkt waren die Preise zeitweise bis unter 30 Dollar gefallen. Im September hatte die Opec in Algerien für viele Experten überraschend einen wichtigen Schritt hin zu einer Förderkürzung gemacht. Sie beschloss grundsätzlich eine Beschränkung des täglichen Produktionsvolumens auf 32,5 bis 33 Millionen Barrel, nach zuletzt geschätzten 33,6 Millionen Barrel pro Tag im Oktober.

Seit der grundsätzlichen Einigung ringen die Ölstaaten um die praktische Umsetzung. Tatsache ist aber auch, dass Opec-Länder seit dem September ihre Fördermenge weiter erhöht haben. Ohnehin steigt die Produktion seit längerem von einem Rekord zum nächsten. (dpa-AFX)