Raerener André Collet ist Deutscher Meister

Sieger Andre Collet (Mitte): „Nach 80 Kilometern konnte ich noch einmal beschleunigen.“ | privat



Dabei hat der Langstreckenläufer einige wechselvolle Jahre hinter sich. In 2012 gewann er bei der Weltmeisterschaft über 100 Kilometer den Titel in seiner Altersklasse und lief dabei in 6:45:48 Stunden seine Bestzeit über diese Strecke. Im selben Jahr lief er beim Münchenmarathon in 2:25:24 Stunden ebenfalls eine Bestzeit. In 2013 musste er sich dann leider einer Fersenoperation unterziehen, nach der er eine längere Regenerationszeit benötigte. In 2014 wollte er dann eigentlich bei der Weltmeisterschaft über 100 Kilometer sein letztes Rennen über diese Strecke laufen. Da dieser Wettkampf nicht nach Wunsch für ihn verlief, beschloss er, nicht so aufzuhören. In 2015 wurde er dann an der anderen Ferse operiert und musste sich wieder ganz langsam herantasten.

Zunächst bestritt er Marathonläufe, bei denen er aber noch weit hinter seinen gewohnten Zeiten zurückblieb. Fleißig und mit Erfolg trainierte er weiter. „Nach der langen Verletzungspause habe ich mich in kleinen Schritten mit dem Ziel mich nochmal international zu qualifizieren vorbereitet. Es war ein sehr langer Weg immer mit einer kleinen Unsicherheit im Nacken. Aufgrund meiner Erfahrung und eines langfristig angelegten Aufbaus mit ständig kleinen Rückschlägen, habe ich es geschafft, bis ungefähr drei bis vier Wochen vor dem Rennen in Richtung Topform zu kommen. Ich war einerseits zuversichtlich, anderseits hatte ich schon lange keine Bestätigung mehr. Am Start spürte ich schon, dass die Konkurrenz mich zwar noch respektierte, aber nicht mehr voll auf dem Plan hatte.“

Die Strecke führte zu etwa 70 Prozent durch den Wald und beinhaltete Steigungen und Gefälle. „Solche Strecken mag ich“, so Collet. Man sollte es nicht glauben, aber auch über 100 Kilometer ist der Start wichtig. „Auf den ersten Metern bin ich direkt schnell losgelaufen. Das ist psychologisch wichtig.“

Zunächst wurde er von Niels Bubel verfolgt, der mit einer Marathonbestzeit von 2:23 Stunden zu den Favoriten zählt. Dieser sollte aber später deutlich zurückfallen. Von Beginn an fühlte Connet sich gut und hatte auf halber Strecke ein Polster von 20 Minuten. „Ich habe lieber solch einen Vorsprung. Wenn jemand direkt hinter mir ist, verspüre ich Stress.“ Auch Schmerzen am Oberschenkel, die schon früh auftraten, behinderten ihn nicht. „Nach 80 Kilometern konnte ich sogar nochmal beschleunigen.“ Seinen Vorsprung behielt er und erreichte in 6:55:27 Stunden als klarer Sieger das Ziel. Dies entspricht einer Geschwindigkeit von 14,5 Stundenkilometern. Seine Verfolger Michael Sommer und Alexander Dautel erreichten nach 7:15 beziehungsweise 7:16 Stunden das Ziel. Für Collet war es die drittschnellste in seiner Karriere erzielte Zeit. „Ich habe mein ganzes Training auf diesen Wettkampf ausgerichtet. Das war meine einzige Chance mich für die WM zu qualifizieren. Die Norm lag bei 7:15 Stunden. Von einer Zeit unter sieben Stunden habe ich bestenfalls geträumt im Vorfeld.“ Im Falle eines Misserfolgs hätte er seine Karriere über diese Strecke beendet. Dies war nach 2013 sein zweiter deutscher Meistertitel. „Dieser hier bedeutet mir mehr nach allem was gewesen ist. Ich bin cool geblieben und wurde dafür belohnt.“

Nun freut sich auf die Weltmeisterschaft, die Ende November in Spanien stattfindet. Diese zählt auch als Europameisterschaft. Bei verschiedenen Teilnahmen konnte er in der Vergangenheit vordere Platzierungen in der Gesamtwertung, in seiner Altersklasse als auch mit der Mannschaft erzielen. „Ich freue mich richtig auf dieses Rennen. Ich kann im Training auf jeden Fall noch eine Schippe drauflegen.“ Seine Ziele sind eine Gesamtplatzierung unter den Top 10, eine Medaille in seiner Altersklasse und vielleicht auch eine Medaille mit der Mannschaft, wenn alle gut durchkommen. (mbr)