Die Ronaldo-Show geht weiter

Cristiano Ronaldo wischte sich kurz den Schweiß von der Stirn und nahm die Wiederholung seines Rekordtreffers auf der Stadionleinwand ohne erkennbare Regung zur Kenntnis. Dabei hätte „CR7“ diesmal ruhig den eitlen Pfau geben können, schließlich hatte er seiner unvergleichlichen Show auf der Weltbühne des Fußballs eine weitere Episode hinzugefügt.

Der Showdown der Portugiesen gegen die Iraner steigt am Montag.

Der neue Europarekordler führte den weitgehend enttäuschenden Europameister Portugal fast im Alleingang zu einem schmeichelhaften 1:0 (1:0) im zweiten WM-Spiel gegen die vorzeitig ausgeschiedenen Marokkaner. „Ich bin sehr glücklich. Das Wichtigste war es, das Spiel zu gewinnen und die drei Punkte zu holen“, sagte Ronaldo, der natürlich zum Spieler der Partie gewählt wurde: „Marokko war sehr stark. Es ist wunderbar für mich, das Tor gemacht zu haben. So müssen wir weitermachen.“

Das Tor Ronaldos (4.), der in der ersten Partie gegen Spanien (3:3) dreimal getroffen hatte, bedeutete einen Rekord für den alten Kontinent. 85 Länderspieltore hat niemand in Europa zu bieten, Ungarns Ikone Ferenc Puskas lag zuvor gleichauf mit Ronaldo. Weltweit liegt nur der Iraner Ali Daei (109 Tore) vor dem fünfmaligen Weltfußballer. Selbst der Staatspräsident eilte deshalb umgehend in die Kabine. „Ich habe Torwart Rui Patricio zu seinen Weltklasse-Paraden und natürlich auch Ronaldo zu seinem Tor gratuliert“, sagte Marcelo Rebelo de Sousa.

Das Achtelfinale liegt für die Portugiesen vor dem letzten Vorrundenspiel gegen den Iran in greifbarer Nähe, vor vier Jahren waren die Iberer noch in der Gruppenphase gescheitert. Marokko ist trotz einer guten Vorstellung raus. „Ich bin sehr stolz auf meine Spieler und auf Marokko“, sagte Trainer Herve Renard.

Der Showdown der Portugiesen gegen die Iraner, die im ersten Spiel 1:0 gegen Marokko gewonnen hatten, steigt am Montag in Saransk. Marokko muss parallel in Kaliningrad gegen Spanien ran. Vor 78.011 Zuschauern im ausverkauften Moskauer Luschniki-Stadion brauchte Ronaldo keine lange Anlaufzeit. Nach einer kurz ausgeführten Ecke und einer Flanke von Joao Moutinho wuchtete der 33-Jährige den Ball per Kopf aus kurzer Distanz ins Tor. Es war das siebte WM-Tor Ronaldos im 15. Spiel.

Von der Tribüne aus sah auch der frühere FIFA-Präsident Joseph S. Blatter, der seit Dienstag auf Einladung des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau weilt, den spektakulären Auftakt der Partie. Nachdem Ronaldo fast den zweiten schnellen Treffer nachgelegt hatte (9.), wachte Marokko auf. Die Nordafrikaner, bei denen der Ex-Anderlechter Mbark Boussoufa und Ex-Brügge-Spieler Nabil Dirar durchspielten und der Standard-Lüttich-Profi Mehdi Carcela in der 75. Minute eingewechselt wurde, drängten auf den Ausgleich. Portugal stellte das Fußballspielen ein und schwamm gewaltig.

Auch nach der Pause war Marokko am Drücker. Der Ex-Schalker Younes Belhanda scheiterte per Kopf an Patricio (57.). Der Ausgleich lag in der Luft. Das unterstrich der ExBayern-Profi Mehdi Benatia, der den Ball knapp über das Tor drosch (60.). In der 85. Minute „glänzte“ Ronaldo lediglich noch mit einer Schwalbe. Dann war Marokko wieder dem Treffer nahe, Benatia schaffte es in der Nachspielzeit aber nicht. (sid/mv)