Faymonville AG: Von Büllingen an die Weltspitze


An mittlerweile fünf Standorten in Belgien, Luxemburg, Polen, Italien und Russland produziert die Faymonville Gruppe für ihre drei Marken MAX Trailer, Faymonville und Cometto. Die Gruppe, die ihren Sitz in Luxemburg hat, erwirtschaftet mit mittlerweile über 1.000 Mitarbeitern einen jährlichen Umsatz von rund 250 Millionen EUR. Das sind ziemlich beeindruckende Zahlen, die all jene allerdings nicht verwundern, die die Entwicklung des Unternehmens enger verfolgt haben.

Die schwierigen Anfänge sind vergessen. Heute glänzt das Unternehmen durch Innovation und vorbildliche Logistik.

Die Wurzeln des Familienbetriebes liegen in Rocherath, wo um 1840 alles in einer kleinen Schmiede begann. Anfang der 1960er Jahre legte Berthold Faymonville die Grundlage für das heute in der ganzen Welt tätige Unternehmen: mit Holztransportern und landwirtschaftlichen Anhängern. Mitte der 1970er Jahre erkannte er dann die Chance, in den gerade aufblühenden Sektor des Glastransportes einzusteigen. Er nahm sie wahr. Damit war das Tor in die Welt der Spezialtransportfahrzeuge aufgestoßen.

Die Begeisterung aufseiten der Eltern hielt sich ziemlich in Grenzen, als Sohn Alain die Schule schmiss, sich den Blaumann überstreifte und ebenfalls in den elterlichen Betrieb einstieg. Während sein Vater die Werkstatt führte, kümmerte seine Mutter sich um das Administrative. „Es war eine mühsame Arbeit“, erinnert sich Alain Faymonville, „wir hatten weder eine Werkstattgrube noch einen Gabelstapler.“ Die schwierigen Anfänge sind aber vergessen. Heute glänzt das Unternehmen durch Innovation und vorbildliche Logistik.

Hemdsärmelig: So kennt man Alain Faymonville, den Macher hinter der gleichnamigen Gruppe. Unter seiner Führung stieg das Unternehmen an die Weltspitze auf.

Wenn man sich anschaut, wie die Faymonville Gruppe sich als Quereinsteiger in die Branche an deren Spitze vorgearbeitet hat, fällt es einem schwer zu glauben, dass die bescheidenen Anfänge kaum mehr als 50 Jahre zurückliegen. Unternehmensleiter Alain Faymonville jedenfalls hat aus den Lehrjahren im elterlichen Betrieb gelernt. Für ihn steht fest: „Die innere Logistik ist das A und O“.

Deshalb hat man bei der Faymonville Gruppe auch eine strikte Spezialisierung an den verschiedenen Standorten eingeführt: Aufgabenteilung ist das Schlagwort. Mit einer hohen Fertigungsquote werden alle Einzelkomponenten bis hin zum fertigen Produkt an den verschiedenen Standorten gefertigt. Somit liefert man dem Kunden „maximale Qualität, maximale Innovation und dadurch maximale Einsatzeffizienz“, erklärt Alain Faymonville.

So ist das Werk in Büllingen, wo das Unternehmen seine erste große Wachstumsphase erlebte, auf CNC-Fräsen/Drehen/Bohren sowie die Pendelachsproduktion und die Montage verschiedener Fahrzeugtypen spezialisiert.

Mit dem Transport des Space Shuttle wurde die Firma Cometto berühmt. Heute gehört sie zur Faymonville Gruppe.

In Polen, wo die Faymonville Gruppe die größte Produktionshalle mit einer Fläche von 40.000 m² stehen hat und knapp 300 Personen beschäftigt, sind hauptsächlich die Chassisproduktion und die Montage der MAX Trailer angesiedelt. In Luxemburg mit ca. 400 Beschäftigten befindet sich das Logistikzentrum. Auch werden in Lentzweiler die Chassisträger geschweißt sowie bestimmte Fahrzeugtypen montiert. Außerdem befindet sich im Großherzogtum die Entwicklungsabteilung für die klassischen Straßenfahrzeuge. Hier arbeiten rund 50 Ingenieure und Entwickler, die u.a. enge Beziehungen zu der RWTH in Aachen unterhalten.

Im italienischen Borgo San Dalmazzo werden derweil die Selbstfahrer u.a. für die Schwerindustrie und Werften entwickelt und gebaut. Die dortige Firma Cometto, die u.a. durch den Transport des US-amerikanischen Space Shuttle auf sich aufmerksam machte, später aber in wirtschaftliche Schwierigkeiten kam, hat die Faymonville Gruppe 2017 übernommen: Seitdem wächst Cometto auch wieder.

Am Standbein in Russland werden desweiteren Fahrzeuge für den GUS-Markt endmontiert. „Das Wachstum unseres Unternehmers wäre ohne mehrere Standorte in dieser Form nicht möglich gewesen“, hält Alain Faymonville als Fazit der kontinuierlichen Erweiterung fest. Durch die oben erwähnte Aufgabenteilung gelingt es dem Unternehmen, eine hohe Qualität in allen Phasen der Produktion sicherzustellen. Im Personalbereich erlebt die Faymonville Gruppe, was alle spezialisierten Unternehmen gerade durchmachen, nämlich den chronischen Facharbeitermangel. Alain Faymonville: „Wir rekrutieren im Umkreis von 100 km, finden aber besonders durch die Position im ländlichen Gebiet nicht die ausreichende Anzahl an Mitarbeiten. Zusätzlich erschwert die eigentlich positive Situation einer niedrigen Arbeitslosigkeit die Suche.“

Am wohlsten fühlt sich Alain Faymonville immer noch im Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln.

Dabei haben auch an allen Standorten längst Roboter Einzug gehalten. Ob die denn nicht klassische Arbeitsplätze vernichten? „Doch, das tun sie. Allerdings ausschließlich im Schweißbereich, wo an keinem Standort die genügende Anzahl an Mitarbeitern zu finden ist“, erwidert Alain Faymonville. „Die Roboter ermöglichen uns, eine hohe Produktivität zu erzielen und somit zu wachsen und wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Die Zahlen sprechen auch in diesem Bereich für sich. „Ohne Digitalisierung und Robotisierung hätten wir sicher nicht die über 200 Arbeitsplätze in Büllingen halten können, die wir jetzt hier haben. Das sind übrigens, trotz Polen und Luxemburg und Italien, mehr denn je zuvor“, so der Unternehmer, der sich am wohlsten im Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln fühlt. Er ist sich auch nicht zu schade, nach getaner Arbeit der werkseigenen Kantine hinter die Theke zu gehen und seinen Gästen ein Bier zu zapfen: mit zwei Fingern Schaum, wie es sich gehört.

Sowieso hat seine persönliche Entwicklungsgeschichte Alain Faymonville geprägt. Er hat nicht vergessen, wie er von Bank zu Bank pilgern musste, um eine neue Maschine anschaffen zu können. Heute ist die Faymonville Gruppe schuldenfrei. Und man investiert die jährlichen Gewinne in das weitere Wachstum. So wurde vor wenigen Tagen bekannt, dass man im bayerischen Landsberg am Lech den Nutzfahrzeughändler Stürzer Heavy Trucks übernommen hat. Damit hat das Unternehmen jetzt auch einen Stützpunkt in direkter Nähe seiner süddeutschen Wettbewerber und im Kernbereich des dortigen, des österreichischen und Schweizer Marktes.

Der Markt für Sondertransporte wächst weltweit. Ob es gilt, schwere Turbinen oder Schleusentore für den Panamakanal zu befördern, Plattformen für Offshore-Windräder oder gar ganze Schiffe von der Werft bis ans Wasser zu transportieren oder immer schwerere Baugeräte an ihren Bestimmungsort zu bringen – mit ihren drei Produktlinien MAX Trailer, Faymonville und Cometto hat das Unternehmen die stets richtige Lösung parat. Wenn nicht, wird sie entwickelt, aufbauend auf dem Knowhow, das man in den vergangenen 25 Jahren angesammelt hat. Eine Stärke, die neben der maßgebenden Infrastruktur zum Alleinstellungsmerkmal der Faymonville Gruppe wurde.

Bei der Faymonville Gruppe ist man zudem längst in der digitalen Welt angekommen. Nur so kann das Unternehmen die überlebensnotwendige Effizienz und die daraus resultierende Produktivität weiter gewährleisten. Denn es gilt die Devise: „Wir produzieren alles in-house!“ Auch wenn das Haus mittlerweile Niederlassungen quer durch ganz Europa hat und auf allen Kontinenten rund um den Globus treue Kunden aufweist.