"Graf Yoster" gab sich die Ehre - Lukas Ammann ist tot



Lukas Ammann hatte dem TV-Adeligen „Graf Yoster“ viel zu verdanken. Vor 50 Jahren startete im deutschem Fernsehen die Serie „Graf Yoster gibt sich die Ehre“ mit Ammann in der Titelrolle. Die Reihe wurde Kult, Ammann zum Star der 60er und 70er Jahre. Ein Comeback hatte er knapp 20 Jahre später in der Serie „Die Fallers“ als Familienoberhaupt einer Schwarzwälder Bauernfamilie. „Ich bin dankbar für das, was ich erleben durfte“, sagte Ammann einmal. Jetzt ist der Schauspieler im hohen Alter von 104 Jahren in München gestorben. Das bestätigte seine enge Vertraute Annemarie von Kienlin am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

Wie die „Bild“-Zeitung Anfang Mai berichtet hatte, musste sich Ammann, der vielleicht älteste Schauspieler der Welt, vor kurzem einer Notoperation an der Gallenblase unterziehen. Dass er so alt wurde, konnte er sich selbst nicht so richtig erklären. „Ich habe nie so gelebt, dass ich 100 werden könnte“, sagte Ammann der dpa damals zu seinem runden Geburtstag. „Arbeit bestimmte mein Leben.“ Sport und gesunde Ernährung waren für ihn nie ein Thema. Einzig: Mit über 80 hörte er auf, zu rauchen.

Den „Graf Yoster“ trug Ammann bis ins hohe Alter mit sich. Dunkler Anzug, edle Krawatte, Einstecktuch, ein weißer Sonnenhut und ein vornehmer Spazierstock: Ammann liebte den gepflegten Auftritt. „Mir war stilsicheres Auftreten immer wichtig“, sagte er. Gut gekleidet, vornehm und mit ausgezeichneten Manieren präsentierte er sich auch als Serien-Adeliger. Er bildete mit Wolfgang Völz ein einzigartiges Duo, spielte einen aristokratischen Amateurdetektiv und Krimiautor. Völz war der Chauffeur mit krimineller Vergangenheit.

Die Serie in der ARD verschaffte Ammann große Popularität. „Graf Yoster gibt sich die Ehre“ lief von 1967 bis 1976. Gedreht wurden 76 Folgen – die ersten 24 Episoden noch schwarz-weiß, dann in Farbe. Im April holte der Bayerische Rundfunk die ARD-Serie ein halbes Jahrhundert nach ihrem Start noch einmal aus dem Archiv und wiederholte die ersten 36 Folgen.

„Ich werde häufig als Graf angesprochen. Sogar an der Bushaltestelle und im Supermarkt, wo Aristokraten ja eher selten anzutreffen sind“, sagte Ammann. Auf einen Chauffeur konnte er selbst allerdings lange verzichten: Auch mit 100 Jahren fuhr er noch leidenschaftlich gerne Auto. „Ich habe außer den Serien mehr als 500 Rollen auf der Bühne und mehr als 200 Fernsehrollen gespielt“, sagte Ammann einmal. Doch „Graf Yoster“ veränderte sein Leben. Die Serie hatte für ihn auch Nachteile. „Ich war auf den Graf festgelegt und wurde für andere Filme daher kaum noch besetzt.“

Noch einmal in einer Serie war Ammann von 1994 bis 2000 bei den „Fallers“ zu sehen, einer Dauerserie im SWR Fernsehen. In 249 Episoden spielte er den Landwirt Wilhelm Faller. Seine TV-Erfolge allzu ernst nehmen mochte Ammann allerdings nicht. „Für einen Schauspieler sind Fernsehserien Konfektion. Ich habe versucht, daraus etwas Maßkonfektion zu machen.“ (dpa)