Zu: „Deutschland verrennt sich“

Die Rolle Deutschlands in Europa ist eine wichtige Frage. Gerade weil unser Nachbar wieder eine dominierende Macht auf dem Kontinent ist. Das „deutschen Dilemma“ (A. Rödder) liegt darin, dass deutsche Führung einerseits erwartet, andererseits als Dominanz kritisiert wird. David Engels erkennt diesen Fakt, seine historische Interpretation weist jedoch methodische Schwächen, Fehleinschätzungen und einen Hang zu gefühlten Wahrheiten auf.

So kritisiert er, Deutschland würde aus egoistischen Motiven „die notwendige Vertiefung der EU“ blockieren. Gleichzeitig fordert er Belgien auf, sich an „alternativen Wert- und EU-Modellen“ in Osteuropa zu orientieren. Dabei sind es gerade nationalistische osteuropäische Regierungen, die europäische Lösungen drängender politischer Probleme blockieren. Dies lässt, wie auch seine Ausführungen zur Flüchtlingsfrage, tief blicken. Engels befürchtet eine „Islamisierung Europas“. Tatsächlich beträgt der Anteil der Muslime in Belgien etwa sieben Prozent. Die „Islamisierungsdebatte“ hat also differenzierter zu diskutierende Ursachen. Auch bemängelt Engels, man dürfe im „politisch korrekten“ Deutschland seine Meinung nicht frei äußern. Tatsächlich wird aus dem Diskurs nur derjenige ausgeschlossen und das zu Recht, der die demokratische Basis des gesellschaftlichen Zusammenlebens verlässt. Dass das GrenzEcho Engels Thesen fast zwei Seiten schenkt, dürfe dies unterstreichen. Freilich schützt die Meinungsfreiheit niemanden davor, sich durch teils abstruse Thesen selbst ins diskursive Abseits zu stellen.