Wir entscheiden es

„Wir entscheiden es“: heißt es am Ende des sehr ansprechenden Musicals „Neubelgien unsere Geschichte“, bevor das Finale aus Turandot (Puccini) mit dem grandiosen Eastbelgica Sinfonieorchester unter Zuhilfenahme von 2 Chören ertönt! Der Titel „unsere Geschichte“ gibt jedem die Möglichkeit in der Aufführung sich wiederzufinden und der Akzent ist hier auf Geschichte und Musikerleben, nicht vorwiegend auf Politik gelegt. Eher ist es eingebettet in internationale Politik wie der Kniefall Brandts, Kennedys Besuch in Berlin, nicht zu vergessen das ungläubige Gesicht von Günter Schabowski („die Regelung gelte sofort unverzüglich“) bei der Öffnung der Mauer.

In der Aufführung wird die kulturellen Reifung von Neu-(Ost-)belgien genial in Szene gesetzt wird. Zur Ouvertüre aus Nabucco (Verdi) erscheint der Dirigent, ein hervorragend aufgelegter Simen Van Meensel, in klassisch schwarzem Anzug und die Chöre tragen einen Arbeitspullover.

Übrigens nicht zu vergessen dass die „Insurrection“, wie die Belgier zu sagen pflegen, die Loslösung von den calvinistischen Niederlanden, ihren Ausgangspunkt im Theater de la Monnaie in Brüssel nach der Oper „la muette de portici“ von Auber 1830 findet.

Hier ertönt erst sehr zaghaft die Brabançonne, um dann im Verlauf immer stärker zu werden. Doch vorerst muss die schwierige Geschichte Ostbelgiens (Willkommensgrüße an Hitler im Eupener Rathaus, etliche Freiwillige aus Ostbelgien zur deutschen Wehrmacht) auf- und durchgearbeitet werden. Auch alle Achtung vorm Grenz-Echo, welches ab der Machtergreifung Hitlers nicht mehr erschien, um dann prompt 1945 wieder zu erscheinen.

Das Musical wird nun lebendiger, der Chor hat den Arbeitspullover ausgezogen und jeder erscheint in einer je unterschiedlichen bunten Bluse. S. Van Meensel erscheint in einem hellbeigen Maßanzug und dirigiert geschickt moderne Musik. Das Orchester folgt ihm wie selbstverständlich.

Die geschichtlichen Texte (von Anja Pitz und Van Meensel) werden immer wieder alternativ zu moderner Musik gelesen. Simen Van Meensel erinnert in seiner Art an ein großes Musikgenie von Ostbelgien, nämlich Willy Mommer. Auch er übte mit dem Knabenchor den Gefangenenchor von Verdi und gründete das renommierte königliche Männerquartett.

Es gab berechtigterweise viel Applaus für diese epochale Aufführung und am Ende wurde Simen Van Meensel frenetisch gefeiert!

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