Zu dem Rücktritt von KHL: Niemals geht man so ganz

Wenn man den ehrgeizigen Politiker Karl Heinz Lambertz seit 1970 als Journalist und Autor beobachtet hat, erstaunt sein nahezu demütiger Rücktritt. Der lange unumgänglich stürmende Macher klebt nicht an seinem Sessel und zeigt auch in eigener Sache Augenmaß und gutes Beispiel.

Das besaß er nicht immer: In den im In- und Ausland kopfschüttelnd verfolgten ostbelgischen Nachkriegsaffären Niermann, Schmitz und Horn setzte er sich, wider besseres Wissen, aufs falsche Pferd. Doch vermutlich mehr aus persönlichen Verbundenheiten und privater Solidarität als aus gut informierter Überzeugung. Dass er reihum als „Rambo“, „Genossenkiller“ oder „roter Baron“ belächelt wurde, entsprach nicht ganz seinem Naturell. Für einen „Rambo“ bewahrte er sich ein gutes Herz, beim „Killen“ der Genossen war er kein Einzeltäter, zum „Baron“ fehlte es ihm an Standesdünkel. Mit erhobener Faust richtig „rot“ die „Internationale“ schmetternd sah man ihn nur selten; eher rötlich blieb er, etwas taktisch grinsend, nach allen Seiten offen.

Im Konflikt mit dem sozialistischen Grandseigneur Guy Spitaels verteidigte der „Bauernjunge aus Schoppen“ die kleine Heimat und Herkunft. Seine Berufung durch den König als Vermittler in einer ausweglosen Regierungskrise zeugte von Anerkennung und Format.

Bleibt zu hoffen, dass er, nach der Sichtung seines Archivs, noch ostbelgische Memoiren schreibt. Ob es dann eine Autobiografie oder ein Krimi wird, wollen wir in gespannter Vorfreude abwarten.

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