Zu Oswalds Wochenbuch

„Statt Welt-Retten in Biedermeier 2.0 chillen“: In seinem lesenswerten Beitrag zitiert Herr Schröder das Wort von Franz Grillparzer: „Eines nur ist Glück hienieden, Eins: Des Innern stillen Frieden“ und erläutert: „Genau wie damals (in der Biedermeierzeit) stellen wir zunehmend fest, dass die Menschen sich aus dem großen Ganzen zurückziehen und ihren Frieden darin suchen, dass sie in ihrem eigenen Wirkungskreis für eine heile Welt sorgen.“ Welt retten, heile Welt sind im Grunde keine Begriffe aus der Politik oder der Soziologie, sondern aus der Theologie. Wir gestalten die Welt, wir retten sie nicht. Was wäre eine gerettete Welt? Wie sollte sie aussehen? Durch uns können heilende Kräfte in der Welt wirken, aber wir schaffen keine heile Welt, auch nicht im Kleinen, in unseren vier Wänden. Falsche Vorstellungen wecken falsche, unerfüllbare Erwartungen. Es ist auch eine offene Frage, ob die heilenden Kräfte aus uns kommen oder ob wir eher Werkzeug sind, sie durch uns wirken. Ich denke, das Gefühl der Ohnmacht, das uns angesichts der vielen Krisen zu beschleichen droht, muss nicht sein. Fühlen wir uns nicht ohnmächtig, weil wir zu viel, zu Großes machen wollen, eben die Welt retten? Leben mit der Einstellung, das Leben nie ganz in den Griff zu bekommen, dass aber eine andere Macht es im Griff hat! Man kann, aber man muss sie nicht Gott nennen. Nennen wir sie einfach Leben.

Dieses Leben hat uns im Griff, nicht umgekehrt. Das beraubt uns nicht aller Freiheit, befreit wohl von lähmenden Allmachtsvorstellungen. Entscheidend ist, mit der Macht Leben in Berührung zu bleiben und das heißt in der einen oder anderen Form in sich einkehren, dahin gehen, wo wir das Leben zu allererst spüren, in uns.

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