„Lutter jätt Nojes“ (3)

„Woran arbeiten Sie?“ wurde Herr K. gefragt. Herr K. antwortete: „Ich habe viel Mühe, ich bereite meinen nächsten Irrtum vor.“ (B. Brecht)

Besonders groß muss derzeit die Mühsal im DG-Unterrichtsministerium sein, wo die Irrtümer der „Bildungsvision 2040“ vorbereitet werden. „Bildung“ soll „hochwertig“ und „inklusiv“ sein und „in einer Lernumgebung“ stattfinden, „in der alle Lernenden ihren individuellen Bedürfnissen und Potenzialen entsprechend gefördert und gefordert werden, sich entfalten und wohlfühlen.“ „Chancengerechtigkeit“, „Zukunftsorientierung“, „Stärkung des Wohlbefindens“ und „Qualitätssicherung“ lauten die Schlagwörter. Und das alles zum Wohle der Schüler!

1983 wurde in Belgien die Schulpflicht verlängert und seither wurde der Weg zum „Abitur für alle“ immer mehr geebnet: Die Zahl der Wahlmöglichkeiten stieg ständig, und das System wurde so durchlässig, dass Fächer bzw. Abteilungen problemlos gewechselt werden können. Es gibt Orientierungsmaßnahmen, Stützkurse, ein Mitspracherecht der Eltern bei Versetzungsentscheidungen, seit einigen Jahren – als Beitrag zur „Bildungsgerechtigkeit“ – den Nachteilsausgleich und den Notenschutz. Die Einführung des kompetenzorientierten Unterrichts versprach und verspricht den Schülern unserer „Wissensgesellschaft“ die Befreiung von der Bürde des Wissens.

Neuerdings ist man dabei Hausaufgaben und Prüfungen (u.a. durch Erteilung von Dispensen) abzuschaffen und Noten durch „zeitgemäße Bewertungskriterien“ zu ersetzen. Nun soll das Wohlbefinden der Schüler zusätzlich durch eine bessere Taktung des Schuljahres (mehr Ferien im Winter, weniger im Sommer) und des Schultages (Unterrichtsbeginn in der Sekundarschule: 9 Uhr) gesteigert werden. Wird diese Kuschel-Pädagogik die „Bildungsqualität“ steigern? Sind solche Maßnahmen geeignet, die Jugend „auf die Arbeits- und Lebenswelt von morgen“ vorzubereiten? Arbeitgeber können darüber nur den Kopf schütteln. Sie finden ohnehin keine Lehrlinge mehr, weil die Jugend nahezu geschlossen zur Schule drängt, wo für jeden gesorgt wird.

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