„Spitze Ecke“ von Samstag

Die Spitze Ecke von Annette Müllender trifft leider den Nagel auf den Kopf. Papst Franziskus hat den Verdienst, einen Kern des Evangeliums mit Nachdruck unterstrichen zu haben: die Kleinen, die Schwachen, die Armen stehen an erster Stelle, gehören in die Mitte unserer Aufmerksamkeit. Innerkirchlich hat er allerdings enttäuscht. Gute Worte müssen durch konsequente Taten erhärtet werden. Die Kurie öffentlich beschimpfen wie in der Weihnachtsansprache 2014 und sie dann in ihrer klerikalen Überheblichkeit schalten und walten lassen unterhöhlt jede Glaubwürdigkeit. Klerikalismus verurteilen klingt erbaulich, kann aber auch Fassade sein, um ihn noch vehementer zu praktizieren. Von synodalen Strukturen schwärmen und gleichzeitig Synodalität als eine rein spirituelle Angelegenheit bezeichnen, die Strukturen unberührt lässt, ist Augenwischerei. Den Synodalen Weg in Deutschland ironisch als Weg zu einer zweiten protestantischen Kirche abtun ist eine Frechheit, die nach Entschuldigung ruft.

Am Ende frage ich mich: Hat er nicht nur enttäuscht, sondern einfach getäuscht? Benedikt XVI. hatte zumindest den Verdienst, dass er seine konservative Einstellung nicht hinter einem scheinbaren Reformwillen versteckte. Oder braucht die Kirche vielleicht doch keine Reform? Nach dem Motto: „Wenn die Menschen nur besser wären, würden sie erkennen, dass die Kirche in Ordnung ist und keine Reformen braucht!“

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