Zum Erdüberlastungstag

Über fünf Jahrzehnte lang wurden die Vorhersagen unserer Wissenschaftler von Wirtschaft und Politik entweder bestritten oder völlig ignoriert und Menschen, die sich für unsere Umwelt einsetzten, als Öko-Spinner denunziert. Mittlerweile hat das Klima begonnen, weltweit zu kochen und die Grundlagen für zukünftiges menschliches Leben nicht nur in Afrika in Frage zu stellen. Dabei sind die absehbaren Kipppunkte noch gar nicht erreicht. Langsam wird ersichtlich, dass unsere zukünftigen Kosten dieser ökologischen Katastrophen weitaus höher sein werden als diese bei einem heutigem entschlossenem Umsteuern sein würden.

Aber ist die Dringlichkeit überhaupt im Bewusstsein aller Bürger angekommen? Auch bei denen, die aufgrund der vielen wissenschaftlichen Hiobsbotschaften gar keine Nachrichten mehr verfolgen wollen? Werden von der mit Abstand größten deutschen Tageszeitung mit den einfachen Wahrheiten nicht weiter die alten Narrative bedient?

Rechtspopulistische Parteien erhalten Zulauf, weil sie behaupten, die derzeitigen Wetterextreme seien nichts als eine gelenkte Verschwörung. Sie versprechen, dass wir unseren Konsum weiter so ungebremst ausleben können wie bisher. Viele Wähler, die um ihre Besitzstände fürchten, glauben dies nur allzu gerne. Aus meiner Sicht reagieren sie wie kleine Kinder, die noch nicht gelernt haben, Realitäten auszuhalten und eigenverantwortlich Lösungen zu finden. Und so wächst nicht nur in Europa die Zahl der rechtspopulistischen Autokraten, die jegliche Lösungen blockieren und unsere Welt in immer neue Konflikte führen... so wie Rechtsnationale uns in Krisenzeiten mit vorgeblich starken Worten schon immer ins Verderben geführt haben. Mit freundlichen Grüßen...

Kommentare

  • Was genau ist mit "Kipppunkt" gemeint? Etwa dass bei Überschreiten eines solchen eine unumkehrbare Entwicklung einsetzt? In dem Falle stellt sich die Frage, ob oder welcher Kipppunkt in welche Richtung wohl vor knapp einer halben Million Jahre überschritten wurde, als Grönland weitestgehend eisfrei war bzw. wurde. Übrigens soll zu jener Zeit die CO2-Konzentration bei mageren 250ppm (heute 400ppm) gelegen haben. Und ob die Erde bei weiterem Temperaturanstieg unbewohnbar wird, kann durchaus bezweifelt werden, da die Spezies Mensch wohl die anpassungsfähigste aller Spezien ist. Haben doch die Inuit sich mit eisiger Polarkälte und die Tuareg sich mit glühender Wüstenhitze arrangiert.

  • "Unumkehrbare Schäden - Das sind die gefährlichsten Kipppunkte des Klimas"
    Ein Beitrag von Stefan Rahmstorf
    SPON 23.12.2022
    Kipppunkte über Kipppunkte.

    Wenn vor 400..000 Jahren Grönland teilweise eisfrei war, obwohl die CO2-Konzentration niedriger war als heute, ist das kein Beweis, dafür, dass diese Konzentration heute keine Rolle spielt, .

    Zu Grönland: "Grönlands Eisschild könnte sensibler sein als gedacht"
    SZ 21.07.2023

    Dennoch allen ein schönes Wochenende, auch wenn der Wetterbericht - und nicht der Klimabericht, wie die Herrn Wahl und François wohl sagen würden - eher frische Temperaturen und Regen angesagt hat.

  • Herr Schleck, ich habe den von Ihnen empfohlenen SPIEGEL-Artikel gelesen. Dass laut dem Klima- und Meeresforscher Stefan Rahmstorf die nördlichen Nadelwälder sich ausdehnen und Teile der Sahara in Zukunft ergrünen könnten, sollte häufiger erwähnt werden.

    Und dann schreibt er folgendes: "Die schon jetzt beobachtete Kälteblase im nördlichen Atlantik dehnt sich aus, Teile Europas kühlen ab, der Meeresspiegel steigt rund einen Meter zusätzlich an Europas Küsten, Meeresökosystemen droht der Kollaps, es gibt nie gekannte Wetterextreme in Europa." Aha, Teile Europas KÜHLEN AB.

    Ansonsten fiel mir auf, dass alle erwähnten Kipppunkte nur in den Modellen auftreten. Ich hätte erwartet, dass derlei Kipppunkte auch anhand von Fakten aus der Vergangenheit beschrieben, bzw. belegt worden wären. So wundert es nicht, dass der im Weltklimarat mitwirkende Prof. Marotzke die Kipppunkte des Klimas allesamt als "sehr spekulativ" betrachtet. Diese Info erfuhr ich bezeichnenderweise nur aus einem Leserkommentar des fraglichen Spiegel-Artikels.

    Und dann unterschätzt Herr Ramstorf die Kreativität des Menschen, der laut ihm bei steigendem Meeresspiegel notgedrungen zurückweichen müsste. Haben nicht die Niederländer bereits heute dem Meer etwa ein Viertel ihrer Landfläche abgetrotzt?

  • „Dass … die nördlichen Nadelwälder sich ausdehnen und Teile der Sahara in Zukunft ergrünen könnten, sollte häufiger erwähnt werden.“
    Gewiss, das kann nicht oft genug erwähnt werden. Zumal das mit den borealen Nadelwäldern, die sich nach Norden ausdehnen… gerade weil die Klimaerwärmung diese Verschiebung der Vegetationszonen verursacht. Wo ist da der Gewinn für die Menschheit, wenn diese Wälder weiter südlich absterben?
    Wenn „Teile der Sahara“ ergrünen sollten, aber im Gegenzug die Amazonaswälder und Korallenriffe absterben , wo wäre da der Gewinn für die Menschheit?
    Übrigens, auch die Wüstenzone wandert dann nordwärts… nach Italien, Spanien,…

    „Ich hätte erwartet, dass derlei Kipppunkte auch anhand von Fakten aus der Vergangenheit beschrieben, bzw. belegt worden wären.“
    Herr Schmitz hat das hier wohl „übersehen“: „Er verwies auf die paläoklimatischen Datenbelege, nach denen es in der Klimageschichte wiederholt zu Instabilitäten der Atlantikzirkulation gekommen ist,[…].

    Zur „Kälteblase „übersieht“ Herr Schmitz dies hier: „Von Satelliten gemessener Trend der Meeresoberflächentemperatur seit 1993. Die »Kälteblase« im nördlichen Atlantik ist die einzige Weltregion, die sich auch seit dem Jahr 1900 abgekühlt hat, während der Rest der Erde sich erwärmt hat.“ Die EINZIGE Weltregion ! Alles klar?

    Zu Professor Marotzke: "Die Fachleute sind sich einig, dass bei dem Zeitdruck auf die Emissionsminderungen, die für Paris notwendig wären, die politischen Weichenstellungen in diesem Jahrzehnt getätigt werden müssen", schreibt Marotzke. "Passiert das nicht, werden die globalen Emissionen erst einmal weiter steigen. Und dann könnten wir die Pariser Klimaziele abschreiben."
    Verstehe man die Aussage aber so, dass Baerbock meint: "Man handelt jetzt, oder es ist egal, was man tut" – dann wäre das "natürlich falsch", so Marotzke. Denn: "Gerade wenn der Klimawandel weiter fortschreitet, wäre aktives Handeln statt Untätigkeit essentiell." Allerdings würden dann auch die Folgen des Klimawandels extremer ausfallen – und sehr viel drastischere Einschränkungen notwendig werden, um sie noch abzuschwächen oder auszugleichen.“
    Das ist doch wohl eindeutig.
    Quelle: „#Faktenfuchs: Ist jetzt die letzte Chance für den Klimaschutz?

    „Haben nicht die Niederländer bereits heute dem Meer etwa ein Viertel ihrer Landfläche abgetrotzt?“
    Ja, haben sie, aber mit einem gewaltigen technischen und finanziellen Aufwand: „Der Bau des Deltawerkes verschlang zwanzig Prozent des niederländischen Bruttoinlandsprodukts von 1958. Umgerechnet wären das heute 140 Milliarden Euro.“
    Kann man sich ernsthaft vorstellen, weltweit würden man alle durch einen steigenden Meeresspiegel gefährdeten Regionen durch Deiche vor einer Überflutung schützen können?

    Zum Schluss noch: „Haben doch die Inuit sich mit eisiger Polarkälte und die Tuareg sich mit glühender Wüstenhitze arrangiert.“
    Ja, haben sie. Folgert Herr Schmitz daraus, die demnächst 10 Milliarden Menschen könnten sich als Eskimos in Iglus und mit Robbenjagd „in eisiger Polkälte“ oder als Nomaden in den Steppenregionen (von „glühender Wüstenhitze“ wollen wir erst gar nicht reden) „arrangieren“?
    Wie ist in diesen extremen Regionen die Bevölkerungsdichte?

    Entschuldigung für die Überlänge, aber es ist wohl unvermeidlich bei all dem, was der Herr Schmitz so aufwirft.

  • Herr Schleck,

    Die "Instabilitäten der Atlantikzirkulation" der Vergangenheit waren aber offenkundig keine "unumkehrbaren" Kipppunkte.

    Frage: Ist es erwiesen, dass ein Ergrünen der Sahara zwangsläufig mit einer Verschiebung der Wüste in Richtung Südeuropa einhergehen wird? Der von Ihnen zitierte Stefan Rahmstorf behauptete doch, dass Teiles Europas s!ich abkühlen würden.

    Und schlussendlich noch ein Wort zu Professor Marotzke. Er klingt doch deutlich sachlicher und entspannter, als z.B. Ursula Von der Leyen oder António Guterres, die beide einen "Highway to Hell" an die Wand malen.

  • Erdüberlastungstag?
    Es wird sich auf nachwachsende Ressourcen bezogen...
    also solange diese "nachwachsen", wie kann es dann sein, dass wir auf Lasten der kommenden Generationen leben?
    Wenn die Heuernte dieses jahr gut ausfällt, haben wir dann den spä¨teren Generationen was vorenthalten?
    der einzige Rohstoff, von dem mehr gebraucht wird als nachwächst, ist seit Jahren Holz, mehr aber auch nicht.
    Und wenn Pflanzenöle und andere Bio-Erzeugnisse als Energielieferanten in der Industrie zweckentfremdet werden anstatt zur menschlichen Ernährung beizutragen, dann gilt es die grüne Politik an den Pranger zustellen.
    Die Grünen wollen mit solchen Aktionen von eigener Unfähigkeit ablenken und allen anderen eine Allgemeinschuld anlasten und andichten, die es überhaupt nicht gibt.

  • „Die "Instabilitäten der Atlantikzirkulation" der Vergangenheit waren aber offenkundig keine "unumkehrbaren" Kipppunkte.“

    Da verbeißt der Herr Schmitz sich in das Wort „unumkehrbar“.
    „Laut Definition des Weltklimarats IPCC ist ein Kipppunkt »eine kritische Grenze, jenseits derer ein System sich umorganisiert, oft abrupt und/oder unumkehrbar«. Mit »sich umorganisiert« ist gemeint, dass das System ab dem kritischen Punkt von selbst in einen ganz anderen Zustand übergeht.“
    So wie die Lawine, die plötzlich zu Tal geht. Unumkehrbar. Im folgenden Winter fällt trotzdem neuer Schnee… Alle Jahre wieder.
    Andere Ereignisse, andere Zeiträume: Etwa 55 Millionen Jahre?
    (SPON 05.01.2006 - „Erdgeschichte Erwärmung ließ Meereskreislauf kollabieren“)
    Danach hat es selbstverständlich wieder solche Zirkulationen gegeben, wenn auch nicht dieselben wie vorher.

    Zur Verschiebung der Wüste nach Europa? Wer behauptet denn, dass die Sahara nach Europa kommen wird? Katastrophale Dürreperioden genügen schon.
    Was ja auch logisch ist, wenn die boreale Zone sich erwärmt, wird auch und vor allem Südeuropa das ebenfalls tun. Oder verlagern die Polarregionen sich dann zum Äquator?

    Siehe z.B. Spanien:
    „Dramatische Dürre in Spanien: Waldbrände, vertrocknete Stauseen“
    „Getreideernte in Spanien ist Katastrophe – Dürreschäden extrem“
    „Neue Hitzewelle überrollt Spanien“ (ZEIT 07.08.2023) Es ist die vierte in diesem Jahr!

    Zu Marotzke: „sachlich und entspannt“?
    „Entspannte“ Leute wie Schmitz lassen sich leider durch noch so „sachlich“ vorgetragene Argumentationen nicht überzeugen, dass es „essenziell“ ( = „lebensnotwendig“) ist, jetzt zu handeln.
    Auf der Titanic wären die stoisch im Salon sitzen geblieben: „Das Schiff ist doch unsinkbar.“

  • Berichtigung: Der letzte Satz muss lauten:
    "Solange nicht einwandfrei und zweifelsfrei bewiesen ist, dass das Schiff sinken kann, kriegt keiner mich in ein Rettungsboot. Immer dièse Panikmache!"

    Ûbrigens, auch ein Kipppunkt, dieser Untergang, leider für viele unumkehrbar...

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