Geschlechtergerechte Rechtschreibung... Gendern

Vierzig Experten haben sich in der vergangenen Woche in Eupen mit dem Thema „geschlechtergerechte Schreibung – dem Gendern“ befasst. Hand aufs Herz: Bei diesem äußerst wichtigen Thema hätten es auch gut und gerne ein paar mehr sein können… Nein, Spaß beiseite, dass es sich bei dieser Angelegenheit um ein Reizthema handelt, ist mir vollkommen klar. Nur zu einem Zeitpunkt:

- wo die Welt aus den Fugen geraten ist,

- wo viele Menschen sich große Sorgen um ihre Zukunft machen,

- wo wir es als Schulträger kaum schaffen, ausreichend geschulte Pädagogen zu finden, die unseren Grundschülern Rechtschreibung, Grammatik und Grundrechenarten vermitteln,

- wo wir als Gemeinden immer mehr mit finanziellen Engpässen zu kämpfen haben und unserer Daseinsvorsorge kaum gerecht werden können,

- wo sowohl die Kleinkindbetreuung als auch die Begleitung und Pflege unserer alten Menschen uns immer mehr vor große Herausforderungen und eigentlich unlösbare Aufgaben stellen,

- wo wir alle nicht wissen, was morgen sein kann oder sein wird,

ist es sicherlich den allermeisten Menschen vollkommen wurscht, ob wir über Bürger*innensteigprojekte reden oder ob in einer Stellenanzeige zur Suche nach Fachpersonal der, die oder das steht, wissend, dass der Arbeitsmarkt der, die oder das (Fachkraft) momentan gar nicht hergibt… oder aber, ob der Aufruf „Bücherwürmer*innen aufgepasst“ für mehr Kundschaft in unseren Pfarrbibliotheken sorgt? Gendern in der Sprache Goethes - sicherlich ein Thema mit einer gewissen Wichtigkeit, aber es gibt meiner bescheidenen Meinung nach viel wichtigere Dinge wo Politik, Verantwortungsträger in der Gesellschaft, Experten sich kümmern sollten, nein, sich kümmern müssen. Abgesehen davon, lassen sich Toleranz, Respekt und Menschlichkeit nicht am Sprachengebrauch festmachen, sondern zeigen sich im täglichen Umgang miteinander und verordnetes oder erzwungenes Gendern führt ganz sicher nicht zu mehr Gleichberechtigung. In diesem Sinne werde ich weiterhin das Leben in die Hand nehmen und nach Lösungen für die wirklich wichtigen Probleme in meiner Gemeinde suchen und mich kümmern. Das Thema Gendern steht auch auf der To-do-Liste, aber eben nicht ganz vorne.

Kommentare

  • Hätten sich die 40 (Sprach)Experten der Meinung von Herrn Wirtz nach also nicht treffen sollen? Worüber häten sie denn stattdessen beraten sollen - über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, oder über die Rente, oder Kleinkindbetreuung?

    Ich finde es ist eine Unart unserer Zeit, immer wieder verschiedene gesellschaftliche Themen gegeneinander aufzuwiegen, als ob das eine nicht angegangen werden darf, weil das andere doch 'wichtiger' ist... es gibt immer Themen, die für die einen wichtiger sind als für die anderen. Sie gegeneinander auszuspielen trägt nur dazu bei, populistisch-simplistische Sichtweisen zu befördern und die Menschen gegeneinander aufzubringen.

    Man sowohl über Gendern reden als auch über Kinderbetreuung zum Beispiel. Und sowohl über Hilfe für die eigene Bevölkerung als auch für die Ukraine. Und sowohl für Frieden sein als auch für Waffenlieferungen an ein angegriffenes Land.

    Dies setzt allerdings voraus, dass man die Welt nicht nur in Schwarzweiß sieht...

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