Aries – Die Emanzipation eines YouTube Stars

<p>Aries gilt als ein vielseitiger Künstler.</p>
Aries gilt als ein vielseitiger Künstler. | Fotos: privat

Alles begann im Jahre 1998, als am 18.April ein kleiner Junge zur Welt kam. Wie weit es dieses kleine Wesen einmal bringen würde, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand erahnen.

Und bei dem Begriff „kleiner Junge“ beginnt auch schon unser erstes Problem, welches sich durch diese ganze Geschichte wie ein roter Faden ziehen wird. Denn wo genau das ganze stattfand, wie der Name des kleinen Jungen lautete, oder wer seine Eltern waren, ist bis heute ein wohl gehütetes Geheimnis. Generell hält der mittlerweile 25-Jährige sein Privatleben schon seit Beginn seiner Karriere bestmöglich geheim. Einige Dinge konnte aber selbst er nicht geheim halten.

Schon im eigenen Kinderzimmer begann die Begeisterung für Rap und das Produzieren von eigenen Songs. In seiner Jugend verbrachte er viel Zeit vor Bildschirm und Klavier und brachte sich nach und nach alles, was man für einen fertigen Song braucht, selbst bei. Vom Texte schreiben und aufnehmen, über die Produktion des Instrumentals hin zur Nachbearbeitung der einzelnen Spuren – alles übernahm er selbst. Seine ersten Schritte machte der Musiker im Genre Oldschool-Rap, wo er inspiriert von Künstlern wie beispielsweise MF Doom bald eine Art eigenen Sound entwickelte, welcher jedoch sehr dem des oben genannten Künstlers ähnelte.

Auch über seine ersten Platten findet man heutzutage nur noch in eingefleischten Fan-Gruppen vereinzelt Informationen. Wie es scheint, begann Aries‘ Musikkarriere nämlich schon weit vor seinen ältesten Songs, welche man sich heute noch auf YouTube anhören kann. Die damals veröffentlichten Rap-Alben findet man dementsprechend heute allerdings leider nicht mehr im Internet.

Außerdem begann er zur gleichen Zeit mit dem Hochladen von Videos auf der Internetplattform YouTube. Ein Schritt, der ihn später noch sehr weit führen würde. In diesen machte er sich seine musikalischen Stärken zu Nutze, indem er beispielsweise seine Zuschauer Beats aussuchen ließ, um aus diesen dann eigene Songs zu machen. Eine Idee, welche sich später in das Format entwickeln würde, das ihm zum großen Durchbruch verhalf.

Wir schreiben das Jahr 2017. Donald Trump ist seit einigen Monaten neuer Präsident der Vereinigten Staaten, Großbritannien steckt tief in den Vorbereitungen für den bevorstehenden Brexit. Gleichzeitig lädt ein 18-jähriger Künstler, welcher gerade erst vor einem halben Jahr aus der Uni ausgetreten ist, bei sich zuhause das Video hoch, das alles in seinem bisherigen Leben verändern wird. Das Video ist der Beginn einer neuen Reihe, welche sich der junge Artist auf der Basis seiner bisherigen YouTube-Erfahrungen ausgedacht hat. In dem Video zeigt er innerhalb einer kurzen Zeitspanne von zwei Minuten, wie der amerikanische Rap-Hit „Mask-Off“ des Künstlers „Future“ produziert wurde.

Innerhalb weniger Tage geht das Video durch die Decke.

All das führt dazu, dass sich Aries, der mittlerweile durch die Veröffentlichung von YouTube-Videos mehr Geld verdiente, als mit seinem bisherigen Aushilfsjob im Frühling 2017 dazu entschied, dies zu seinem Hauptberuf zu machen. Und das mit Erfolg, denn der Musiker erreichte ab diesem Zeitpunkt konstant eine größere Zielgruppe, welche im Mai desselben Jahres sogar in einem Video mit über zwei Millionen Aufrufen gipfelte.

Mit seiner emotionslosen Art, die sich in den folgenden Jahren als eines seiner Markenzeichen innerhalb seiner Community etablieren sollte, schaffte er es, sich mit der Zeit eine immer größer werdende Anhängerschaft an treuen Fans zu gewinnen, die nicht nur Interesse an seinen Videos fanden, sondern auch vermehrt anfingen, seine Musik zu hören.

Denn auch in der Zeit, in der die Videos einen Großteil seiner Social Media Präsenz ausmachten, hörte er nicht damit auf, konstant an neuer Musik zu arbeiten. So folgten in den nächsten Jahren mehrere Songs, die zwar noch nicht von kommerziellem Erfolg gekrönt waren, bei denen man allerdings eine deutliche musikalische Weiterentwicklung feststellen konnte. Mit Songs, wie „Red Lights“ oder „Funeral“ entfernte Aries sich immer weiter von seinem ursprünglichen Oldschool-Hip-Hop-Sound, um seinen neuen Sound in dem von tiefen Sub Bässen und digitalen Drum-Sounds dominierten Genre Trap-Rap zu festigen.

Der lang ersehnte Erfolg stellte sich ein.

Nach zwei Jahren voller erfolgreicher YouTube Videos, vielversprechender neuer Formate und eigenen Veröffentlichungen, welche immer mehr Zahlen generierten, kam das, was kommen musste.

Am 07.02.2018, fast ein Jahr nach der Entscheidung, alles auf eine Karte zu setzen, erschien auf dem YouTube-Kanal des mittlerweile 19-Jährigen Künstlers das Video zu seinem Song „Carousel“. Der fast drei Minuten lange Song bot genau das, was allen anderen Songs zuvor gefehlt hatte.

Seine harmonischen Gitarren, gemischt mit melancholischen Texten, authentischen Vocals und einer für das Genre so üblichen Trap-Begleitung, welche sich doch durch eine spürbare Liebe zum Detail von anderen Künstlern abhob, schafften es, die Zuhörerschaft zu begeistern. Ein erster Hit wurde geboren.

Dieser Erfolg trat eine Reihe von Ereignissen los, die alles verändern sollten.

Nur drei Monate, nachdem Aries mit „Carousel“ seinen bis dato größten Hit veröffentlichte, erschien das Musikvideo zu seiner nächsten Single mit dem Namen „Sayonara“. Ein Titel der bezeichnender hätte nicht sein können, denn wo vorher fast wöchentlich Videos erschienen, herrschten die nächsten drei Monate erst einmal Funkstille.

Erst am letzten Tag des Septembers 2018 erschien auf dem YouTube-Kanal des jungen Amerikaners ein kurzes Statement, in dem er erklärte, dass er keine Lust mehr auf YouTube-Videos habe und sich fortan nur noch auf die Musik konzentrieren wolle.

Fast fünf Jahre später blickt man zurück auf zwei Alben, zahlreiche Musikvideos und mehreren Touren quer durch die Vereinigten Staaten, Europa und Australien.

Aus dem YouTuber ist ein waschechter Künstler geworden.

Denn die Videos hörten zwar auf, doch die Fanbase blieb ihrem Künstler treu.

Heute veröffentlicht Aries immer noch Musik, hat aber auch seine Liebe zu YouTube wiederentdeckt. Zwar nicht mehr in Form von Videos, die maximal viele Zuschauer ansprechen sollen, dafür aber in teils sogar persönlicherem Content.

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen des Projektes „Media and Me“. Während drei Tagen erhalten Teilnehmer ab 16 Jahren unter anderem Einblicke in die Abläufe der GrenzEcho-Redaktion und erstellen journalistische Texte zu aktuellen gesellschaftlichen Themen.

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