Barbie im Wunderland

<p>Barbie-Puppen als Marilyn Monroe stehen in einem Museum.</p>
Barbie-Puppen als Marilyn Monroe stehen in einem Museum. | Foto: picture alliance/dpa

Pink, pinker, Barbie! Das in Glitzer und Glamour lebende Lieblingsspielzeug von Kindern weltweit soll als Vorbild dienen. Eine eigenständige Frau, welche schon lange nicht mehr nur ein unrealistischer Körper und ein hübsches Gesicht ist. Trotzdem ist genau das das Bild, welches bei dem Wort „Barbie“ in den Köpfen vieler Menschen aufpoppt. Dabei steckt hinter der klischeebehafteten Fassade eine faszinierende Geschichte. Beginnend bei der BILD-Zeitung, über Kritik an dem vermittelten Körperbild, dem anzüglichen Hit „Barbie Girl“, bis hin zu einer Neuerfindung der Figur im Filmformat.

Die Geschichte der Barbie Puppe findet ihren Anfang im Jahr 1959, als sie das erste Mal in den USA verkauft wurde. Hinter der Kultfigur steht die Firma Mattel, gegründet von Ruth Handler, ihrem Ehemann Elliot Handler und Harold Matson. Erstere wollte ihrer Tochter Barbara mit der Puppe Lilli eine Freude machen. Besagte Puppe basierte auf einer Zeichnung in der BILD-Zeitung, welche die zierliche Frau als Merchandise-Artikel herausbrachte. Da ihre Tochter von der Puppe so begeistert war, überredete sie ihren Mann, die Rechte an Lilli zu kaufen und benannte sie kurzerhand, nach dem Spitznamen ihrer Tochter, um. „Barbie“ war geboren. Zwei Jahre später erblickte auch ihr Freund Ken, benannt nach dem Sohn der Handlers, Kenneth, das Licht der Welt.

Die erste Barbie hatte lediglich einen schwarz-weiß gestreiften Badeanzug an, um den Kindern zu ermöglichen sie selbst anzuziehen und ihr damit eine individuelle Persönlichkeit zu verleihen. Später konnten einzelne Outfits für die Puppe gekauft werden. Diese waren stets an die Modetrends angepasst und verliehen Barbie ihren Ruf als „Fashionikone“. Doch auch Barbie musste mit der Zeit gehen. Im Jahr 1968 wurde die erste afroamerikanische Barbie veröffentlicht, in den 90ern folgten die Native American Barbie und hispanische Barbie. Der von Diversität geprägte Wandel machte sich unter anderem auch in der erweiterten Berufswahl, der Einführung verschiedener Körpergrößen und dem Aufmerksam machen auf Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen bemerkbar.

Trotz der Anstrengungen Mattels, ihre milliardenschwere Marke an die heutigen Schönheitsstandards anzupassen, werden immer wieder kritische Stimmen laut. Einerseits auf humorvolle Weise, wie der Song „Barbie Girl“ von Aqua, welcher das Klischee der „dummen Blondine“ kritisiert. Andererseits weisen verschiedene Studien daraufhin, dass das Spielen mit Barbies im Kindesalter zu einem niedrigen Selbstwertgefühl führen kann. Helga Dittmar von der Sussex University hat im Jahr 2006 ein Experiment mit über 160 Mädchen im Alter zwischen fünf und acht Jahren durchgeführt, um den Einfluss von Bildern einer Barbie im Vergleich mit Bildern einer realistischeren Puppe zu vergleichen. Die Mädchen, die sich die Barbies angesehen haben, sprachen später darüber, dass sie mit ihrem Äußeren nicht mehr zufrieden seien und lieber dünner wären. Die ungesunden und unrealistischen Körpermaße der Barbie haben sie als Ideal übernommen, was im späteren Verlauf ihres Lebens zu Essstörungen oder starken Gewichtsschwankungen führen könnte. Ähnliche Ergebnisse erhielt eine Studie aus dem Jahr 2021, welche im „Body Image Journal“ veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftler ließen die Kinder entweder mit Barbies oder mit realistischeren Puppen spielen. Die Kinder der ersten Gruppe berichteten im Anschluss daran, dass der anstrebsame Körpertyp dünner sein muss.

Trotz ihres problematischen Äußeren beweist Barbie durchaus, dass sie eine starke, feministische und selbstständige Frau ist. Ein Bild, was jungen Mädchen, aber auch Jungen zeigen soll, dass sie alles sein können, wie es auch der Slogan der Marke verspricht. Mattel hat auch bewiesen, dass das Unternehmen sich weiterentwickeln kann und das von Barbie vermittelte Bild immer wieder ändert, um den aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen zu entsprechen.

Im Geist der Zeit lässt sich auch der neue Film einordnen. Denn im Gegensatz zu den Animationsfilmen, welche eine romantisierte Version von Barbie darstellen, ist dieses Leinwandabenteuer nicht nur zum Kopf ausschalten. Zum ersten Mal verlässt Barbie ihr Zuhause und hat mit einer Identitätskrise zu kämpfen. Sie ist nicht perfekt, aber muss sie das überhaupt sein? Eine Frage, die auch außerhalb des Barbie-Universums essentiell ist. Ob der Film es schafft, eine selbstkritische Seite von Barbie zu zeigen, wird sich zeigen. Der Trailer behält auf jeden Fall mit einer Aussage über Barbie recht: „Ideen leben ewig“.

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen des Projektes „Media and Me“. Während drei Tagen erhalten Teilnehmer ab 16 Jahren unter anderem Einblicke in die Abläufe der GrenzEcho-Redaktion und erstellen journalistische Texte zu aktuellen gesellschaftlichen Themen.

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