#Quiet Luxury: Leiser Luxus, lauter Trend

<p>#Quiet Luxury: Leiser Luxus, lauter Trend</p>
Illustrationsfoto: picture alliance/dpa

Das liegt daran, dass „Quiet Luxury“ ein minimalistischer Modetrend sein will. In einem Kleiderschrank, der dieser Ästhetik entspricht, dürfen einige Dinge nicht fehlen: Polohemden, Blazer und Blusen, Anzüge, Marlene-Hosen, lange Kleider, sowie Lederschuhe sind Basics der Stilrichtung. Schon die Einzelteile an sich sorgen für ein elegantes Auftreten, das durch luxuriöse Materialien wie Leinen, Kaschmir oder auch Seide weiter aufgewertet wird. Außerdem beruht der Trend auf einer schlichten Optik, bei der ausgefallene Muster nur selten als besondere Akzente genutzt werden und die Farbpalette eher klein ausfällt: Schwarz, Weiß und Beige wird am häufigsten getragen.

Eine ganz entscheidende Rolle spielen bei „Quiet Luxury“ die Logos: Am besten dürfen die nämlich gar nicht gesehen werden. Der Luxus hat den Anspruch „quiet“, also leise, unauffällig zu sein. Mit dem eigenen Wohlstand soll nicht vor der breiten Masse geprahlt werden, viel mehr möchten sich die Superreichen an ihre eigene gesellschaftliche Schicht anpassen. Es wird davon ausgegangen, dass ein geschultes Auge weiß, wann es sich um edle Designerteile geht, ohne ein Markensymbol zu sehen.

„Quiet Luxury“ ist ein Trend der Wohlhabenden, die mit ihren Looks ein luxuriöses Lebensgefühl verkörpern wollen. Der Trend „Old Money Aesthetic“ geht da noch einen Schritt weiter. Hier handelt es sich um eine glanzvolle Lebensweise, die durch vererbtes Geld finanziert, also solches, das schon lange in der Familie ist und daher als alt bezeichnet wird.

Die Ästhetik verkauft nicht nur Kleidung, sondern ein damit verbundenes Lebensgefühl. Ein Gefühl von Reichtum und Wohlstand, so wie es die Superreichen genießen können. Seit diesem Jahr setzt sich der Trend nun auch in anderen Gesellschaftsschichten durch.

Man möchte edel und reich wirken. Damit sich das auch jeder leisten kann, verraten zahlreiche Influencer, in welchem Modegeschäft man Teile findet, die zwar dem Trend entsprechen, aber auch durch den kleineren Geldbeutel finanziert werden können.

Da die Modebewegung nicht nur die Kleiderwahl betrifft, setzten sich im Internet viele Influencer in passender Umgebung in Szene: Frauen mit seidenen Kopftüchern fahren in Cabrios, Männer in Leinenhemden steuern ihr eigenes Boot vor exotischen Stränden.

Die Ästhetik lässt sich eben auch auf immaterielle Güter, auf eine gesamte Lebensweise übertragen. Berufe können ebenso zur Stilrichtung passen wie Häuser und Babynamen. Im Hinterkopf bleibt da immer der Wunsch Teil dieser höheren Klasse zu werden und gesellschaftlich aufzusteigen. Die Menschen träumen in der aktuellen Krisenzeit von finanzieller Sicherheit und einem angenehmen Leben. Mit ihrer Kleiderwahl versuchen sie, ihrem eigenen Wunsch ein Stück näher zu kommen und ihren Betrachtern zu vermitteln, dass sie zu gehobenen Kreisen gehören.

Neben dem Hype muss sich das Modeereignis aber auch Kritik stellen. Ziel des Trends ist es, ein modisches Statement zu setzten und Kleidung als Statussymbol zu nutzen. Höhere Kreise kleiden sich bewusst in teure Markenkleidung ein und setzten dabei auf den Wiedererkennungswert innerhalb der eigenen Elite, weil auf klare Logos verzichtet wird. Dabei werden niedrigere Gesellschaftsschichten bewusst ausgeschlossen.

Diese jagen zwar dem Gefühl von unendlichem Reichtum hinterher, aber auch wenn ein Outfit ihnen Wohlstand suggeriert, macht es den noch lange nicht zur Wirklichkeit. Die Schere zwischen arm und reich bleibt. Der Wunsch besser zu leben auch.

So bleibt das Aussehen der Superreichen, die ihren angeblich leisen Luxus genießen, dennoch auffällig und ein versucht stiller Modetrend wird zum lautesten des Jahres 2023.

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen des Projektes „Media and Me“. Während drei Tagen erhalten Teilnehmer ab 16 Jahren unter anderem Einblicke in die Abläufe der GrenzEcho-Redaktion und erstellen journalistische Texte zu aktuellen gesellschaftlichen Themen.

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