Die Evolution des Sandmännchens

<p>Die Figur Sandmann im Klettergarten</p>
Die Figur Sandmann im Klettergarten | Foto: picture alliance/dpa

Die durch Mythen und Legenden beeinflusste Gestalt diente früher dazu, die Kinder zum Schlafengehen zu überreden. Ein Vorgänger des uns bekannten Sandmännchens ist Ole Lekøje (Deutsch: Ole Augenschliesser). Ole Lekøje wurde vom dänischen Autor C.H. Andersen verfasst, welcher sich von dem deutschen Sandmann-Schrecken inspirieren ließ. Das von C.H. Andersen erschaffene Sandmännchen streut den Kindern Milch in die Augen. Die Milch macht die Kinder müde. Der dänische Sandmann trägt zwei Schirme mit sich. Handelt es sich um brave Kinder, so spannt er den Schirm mit Bildern auf, welcher schöne Träume beschert. Sind es jedoch unartige Kinder, so holt es den zweiten Schirm heraus. Dieser Schirm hat keine Bilder und führt dazu, dass die unartigen Kinder – als Strafe – nichts träumen.

Der Sandmann, den wir kennen, erschien das erste Mal am 22. November 1959 im DDR-Fernsehsender. Das ostdeutsche Sandmännchen erschien somit neun Tage vor dem westdeutschen. Der Sandmann wurde als Rahmenhandlung für den Abendgruß genutzt. Er diente als Einleitung und Abspann. Der Abendgruß ist ein eigenständiges Märchen, die Figuren wechseln sich ab. Die berühmtesten Protagonisten des Abendgrußes sind dabei Pittiplatsch und Schnatterinchen.

Das Sandmännchen wurde zweimal pro Tag ausgestrahlt. Einmal um 17.50 Uhr, für die etwas jüngeren Kinder und das zweite Mal um 18.50 Uhr, für die etwas älteren. Lange liefen sowohl westdeutsches als auch ostdeutsches Sandmännchen zugleich. Der Tod des Puppenspielers Schulz, welcher für die Produktion des westdeutschen Sandmännchens zuständig war, führte jedoch dazu, dass die Produktion eingestellt wurde. Als 1991 angekündigt wurde, dass das Sandmännchen verschwinden würde, gab es eine große Welle an Entrüstung und Protesten. Schließlich wurde das Sandmännchen nicht eingestellt und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit.

Das Sandmännchen nutzt viele verschiedene Transportmittel. Es stattet Kindern auf der ganzen Welt mit dem Fahrrad, der Kutsche, dem Segelflugzeug oder zu Fuß einen Besuch ab. Der Sandmann ist auch politisch unterwegs. Zuerst besuchte das Sandmännchen die sozialistischen Länder, mit welchen die DDR befreundet war, wie zum Beispiel die Sowjetunion, Ungarn, Bulgarien und viele andere. Doch auch Reisen in nicht-sozialistische Länder trat das Sandmännchen an. Während der US-Invasion in Vietnam radelte das Sandmännchen dorthin und zeigte somit Solidarität.

Als in den 60er-Jahren die Freiheitskämpfe in Afrika ausbrachen, kam das Sandmännchen dorthin. Diese Ausstrahlung wurde jedoch als Propaganda genutzt und unterstützte die Kolonialmächte. Das Sandmännchen besuchte Ägypten, als da soeben der sowjetfreundliche Präsident Nasser verstarb. Es heißt, dass es mit seinem Besuch den Sozialismus in Ägypten vor dem Zusammenbruch retten wollte.

Da der irakische Präsident in den 70er Jahren als sowjetfreundlich galt, flog das Sandmännchen in das Land. Mit dem Besuch wollte es den Vertrag über Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Irak und der UdSSR stärken. Aber nicht nur auf der Erde, auch im Weltall war das Sandmännchen unterwegs. Passend zu Gagarins Reise ins Weltall 1961, stieg auch bald das Sandmännchen in eine Rakete und besuchte auf eine neue Weise Kinder.

Und auch, als der erste Mensch auf dem Mond landete, kam das Sandmännchen gleich hinterher. Es wollte mit den Amerikanern mithalten können.

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen des Projektes „Media and Me“. Während drei Tagen erhalten Teilnehmer ab 16 Jahren unter anderem Einblicke in die Abläufe der GrenzEcho-Redaktion und erstellen journalistische Texte zu aktuellen gesellschaftlichen Themen.

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